AKW Grohnde: Staatsanwaltschaft ermittelt
Hameln - Wegen des Verdachts einer schlampigen Reparatur darf das Atomkraftwerk Grohnde bei Hameln vorerst nicht wieder hochgefahren werden. Das niedersächsische Umweltministerium schaltete am Donnerstag die Staatsanwaltschaft Hannover ein,
um prüfen zu lassen, ob bei den Reparaturarbeiten am Kraftwerk richtig gearbeitet wurde.
Umweltschützer hatten bemängelt, der AKW-Betreiber E.on habe einen Riss an einer 30 Jahre alten Armatur unter Zeitdruck schweißen lassen, damit Grohnde an diesem Wochenende rasch wieder hochgefahren werden könne. Ein Austausch des Teils, das die Atomkraftgegner im nuklearen Bereich der Anlage vermuten, wäre ihrer Meinung nach sicherer gewesen.E.on nannte die Vorwürfe der Anti-Atom-Initiative Ostwestfalen-Lippe abstrus. Der Riss der Armatur sei im konventionellen Teil des Kraftwerks entstanden und normal dokumentiert worden. Die Kritik sei ein "durchsichtiges, politisch motiviertes Manöver, um das Wiederanfahren des Kraftwerks zu verhindern". Der Konzern prüfe derzeit rechtliche Schritte.
Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel (Grüne) teilte mit, falls die Schilderung der Atomkraftgegner stimme, könne eine Straftat vorliegen. Die Staatsanwaltschaft müsse nun prüfen, ob gegen Paragraf 312 des Strafgesetzbuches verstoßen worden sei - danach ist die fehlerhafte Herstellung einer kerntechnischen Anlage unter Strafe gestellt. Auch wer in diesem Zusammenhang fahrlässig oder leichtfertig handelt und so Menschen gefährde, kann bestraft werden.
Das Kraftwerk Grohnde war vor zwei Monaten für eine Routine-Revision abgeschaltet worden. Während der Überprüfung der Anlage waren außer einem Defekt an einem Generator auch Schäden an Drosselkörpern entdeckt worden, die den Wasserfluss zur Kühlung der Brennelemente steuern. Der Meiler läuft seit 1984, er soll nach Plänen der Bundesregierung 2022 als letzter niedersächsischer Atomreaktor abgeschaltet werden.
dab/dpa