Es ist ein schmutziges Geschäft, in jeder Hinsicht: Europäische Reeder verschiffen Abfälle nach Afrika, dort wird die Fracht illegal entsorgt. Giftige Schwermetalle verseuchen Böden, Flüsse und Fische - und die Händler verdienen Milliarden.
Elektromüll aus aller Welt landet in Ghana
Wenn Hamburg das Tor zur Welt ist, dann ist die Billstraße die Einfahrt zu ihren Mülldeponien. Die triste Ausfallstraße nahe dem Hamburger Hafen ist einer der prominentesten Umschlagorte für Elektroschrott in Hamburg, wenn nicht gar in Deutschland. Hier treten alte Fernseher ihre letzte Reise an, nach Asien und nach Afrika. Dort schlachten Menschen sie aus, um an die kostbaren Edelmetalle heranzukommen.
Der Großteil der Elektrogeräte, der sich zum Beispiel in Agbobloshie (Ghana) ansammelt, kommt aus Industriestaaten wie Deutschland. Obwohl auch unsere Regierung das Baseler Übereinkommen unterschrieben hat, das den Export von Elektroschrott aus Europa verbietet,
wird der Elektroschrott lieber im Ausland „entsorgt“, da in der EU für das ordnungsgemäße Recycling des so genannten E-Waste bezahlt werden muss.
In Ghanas Hauptstadt Accra liegt eine der größten Elektroschrott-Müllkippen Afrikas. Hier verbrennen Kinder und Jugendliche ausgediente Altgeräte aus Europa, um an verwertbares Metall zu kommen. Sie verdienen damit etwas Geld, doch zahlen dafür mit ihrer Gesundheit.
Täglich kommen in Ghanas Tiefseehafen Tema Container voller Elektrogeräte an. Sie sind gefüllt mit Laptops, Handys, Kühlschränken und Fernsehern. Es ist der Wohlstandsschrott der Industrienationen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen fallen weltweit jedes Jahr zwischen 20 und 50 Millionen Tonnen Elektromüll an: Rechnerleistungen verdoppeln sich alle paar Jahre, Flachbildschirme verdrängen Röhrenmonitore, Smartphones lassen Handys alt aussehen – und all diese Altgeräte müssen irgendwie, irgendwo entsorgt werden.
In Accra bringt Schrott sogar noch Gewinn ein. Etwa 500 Container kommen pro Monat in Accra an. Über Zwischenhändler landen die funktionstüchtigen Geräte als Second-Hand-Artikel auf den Märkten und werden weiterverkauft. Doch oft sind bis zu 50 Prozent der Lieferung nur noch Müll. Diese kaputten Elektrogeräte werden an den Schrottplatz verkauft, wo Kinder sie ausschlachten, um mit den wiederverwertbaren Rohstoffen etwas Geld zu verdienen.