Beitrag NachDenkSeiten von Tobias Riegel
„Faktenprüfer“ seien „politisch voreingenommen“ und hätten „mehr Vertrauen zerstört als geschaffen“ – die Folge sei „zu viel Zensur“. Einige aktuelle Äußerungen und Pläne von Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bezüglich der Meinungsfreiheit auf Facebook und Instagram – zunächst in den USA – sind zu begrüßen.
Der Internetkonzern Meta hat, zunächst für die USA, umfassende Änderungen bei der Moderation von Inhalten auf seinen Plattformen Facebook, Instagram und Threads angekündigt, wie Medien berichten. Gründer Mark Zuckerberg sagte in einem bei Facebook veröffentlichten Video zur bisherigen Praxis der „Moderation“ auf Facebook etc:
„Wir haben einen Punkt erreicht, bei dem zu viele Fehler passieren – und zu viel Zensur.“
Die jüngsten US-Präsidentschaftswahlen hätten zudem einen „kulturellen Wendepunkt“ markiert, erklärte Zuckerberg. „Wir werden zu unseren Wurzeln zurückkehren, Fehler reduzieren, unsere Regelwerke vereinfachen und die freie Meinungsäußerung auf unseren Plattformen wiederherstellen.“ Faktenprüfer seien „zu politisch voreingenommen“ gewesen und hätten „besonders in den USA mehr Vertrauen zerstört als geschaffen“. Zuckerberg:
„Als erstes werden wir die Faktenchecker loswerden und sie durch ‚Community Notes‘ ersetzen, ähnlich wie bei ‚X‘ – zunächst in den USA.“
Ausgelagerte Zensur
Man muss zur Beurteilung von Zuckerbergs Maßnahmen die Praxis und die tatsächlichen Auswirkungen abwarten – aber vorerst begrüße ich diesen Schritt: Faktenchecker sind eine Form der ausgelagerten Zensur für soziale Netzwerke. Sie sind für die ihnen übertragene Aufgabe der Meinungskontrolle nicht legitimiert. Vokabeln wie „Hass“, „Desinformation“ und „Delegitimierung“ sind extrem unscharfe Begriffe, mit denen es gerechtfertigt werden soll, unbequeme Meinungsäußerungen zu unterdrücken. Infos zu den von Zuckerberg erwähnten „Community Notes“ gibt es etwa hier bei X.
Illegale Inhalte wie Beleidigungen, Terrorpropaganda, Kinderpornographie oder Volksverhetzung können bereits auf juristischem Weg bekämpft werden. Dafür braucht es weder ein neues Vokabular noch neue Instanzen, die zum Teil auch noch abhängig von „öffentlicher“ Unterstützung sind. Damit bestreitet man nicht, dass im Internet auch unterhalb einer Verbotsschwelle viele bedenkliche Dinge geäußert werden, aber das muss eben ausgehalten werden, ein anderer sinnvoller Umgang fällt mir nicht ein – vielleicht haben unsere Leser dazu Vorschläge?
Die Behauptung, dass mutmaßlich nach dem Kriterium der politischen Folgsamkeit ausgewählte Gruppen dazu berufen seien, für den Rest der Bürger strenge Regeln aufzustellen, was sie lesen dürfen und was nicht, ist arrogant und aus vielen weiteren Gründen inakzeptabel. Das betrifft auch die Praxis, die Zensur mit einem „Schutz“ vor „schädlichen“ Inhalten zu begründen.
Aber: Die berechtigte Kritik an der großen Machtkonzentration in den Händen der Internetkonzerne und ihrer superreichen Eigentümer bleibt unabhängig von der Frage der Zensur auf den jeweiligen Plattformen bestehen. Man schränkt diese Macht der Internetkonzerne aber meiner Meinung nach nicht sinnvoll ein, indem die jeweils dominante Machtgruppe über den Umweg des „Faktenchecks“ politische Inhalte des Gegners in sozialen Medien löschen lässt.
Übrigens: Die New York Times meldet aktuell, dass Faktenchecker Zuckerbergs Aussagen über die problematische Wirkung der Faktenchecker faktengecheckt hätten – mit dem Ergebnis, dass die Fakten falsch seien:
Meta says: Fact-Checkers were the problem.
Was sagt die EU?
Das Vorhaben, die Nutzung von Faktencheckern zu beenden, bezieht sich bisher auf die USA. Bezüglich eventueller Folgen bei Ausdehnung auf EU-Länder hat die EU-Kommission laut Medien den Facebook-Konzern Meta davor gewarnt, das Faktencheck-Programm auch in der Europäischen Union zu beenden. Thomas Regnier, Sprecher der Kommission im Bereich Digitales, sagte:
„Falls sich die Plattform dann nicht an das Gesetz über digitale Dienste halten sollte, könnten wir tatsächlich auch eine Geldstrafe erlassen, die bis zu sechs Prozent des weltweiten Umsatzes einer solchen Plattform mit sich ziehen könnte.“
Regnier erklärte, dass die EU-Kommission sichergehen werde, „dass diese sehr großen Plattformen, egal wo sie ihren Sitz haben, sobald sie ihre Dienste hier in der EU anbieten, sich auch an unsere Regeln halten“.
Die Faktenchecker und der „Wahrheitsgehalt“
Unter vielem anderen haben die Faktenchecker bezüglich der Corona-Politik eine sehr negative Rolle gespielt, indem sie geholfen haben, kritische (wie wir heute wissen: oft zutreffende) Informationen zu löschen oder auf anderen Wegen zu markieren und zu unterdrücken. Aber auch bei vielen anderen Themen (Nord-Stream, „Kampf gegen Rechts“, Vorgeschichte des Ukrainekriegs etc.) fallen sie vor allem als Verteidiger von offiziellen Regierungslinien auf.
Die etwa während der Corona-Politik gelöschten Beiträge wurden übrigens keineswegs unterdrückt, weil sie objektiv keinen „Wahrheitsgehalt“ gehabt hätten, sondern vor allem deswegen, weil sie einer massiv verbreiteten offiziellen Linie widersprochen haben. Insofern ist es grob irreführend, wenn unter anderem der Focus zum aktuellen Vorgang der Abschaffung der fragwürdigen Faktenchecker-Instanzen schreibt:
„Bei Instagram und Facebook werden Inhalte in Zukunft nicht mehr auf Wahrheitsgehalt überprüft.“
Man kann natürlich auch nicht behaupten, dass alle gelöschten Beiträge etwa zu Corona „wahr“ gewesen seien, aber das Urteil darüber haben eben keine dubiosen Gruppen namens „Faktenchecker“ zu fällen.
„Zuckerberg schwenkt für Trump die weiße Flagge“
Auch wegen Mark Zuckerbergs Aussage vom durch die Wahl von US-Präsident Donald Trump markierten „kulturellen Wendepunkt“ interpretieren manche deutsche Journalisten das Feuern der US-Faktenchecker als Kniefall vor Trump. Das Handelsblatt schreibt: „Nun will sich Zuckerberg Trump annähern“. Die Süddeutsche Zeitung schreibt: „Zuckerberg schwenkt auf Trumps Linie ein“. Die Frankfurter Rundschau schreibt:
„Zuckerberg schwenkt für Trump die weiße Flagge“.
Die Kieler Nachrichten behaupten:
„Zuckerberg folgt dem Beispiel Elon Musks. Seitdem dieser Twitter gekauft, in X umbenannt und nach seinen Vorstellungen umgeformt hat, hat sich das Netzwerk mehr und mehr zu einem Tummelplatz für Rechtsextreme, Trolle und Propagandisten entwickelt. Sie können dort nun ungestört hetzen, mobben, agitieren.“
Spiegel-Online meint, „Mark Zuckerberg kapituliert“, und führt aus: „Die von Zuckerberg skizzierten Grundzüge deuten auf ein System hin, das auf die Kosten der Schwächsten geht.“ Eine bedenkliche Bildsprache nutzt aktuell die Badische Zeitung, wenn sie schreibt: Meta „öffnet die Schleusen“. Vor dem geistigen Auge entsteht da eine mühsam von wackeren Streitern für „die Demokratie“ zurückgehaltene Welle an „Desinformation, Hass und Hetze“, die jetzt die zarten Gemüter der Facebook-Nutzer wegzuspülen droht.
Ich dagegen würde es begrüßen, wenn die „Schleusen“ auch auf deutschen Facebook-Seiten bald für die verschiedensten Meinungen geöffnet würden.
Titelbild: TY Lim / Shutterstock
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Beitrag: NachDenkSeiten, von Florian Warweg
Die NachDenkSeiten-Gesprächskreise in Würzburg und Schweinfurt in Kooperation mit den Freidenkern hatten Mitte Dezember den NDS-Redakteur Florian Warweg zu zwei Vorträgen zum Thema Hintergründe und aktueller Stand beim Nord-Stream-Anschlag eingeladen. Der Fokus lag dabei auf der Analyse, welche, teilweise auch wenig bekannte, Akteure am stärksten von dem Anschlag profitiert haben. Die NachDenkSeiten dokumentieren für ihre Leser den Vortrag in der verschriftlichten Fassung. Von Florian Warweg.
Die wirtschaftlichen Motive der USA:
Noch vor wenigen Jahren herrschte in der LNG-Branche der USA Katastrophenstimmung. Der Fracking-Boom Ende der 2010er-Jahre hatte für ein massives Überangebot von Erdgas gesorgt. Ab Beginn der 2020er-Jahre sank der Spotmarktpreis am US-Knotenpunkt Henry Hub auf unter fünf Euro pro Megawattstunde. Zum Vergleich, derzeit (Stand Mitte Dezember 2024) liegt der Spotmarktpreis für Erdgas in der EU zwischen 43 und 50 Euro pro Megawattstunde. Die mit vielen Milliarden US-Dollar vom Finanzsektor ausgestattete US-Fracking-Branche und in logischer Folge auch signifikante Teile des US-Finanzsystems standen angesichts dieser Preisentwicklung vor dem Bankrott. Denn die Investitionen waren, wie im Big Business der USA üblich, mit wenig Eigen-, aber sehr viel Fremdkapital getätigt worden.
Weiterlesen: Vortrag von Florian Warweg: „Nord-Stream-Terroranschlag – Wer ist verantwortlich?“
Dass Menschen vergiftet wurden, das ist völlig klar. Es handelt sich um
eine organisierte Kriminalität, die dort bei der Pharmaindustrie eine große
Rolle spielt. Es sind ja auch viele dann verstorben, gleich nach der Spritze,
in den ersten 14 Tagen.
Durch die Spritzen wird das Immunsystem mit Sicherheit geschädigt. Das
ganze System ist pervertiert. Wir werden voll mit Propaganda überhäuft.
Wir haben keine Demokratie. Wir spielen Theater. Es bedarf vor allen
Dingen auch einer wissenschaftlichen Aufarbeitung. Die Wissenschaft hat
uns ja auch hängen lassen.
Magnet:
Sehr geehrter Herr Dr. Wodarg, danke, dass Sie sich die Zeit nehmen,
dass wir über den aktuellen Zwischenstand bei der Corona-Aufarbeitung
sprechen können.
Weiterlesen: Dr. Wolfgang Wodarg: Corona war eine militärische Operation, inszeniert von Konzernen!
Der Umgang des „Wertewestens“ mit Syrien ist traditionell von Zynismus, Heuchelei, Grausamkeit und Rechtsnihilismus geprägt. Deutschland war ein Vorreiter und bleibt auch nach der Machtübernahme der Dschihadisten bei diesem Politikstil. Unser Berliner Regime ist ein Produkt der Parteien-Oligarchie und damit nicht zur Selbstkorrektur fähig – ebenso wenig wie der ihm angegliederte Staatsfunk. Dessen „Informationsangebot“ über Syrien (und andere Teile der Welt) stellt ein gleich großes Grundübel dar wie das Nachrichtenprogramm seiner kommerziellen Konkurrenz. Alle beschönigen die jetzt herrschenden Dschihadisten als „Moderate“, wollen aber nicht erklären, wie „gemäßigter Terrorismus“ geht.
Unfähige politische Wichtigtuer wie die deutsche Außenministerin erklimmen in schneller Folge wahre Gipfel verlogener Selbstgerechtigkeit. Baerbock über den Umsturz in Damaskus:
„… dass wir uns in unserer Politik nicht von Resignation oder auch von nationalen Interessen treiben lassen, … sondern dass wir gerade in schwierigsten Zeiten, in schwierigsten Momenten, für unsere Werte und unsere Interessen einstehen und an der Seite derjenigen stehen, die weltweit für Frieden und Freiheit kämpfen. Wir haben … erlebt, dass unsere Werte und Interessen, nämlich die Sicherung von Frieden, von Freiheit und von Sicherheit, in einer globalisierten Welt maximal miteinander vernetzt sind. Und wir haben eben auch immer wieder erlebt, wie wichtig es ist, dass wir deutlich machen: Jedes Menschenleben zählt, und jedes Menschenleben ist gleich viel wert.“
Der gepeinigte Hörer resigniert angesichts derart konfuser Phrasendrescherei. Frei nach Max Liebermann: „Ick kann jarnich so ville fressen, wie ick kotzen möchte.“
„Humanitäre Hilfe“ für Terroristen
Im Syrienkrieg war nie erkennbar, dass dem „Wertewesten“ am Schutz von Menschenleben lag. Deutschland, führender Handlanger der USA und EU-Hauptakteur, machte gemeinsame Sache mit islamistischen Kopfabschneider-Milizen. Unterm Scheinheiligen-Schein „Wir sind die Guten!“ unterstützten wir nicht nur die Terroristenhochburg Idlib im syrischen Nordwesten mit Euro-Millionen. Die Verantwortung für das IS-Massaker an 700 Dörflern im August 2014 im nordöstlichen Deir-Essor – nur eines von vielen ähnlich grauenhaften Verbrechen – fällt den USA und dito ihren deutschen „partners in leadership“ zu, denn auch das IS-Gesindel ist eine wertewestliche Ausgeburt.
Opfer der Massaker interessierten die westlichen Politiker und deren journalistische Aktenkofferträger nicht bzw. nur dann, wenn sie sich öffentlichkeitswirksam gegen „Machthaber“ Assad verwenden ließen. Doppelmoral war seit dem zweiten Golfkrieg („Koalition der Willigen“ gegen den Irak) Standard der „Informationspolitik“ hierzulande.
Die USA wollten Syrien unterwerfen und dauerhaften Zugriff auf seine Rohstoffressourcen haben. Das war Teil ihres Chaosplans, den Nahen und Mittleren Osten zu „balkanisieren“, um die gesamte Region – den Iran eingeschlossen – kontrollieren und ausbeuten zu können. Der Weltöffentlichkeit gaukelten sie humanitäre Absichten vor, wenn sie (Bürger-)Kriege inszenierten und Leichenfelder hinterließen, Verwüstung, unvorstellbare Armut und Flüchtlingsströme von Millionen Menschen hervorriefen – im Iran, in Afghanistan, im Irak, in Somalia, im Sudan, in Libanon, in Libyen und in Syrien. Das zu durchschauen sollte Teil der politischen Erkenntnisfähigkeit sein. Von unserer Außenministerin darf man es füglich nicht erwarten; von Tagesschau-Redakteuren auch nicht.
Umsturz nach US-Plänen
Was leider kaum bekannt und dennoch Tatsache ist: Das syrische Drama war schon 1996 von den USA erdacht und vorgeplant worden. Details wurden dank der Wikileaks-Veröffentlichung eines vertraulichen Berichts aus dem Jahr 2006 bekannt, der die US-Vorgehensweise skizzierte:
Die Unterstützung sunnitisch regierter Länder wie Saudi-Arabien und Ägypten gegen das säkular regierte Syrien gewinnen
Unzufriedenheit und Zwietracht zwischen den konfessionellen und ethnischen Gruppierungen in Syrien bis zum Ausbruch von „Unruhen“ schüren
Eine Medienkampagne zur Verbreitung von „schmutziger Wäsche“ über das syrische Regime inszenieren
Schlagworte für die Agitprop waren schnell gefunden. Klassisch:
„Machthaber / Schlächter Assad führt Krieg gegen das eigene Volk“
Diese Bezichtigung übernahmen alle deutschen Massenmedien ohne kritische Prüfung, vorneweg die Tagesschau. Dabei „vergaßen“ sie, dass eine deutsche Regierung mit Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) keine Skrupel hatte, einen von der CIA verschleppten und gefolterten deutschen Staatsbürger im syrischen Gefängnis von Beamten des BKA verhören zu lassen. Schäuble bestand trotz aller rechtsstaatlich begründeten Kritik darauf, dass seine Behörden „Erkenntnisse“ nutzten, die in ausländischen Folterkellern gewonnen worden waren.
Deutschland weichte das Folterverbot auf. Voll grausiger Heuchelei und Selbstgerechtigkeit berichtet unsere Journaille jetzt zwar umfangreich und detailbesessen über „Assads Foltersystem“. Die Tagesschau trug dazu allein im Dezember dutzendmale bei. Dass unsere „Schutzmacht“ USA selbst Weltmeister im Foltern politischer Häftlinge war, bleibt sorgsam außer Betracht. Obwohl es naheläge, auf die CIA-Geheimgefängnisse – Black Site – hinzuweisen: nämlich im benachbarten Polen und in weiteren fünf europäischen Ländern, im Irak, in Jordanien, Pakistan, in Fernost, in den USA selbst. Dass die USA ihre Folterpraxis – siehe auch Guantanamo, von den ständig in Bewegung gehaltenen Folterflugzeugen und Folterschiffen ganz zu schweigen – nicht aufgeben, suchen sie vergeblich zu verbergen.
Kumpanei mit Terroristen
Die USA unterstützten die Terroristen in Syrien zunächst mit Geld, dann mit Waffen und schließlich mit einer Interventionsarmee, die bis heute mit mehr als 2.000 Mann den syrischen Nordosten besetzt. Vorgeblich diente das nur der Bekämpfung des außer Kontrolle geratenen, mordenden und plündernden IS. In Wirklichkeit handelte es sich bei der völkerrechtswidrigen US-Intervention um die militärische Unterstützung von Dschihadisten gegen die reguläre syrische Armee und forderte nach seriösen Schätzungen in deren Reihen mindestens 50.000 Tote.
Den Vorwurf „Kumpanei mit Terror-Milizen“ suchten die USA und ihre EU-Vasallen mit der Begriffsschöpfung „moderate Rebellen“ zu widerlegen. Damit werden die Hirne der Öffentlichkeit so lange püriert, bis sie den Widersinn nicht mehr wahrnimmt, dass islamistische Mörder zwar in Deutschland und in der EU aufs Schärfste verfolgt, aber in Syrien geschmiert und gehätschelt werden. (Wir kommen auf dieses Thema noch zurück).
Für den „Sieg“ über den Assad-Staat waren die Aktivitäten der Terroristen weit weniger entscheidend als das unmenschliche, vor 13 Jahren verhängte Wirtschaftsembargo des Wertewestens. Der European Council on Foreign Relations befand vor fünf Jahren, dieses Sanktionsregime bewirke
„massive Zunahme von Armut und Hunger“; man müsse diese Zwangsmaßnahmen als „Politik der verbrannten Erde“ einstufen, „die unterschiedslos und willkürlich gewöhnliche Syrer bestraft.“
Das scherte die Regierungen der USA und der EU aber einen Dreck. Ein paar Zahlen zum Elend, das sie willentlich hervorriefen:
Das jährliche syrische Bruttosozialprodukt pro Kopf sank von 2010 bis 2020 um 68,8 Prozent auf 780 Dollar.
Die Wareneinfuhr verringerte sich von 2010 bis 2023 um 91,7 Prozent (!) auf nur sechs Milliarden Dollar.
Die Warenausfuhr ging um 94 Prozent zurück.
Im Ranking des Human Development-Index (193 Länder) fiel Syrien auf Platz 153.
Mehr als die Hälfte der syrischen Bevölkerung hungert. 90 Prozent leben unterhalb der Armutsgrenze. „Rund fünf Millionen Menschen sind in die Nachbarländer Syriens geflohen, mehr als sieben Millionen sind innerhalb des Landes vertrieben worden – darunter sehr viele Kinder.“
Kriminelle Politik
500.000 Syrer sind in diesem 13-jährigen wertewestlichen Krieg gegen Syrien umgekommen. Aufgemerkt, Frau „Jedes-Menschenleben-ist-gleich-viel-wert“-Baerbock: Die eigenmächtigen Sanktionen der USA, der EU und Deutschlands haben dieses Massensterben wesentlich mitverursacht. Sie waren und sind völkerrechtswidrig und wurden von der UN-Generalversammlung sowie vom UN-Menschenrechtsrat Jahr für Jahr verurteilt. Sie, werte Frau Ministerin, lassen zwar Ihren Kopf auf Steuerzahlers Kosten für 11.000 Euro pro Monat kosmetisch aufbrezeln, das steigert dessen Aufnahmebereitschaft aber leider auch nicht. Es wäre ein Wunder.
Direkte humanitäre Hilfe für Assad-Syrien wurde, soweit sie von dritter Seite kam, nach Kräften behindert. Nur in geringem Umfang gelang sie den Vereinten Nationen, einigen Hilfsorganisationen und privaten Initiativen wie dem Verein „Freundschaft mit Valjevo.“ Die Regierungen des Wertewestens beschränkten ihre Hilfe auf die Terroristen-Provinz Idlib, auf die östlich daran angrenzende, von der Türkei besetzte Sperrzone und auf den von Kurden mithilfe der USA kontrollierten syrischen Nordosten.
Die Unterstützung für Idlib nützte zunächst der al-Qaeda und dann deren Ableger Jabhat al-Nusra, der sich schließlich in Hayat Tahrir al-Sham (HTS) umbenannte. In ihren Machtbereich flossen Hunderte Millionen Dollar, während die Bewohner Assad-Syriens die Last unmenschlicher westlicher Sanktionen zu tragen hatten.
Ein perfides Embargo der USA, der „Caesar Act“, verfügt während der ersten Amtszeit Donald Trumps, richtete sich formal gegen die syrische Staatsbank, machte aber praktisch das wenige Geld der Ärmsten vollends wertlos. Vor Beginn des Krieges gegen Assad kostete der US-Dollar 47 Syrische Pfund – 13 Jahre später, Anfang Dezember 2024, mehr als 14.400.
Zusätzlich erklärte Trump („We keep the oil!“), die USA behielten das syrische Öl, was selbst die US-amerikanischen Massenmedien sofort als Kriegsverbrechen brandmarkten.
Lakaien-Gesinnung
Nicht so Deutschlands Regierende und deren journalistische Helfershelfer. Die unterschlugen die hemmungslose, bis heute fortgeführte Plünderei der USA. Wirtschaftsminister Habeck: „Je stärker Deutschland dient, umso größer ist seine Rolle.“ Eben: Ein Diener kritisiert die Schweinereien seiner Herrschaft nicht, er kuscht und hält das Maul.
Die Provinz Idlib war seit dem Eingreifen Russlands gegen den islamistischen Terror Zufluchtsort von Kopfabschneidern und Dschihadisten verschiedenster Richtungen. Im deutschen Sprachgebrauch wurden diese als „gemäßigte Rebellen“ verharmlost und vom damaligen Außenminister Steinmeier, heute Bundespräsident, sogar salonfähig gemacht. Im Gegensatz zur deutschen Justiz: Die geht gegen Mitglieder und Unterstützer von Dschihadisten-Formationen als „terroristische Vereinigungen“ mit begründeter Härte strafrechtlich vor.
So verurteilte das Oberlandesgericht Stuttgart einen syrischen Islamisten zu unwiderruflich lebenslänglicher Haft, weil er an der Gefangennahme und Hinrichtung von Beschäftigten des syrischen Regimes und ihm nahestehenden Personen beteiligt war. Er gehörte zur Terrormiliz „Jabhat al-Nusra“, die zur Tatzeit (2013) von Emir Abu Muhammad al-Jaulani angeführt wurde – demselben Verbrecher, der jetzt anstelle Assads herrscht.
(Bundeskanzler Scholz: „Eine gute Nachricht.“ Dem Sozi-Radieschen – außen rot und innen weiß – ist ja auch sonst nicht zu helfen)
Urteilsbegründung des Gerichts vom 31. Januar 2020:
„Ihre Ziele verfolgten die Jabhat al-Nusra bzw. deren Nachfolgeorganisationen … durch militärischen Bodenkampf, Sprengstoffanschläge, Entführungen vorwiegend westlicher Staatsangehöriger, gezielte Tötungen von Angehörigen des syrischen Militärs und Sicherheitsapparates … Insgesamt hat die Jabhat al-Nusra bis Ende 2014 in Syrien mehr als 1.500 Anschläge verübt, bei denen mindestens 8.700 Menschen getötet wurden.“
Nach deutschem Rechtsverständnis ist al-Jaulani als Anführer der Terroristenbande ein Massenmörder. Die Tagesschau erwähnt allerdings nur seine Zugehörigkeit zur Terrormiliz „Jabhat al-Nusra“ als der HTS-Vorläuferin. Seine schwerstkriminelle Vergangenheit und Schuld an der Ermordung von 8.700 Menschen unterschlug sie. Er habe mit der Terrormiliz Jabhat al-Nusra gebrochen, sich zum „pragmatischen Radikalen“ und HTS-„Milizenführer“ gewandelt und gebe sich jetzt einen staatsmännischen Anschein.
Schmieranterie statt Journalismus
Kein klares Wort darüber, dass er nach dem „Bruch“ mit der al-Nusra unter der Flagge „HTS“ mindestens 549 weitere Morde begehen ließ, darüber hinaus Folterungen, Entführungen, Raub, sexuellen Missbrauch von Gefangenen und andere schwere Verbrechen. Dokumentiert sind 22 Foltermethoden, die in den HTS-Gefängnissen angewandt wurden. Doch Tagesschau.de brachte zu diesem Komplex nur den Hinweis, al-Jaulanis HTS werde „von Bewohnern und Menschenrechtsgruppen brutales Vorgehen gegen Andersdenkende vorgeworfen“. Das ist kein Journalismus mehr, sondern was zum Speien.
Die USA, die EU und Deutschland listeten al-Jaulanis HTS zwar als Terrororganisation, Washington setzte sogar zehn Millionen Dollar Kopfgeld auf den Mann aus. Man ließ ihn aber in Idlib unbehelligt agieren. Er konnte eine Art Zivilverwaltung („Syria Salvation Government“, SSG) für die rund vier Millionen Bewohner der Provinz installieren, Lebensmittelversorgung, Müllabfuhr und weiteren Bürgerservice organisieren und sich zum Ansprechpartner für die zahlreich in der Region tätigen internationalen Hilfswerke aufschwingen. Der Westen finanzierte ihn. Mithilfe korrupter NGOs umging er alle Sanktionen gegen sich und seine Terrororganisation.
Als die Bundesregierung in den Jahren 2018 und 2020 insgesamt 175 Millionen Euro humanitäre Hilfe für Idlib zahlen wollte, warnten AfD und Linkspartei vor Zweckentfremdung zugunsten der HTS-Terroristen. Die Regierung wies das zurück und behauptete, es gebe ein Prüfsystem, das Missbrauch ausschließe. Das ist nach den aktuellen Erkenntnissen nicht mehr glaubhaft und bedarf einer parlamentarischen Untersuchung.
Nicht nur die Tagesschau, sondern der gesamte polit-mediale Mainstream bemäntelt oder ignoriert einfach den mörderischen Charakter der HTS und ihres Anführers. BILD: „Rebellenführer“. Die TAZ, Leib-und Magenblatt der Grünen: „überzeugter konservativer Salafist“. Das ZDF: „Rebellenallianz unter Führung der islamistischen Gruppe HTS“.
So werden der Massenmörder al-Jaulani und seine Terroristenbande zusehends in den Stand von respektablen Leuten erhoben. Die USA haben schon das Zehn-Millionen-Kopfgeld auf ihn annulliert. Ministerin Baerbock schickte ihre Diplomaten zur Audienz des neuen syrischen Superstars nach Damaskus. Und machte ihm am 3. Januar gleich selbst ihre Aufwartung.
Die EU-Außenbeauftragte Kallas tönte:
„Wir fordern alle Akteure auf, weitere Gewalt zu vermeiden, den Schutz der Zivilbevölkerung zu gewährleisten und das Völkerrecht, einschließlich des humanitären Völkerrechts, zu achten.
Als ob sie bezüglich Syriens etwas zu melden hätte, dessen Zukunft jetzt von Trump und Erdogan abhängt. Und als ob mehr als 9.000 HTS-Opfer sofort vergessen werden dürften, wenngleich für deren Tod vorerst niemand zur Rechenschaft gezogen wird.
Sein Biedermann-Gewand wird der aktuelle Machthaber al-Jaulani nicht lange tragen. Die neue HTS-Herrschaft mordet weiter. Unter Schirmherrschaft der räuberischen USA und mit Beihilfe ihrer Vasallen wird die Unterdrückung und Ausplünderung Syriens fortgesetzt. Die Frage „Sind Syriens strategische Lage, sein Öl und der Machwechsel in Damaskus eine halbe Million Menschenleben wert?“ stellt kein Polit-Promi. Die Bundesregierung hat ihren moralischen Bankrott erklärt. Das medienseitig nicht- oder fehlinformierte Publikum hüllt sich mehrheitlich in Schweigen.
Eine zynische, käufliche, demagogische Presse wird mit der Zeit ein Volk erzeugen, das genauso niederträchtig ist wie sie selbst.
Das ist erweislich wahr.
Titelbild: Außenministerin Annalena Baerbock (verpixelt) mit Syriens De-facto-Machthaber Ahmed al-Sharaa: Dieses Bild veröffentlichen Kanäle, die der nun an der Macht befindlichen HTS (früher Al-Kaida) nahestehen. Quelle: Telegram/@ALMHARAR
Viele Eltern sind im Alter "verwaist", das heißt erwachsene Kinder vernachlässigen ihre alten Eltern oder bringen sie in Heimein unter, wo diese oftmals geistig untergehen, weil man sich im Alter selten einer völlig fremden Umgebung anpassen kann, die Freunde und Nachbarn fehlen, mit denen man sich ausgetauscht hat.
Einmal die Woche sollten erwachsene Kinder ihre Eltern anrufen, das ist ein gesunder Mittelwert und fragen. ob alles in Ordnung ist oder Hilfe nötig ist, so sagt man. Falls Eltern dann tatsächlich um Hilfe bitten, weil niemand anders zur Verfügung steht, ist es einfach Menschenpflicht zu helfen. Dies nicht zu tun ist schäbig, selbst wenn es in der Vergangehheit zu Streitigkeiten kam. Niemand ist unfehlbar, auch erwachsene Kinder nicht.