Neue Thorium-AKWs aus Karlsruhe - Vorteil (?): der Müll strahlt kürzere Zeit, dafür aber um so stärker
Thorium Reaktor - neue AKW - Flüssigsalzreaktor 2018: Alte Lügen - Neu verpackt / Kleine, neue, "grüne" AKWs?
Neue Atomkraftwerke aus Deutschland und Karlsruhe
"Es ist nicht zu glauben! Deutschland steigt per Gesetz aus der Atomkraft aus, aber am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) wird in großem Stil an der Forschung für die Entwicklung neuer Generationen von Atomkraftwerken gearbeitet. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit, aber gefördert mit Mitteln aus dem Bundesforschungsministerium und Euratom, wird dort die europäische Forschung für neue Atomkraftwerke vorangetrieben.
Seit April 2017 ist das Joint Research Centre (JRC) Standort Karlsruhe (ehemals Institut für Transurane = ITU) auf dem Gebiet des KIT Nord ein geistiges und materielles Zentrum der europäischen Atomforschung, weil wichtige europäischen Atominstitute nach Karlsruhe verlegt wurden. Zurzeit wird dort sogar ein neues Forschungs- und Lagergebäude, unter anderem auch für hochradioaktive Stoffe, gebaut.
KIT und JRC Standort Karlsruhe sind über das Euratom-Projekt SAMOFAR an Thorium-Flüssigsalzreaktoren beteiligt, die eine integrierte Wiederaufarbeitung von waffenfähigem Uran 233 ermöglichen können. Diese Gefahren unbekannten Ausmaßes, die davon und von Kleinen Modularen Reaktoren (SMR) ausgehen, will das neue Bündnis untersuchen.
Alles läuft am KIT unter dem politischen Deckmantel von Sicherheitsforschung und Entsorgungsforschung, die für den Bestand von AKW und deren Abschaltung natürlich erforderlich sind. Dabei ist aber auch klar, dass Sicherheitsforschung für die neuen Generationen von AKW genau diese erst ermöglichen werden. Denn ohne Sicherheitskonzepte wird es keine genehmigungsfähigen neuen Generationen von AKW geben. Deshalb ist die Forschung am KIT geradezu das Fundament für neue Generationen von AKW, sie ermöglicht und befördert den Bau neuer Atomkraftwerke- auch im Ausland."
Ein Beitrag von Hans-Josef Fell
Die internationale Atomlobby war nach den vielen Opfern der "zivilen" Nutzung der Atomkraft, nach Fukushima und Tschernobyl für kurze Zeit ein wenig in Deckung gegangen. Aufgegeben hat sie nicht. Das globale atomare Dorf, die alten mächtigen Seilschaften aus Konzernen, Lobbyisten und Atomparteien funktionieren noch. Es werden zwar viel mehr alte AKW stillgelegt, doch in Diktaturen, Halbdiktaturen und in Ländern in denen der Markt nicht funktioniert werden immer noch AKW gebaut. Darum wird auch 2018 intensiv für neue AKWs geworben.
Kleine und kleinste "umweltfreundliche & grüne" Thorium-Atomkraftwerke
sollen zukünftig überall auf der Welt gebaut werden und die Forschung wird mit EU-Geldern gefördert.
Aus dem alten, großen Druck- und Siedewasser-Reaktor würden unzählige Klein- und Kleinstreaktoren... Ein zentrales Risiko der vielen, neuen, kleinen Dual Fluid Reaktoren wurde bei ARTE gezielt ausgeklammert. In jedem dieser Mini-Reaktoren entsteht die Radioakivität vieler Hiroshima-Bomben. Ein Unfall oder ein Anschlag auf ein Kleinst-AKW könnte eine Stadt unbewohnbar machen. Viele kleine Reaktoren sind viele kleine, zwangsläufig schlecht gesicherte, potentielle Anschlagsziele. Wenn heute in Syrien und im Irak diese neuen AKW stünden, dann könnte der IS schmutzige Bomben bauen. Auch für die heutigen und zukünftigen Diktatoren der Welt brächte die Möglichkeit, "schmutzige Bomben" zu bauen einen "nordkoreanischen Machtzuwachs".
Die Idee der Verbreitung von vielen kleinen & großen AKW auf der Welt ist ein globales Selbstmordprogramm und ein atomarer Alptraum, passt allerdings auch gut ins zerstörerische Zeitalter des Anthropozän..
Thorium-Bombe?
Schon im zweiten Weltkrieg, als in Hiroshima und Nagasaki die Atombomben abgeworfen wurden, gab es auch die Überlegung Thorium-Bomben zu bauen:
«Wenn man noch eine Thorium-Bombe gebaut haben würde, hätte man die auch gezündet», ist der Historiker und Oppenheimer-Biograf Martin Sherwin überzeugt. "Hätte es noch eine Thorium-Bombe gegeben, wären drei gefallen." sagte der Historiker Peter Kuznick von der Washingtoner American University.
Umweltbelastend, krank machend und sogar tödlich
sind die Folgen der Thoriumgewinnung und der atomaren Aufarbeitung. Im so genannten Normalbetrieb geben auch Kleinreaktoren, wohnortnah, krebserzeugende Radioaktivität an die Umwelt ab. Die problematische Tritiumproduktion ist bei diesem Reaktortyp wesentlich größer als in Druckwasserreaktoren oder in Schnellen Brütern und Tritium diffundiert leicht durch die Wandungen des Reaktorbehälters. Ein Thorium-Reaktor erzeugt zwar weniger und kürzer strahlenden Atommüll als ein Druckwasserreaktor, doch dafür strahlt er stärker. In Deutschland war der Thorium-Hochtemperaturreaktor (THTR) im westfälischen Hamm ein riskantes, kostspieligen Fiasko.
Die erhöhte Zahl von Krebserkrankungen im Umfeld des THTR, der Unfall am 4./5. Mai 1986 bei dem Radioaktivität freigesetzt wurde (aber nicht gemessen werden konnte, weil durch einen "erstaunlichen Zufall" die AKW-Messinstrumente nicht funktionierten), waren kein Thema für den ARTE-Werbefilm, der in Kürze auch bei der ARD ausgestrahlt werden soll.
Eine zentrale Frage hat der ARTE / ARD / NDR-Film von Myriam Tonelotto gezielt nicht beantwortet. Warum soll eine höchst gefährliche, teure Technologie weiter entwickelt und gefördert werden, wo es doch kostengünstige, umweltfreundliche Alternativen (Wind, Sonne, Wasserkraft...) gibt? Während die herkömmlichen Energieträger immer teurer werden, sind die Kosten für Erneuerbare Energien in den letzten 15 Jahren bereits um etwa die Hälfte gesunken. Bis 2020 strebt die Branche eine weitere Kostensenkung von 40 Prozent an.
Klein-AKW werden extrem teuer werden.