16. Oktober 2018   Aktuell

Im Würgegriff der Konzerne?

Thilo Bode, "Die Diktatur der Konzerne"

Buchvorstellung von foodwatch

Sie zahlen keine Steuern, schädigen die Umwelt und diktieren den Politikern die Gesetzesvorlagen – globale Konzerne machen das oft ganz legal. Und damit nicht genug: Sie werden immer dreister, nutzen Freiräume und Schlupflöcher immer hemmungsloser, eine neue Qualität der Ausbeutung ist erreicht. In seinem Buch zeigt foodwatch-Gründer Thilo Bode das ganze Bild dieser neuen "Diktatur der Konzerne", in deren Würgegriff wir Bürgerinnen und Bürger immer stärker geraten – und was wir dagegen tun können.

Jeden Tag erreichen uns Nachrichten über die Zerstörungen, die Konzerne auf dem Globus anrichten: Sie machen Menschen krank und lösen Wirtscharftskrisen aus; sie verändern das Klima, sammeln heimlich von ihren Kunden private Daten; sie manipulieren den politischen Diskurs und schwächen die Wächterfunktion der klassischen Medien; sie schaffen prekäre Arbeitsplätze, während sie exorbitante Gehälter, Boni und Ruhestandsbezüge an ihre Manager ausschütten und damit die wachsende Ungleichheit befeuern.

 

Die Konzerne wissen, dass sie für dieses Handeln nicht haften müssen. Doch damit nicht genug: Sie bemächtigen sich der Gesellschaft und der Politik. Entscheidungen gegen ihre Interessen sind so gut wie gar nicht mehr möglich.

In seinem Buch zeichnet foodwatch-Gründer Thilo Bode anhand ausgewählter Beispiele aus verschiedenen Branchen (Energie- und Autokonzerne, Banken, Nahrungsmittelindustrie und Digitalkonzerne) erstmals das ganze Bild dieser neuen Diktatur der Konzerne. Er zeigt, wie die Politik es zulässt, dass VW, Daimler & Co. sich auf Kosten ihrer Kunden und der Gesundheit der Bürger bereichern. Wie sich Lebensmittelkonzerne, darunter Nestlé und Unilever, im globalen Süden als Wohltäter und Weltverbesserer präsentieren, doch in Wahrheit mit ihren Produkten Millionen von Menschen fett und krank machen. Und wie ein Digitalkonzern wie Amazon zu dem wurde, was er heute ist: ein Gigant – der den Markt nicht dominieren will, sondern der Markt selbst werden will. 

Gegenstimmen mögen behaupten, die Übermacht der Konzerne sei nichts neues. Lobbyismus, wie ihn Unternehmen betreiben, hätte es immer gegeben. Das ist richtig.

Das Buch von Thilo Bode ist auch keine Streitschrift gegen Lobbyismus. Denn Lobbyismus ist unverzichtbar für den Interessenausgleich in einer Demokratie. Aber wir haben es hier nicht mehr mit herkömmlichen Lobbyismus zu tun, sondern mit einer Qualität des Lobbyismus, der die politische Machtübernahme der Konzerne steuert. „Schleichend, aber unter unser aller Augen verschieben sich die  Machtverhältnisse in unserer Gesellschaft in einem Ausmaß, das die Demokratie, die Marktwirtschaft, unsere Selbstbestimmtheit und unsere Freiheit gefährdet“, schreibt Thilo Bode.

Doch es gibt Hoffnung. Die Macht der Konzerne lässt sich brechen. Thilo Bode stellt klar: Bürgerinnen und Bürger können sich ihre Souveränität zurückerobern. Wir brauchen eine Gegenmacht der Gesellschaft, die durch gewaltfreien zivilen Widerstand die Machtfrage stellt. Dafür müssen sich parteiübergreifende Allianzen bilden, Organisationen und Gruppen, die sich für einen Staat stark machen, der die Regulierungshoheit hat und sich nicht der Industrie andient. 

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