13. Juli 2020   Themen

Projekt Fehmarn-Belt-Tunnel schadet der ohnehin ökologisch belasteten Ostsee gewaltig

Kommentar: 13.07.2020, Roswitha Engelke

Das Vorhaben ist rein wirtschaftlich ausgerichtet und hat umweltschädigende Auswirkungen nicht berücktsichtigt. Eine wirtschaftliche Kosten-Nutzenanalyse zeigt aber bereits: Explodierende Kosten im Verhältnis zu immer geringer werdendem wirtschaftlichen Nutzen.

Zusätzlich richtet das Projekt nicht unerheblichen Schaden am ökologischen Gleichgewicht der bereits vielfältig geschädigten Ostsee an.  Ein Fakt, der sich nicht schönreden lässt und nicht ignoriert werden darf.  (Roswitha Engelke)

Ostsee schützen, Tunnelbau stoppen!

Foto: Beltretter

Quelle: Beltretter.de

Liebe BELTRETTER, Unterstützer und Unterzeichner der Petition,

gerade haben wir eine besondere Aktion gemacht: einen Wasser-Flashmob gegen den drohenden Ostsee-Tunnel.

 

Neben wunderschönen Stränden bietet die Ostsee rund um die beliebte Urlaubsinsel Fehmarn jede Menge Sport- und Naturerlebnisse am und im Wasser. Mit dem Bau des geplanten Ostsee-Tunnels könnte das bald vorbei sein. Deshalb schwammen heute Taucher und Wassersportler mit einem 24 Meter langen BELTRETTER-Kreuz – dem Symbol des Widerstands gegen den 18 Kilometer langen Tunnel – in der Ostsee, um ihren Unmut gegenüber dem Großbauprojekt auszudrücken. Der Flashmob wurde von uns BELTRETTERN initiiert. Wir fordern seit Jahren eine Neuprüfung des Bauvorhabens, das nicht nur der Ostsee enormen Schaden zufügen würde, sondern auch immer mehr Schwachstellen in der Kosten-Nutzen-Analyse aufweist, wie der Europäische Rechnungshof erst kürzlich bemängelt hat.

Aktuell liegen gegen den Bau des Tunnels mehrere Klagen von insgesamt sieben Klägern beim Bundesverwaltungsgericht vor, die im September verhandelt werden. Dessen ungeachtet und eigene anderslautende Versprechen brechend, hat das dänische Verkehrsministerium vor Kurzem angekündigt, trotz noch ausstehenden rechtskräftigen Urteils bereits im kommenden Januar mit den Bauarbeiten beginnen zu wollen.

Der Flashmob fand am beliebten Taucher- und Kiter-Hotspot am Grünen Brink auf Fehmarn statt.

Damit hatten wir ein Gebiet ausgewählt, das durch den Tunnelbau direkt betroffen wäre. Denn in unmittelbarer Nähe würde für mindestens acht Jahre die größte Baustelle Nordeuropas entstehen. Durch die Baggerarbeiten würden Sedimente aufgewirbelt, die das Ostseewasser stark eintrüben würden – und das nicht nur rund um Fehmarn, sondern auf einer Länge von bis zu 300 Kilometern entlang der deutschen Ostseeküste.

Durch den Bau würden seltene Riffe zerstört und die ohnehin wenigen und bedrohten Ostsee-Schweinswale vertrieben.

Nicht nur die beliebte Urlaubsinsel Fehmarn, sondern auch andere Ostsee-Orte würden unter den Bauarbeiten und ihren Folgen leiden.

 

„Das hätte auch Auswirkungen auf die Touristenzahlen. Gerade durch die Corona-Krise haben eigentliche viele deutsche Urlauber die Ostsee als Urlaubsziel für sich entdeckt. Durch den Megabau wäre die Idylle in Gefahr“, so unsere Sprecherin Karin Neumann. Die Beliebtheit bestätigt auch die Tourismus-Agentur Schleswig-Holstein.

Laut ihren Angaben sind die Ferien-Hotspots an Nord- und Ostsee schon Mitte Juni teilweise zu bis zu 87 Prozent ausgelastet. „Die Attraktivität wäre durch den Tunnelbau gefährdet“, so Karin Neumann.

Zerstörte Riffe und trübes Wasser: Ostseetauchen wäre über viele Jahre nicht möglich

Der Fehmarnbelt ist ein wunderschönes und abwechslungsreiches Tauchgebiet, hier kann man Blasentang, Seegras, Krebse und unzählige Fischarten entdecken und die seltenen Schweinswale beobachten.

Denn der Belt ist das wichtigste deutsche Aufzugsgebiet für Schweinswale“, so Danny Mai von der Tauchschule Atlantis, der neben vielen anderen Tauchern am Flashmob teilnahm. „Wir haben allein auf unserer Tauchbasis auf Fehmarn bis zu 1.400 Tauchgänge im Jahr. Viele Stammtaucher, aber auch immer wieder viele neue Tauchbegeisterte kommen zu uns und möchten die Ostsee unter Wasser erleben. Wenn der Tunnel gebaut würde, würden seltene Riffe zerstört und damit etliche Meerestiere verschwinden. Und es könnten in weiten Teilen der Ostsee auch keine Tauchgänge mehr stattfinden. Das wäre eine Schande.“

Das bestätigt auch der Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU), der seit Jahren immer wieder auf die drohenden schwerwiegenden Umweltfolgen des geplanten Tunnelbaus hinweist.

Erst im vergangenen Jahr hat der NABU seltene Riffe genau an den Stellen des Ostseebodens nachgewiesen, durch die sich der gigantische Absenktunnelgraben ziehen würde. „Die Baggerei im Belt würde die sensiblen, artenreichen Riffe und Sandbänke im Bereich der gewaltigen Tunneltrasse zerstören und die Ostsee langfristig erheblich eintrüben. Mit negativen Folgen für Schweinswale, Dorsch, Hering und andere Meeresbewohner,“ warnt Malte Siegert vom NABU.

Deshalb müssen die Planungen für den Ostsee-Tunnel-Bau im Trassenverlauf jetzt auch nachgebessert werden, das bestätigte kürzlich erst das Kieler Verkehrsministerium.

Europäischer Rechnungshof: Tunnelbau wirtschaftlich nicht tragbar

„Der geplante Tunnelbau würde nicht nur unserer Umwelt extremen Schaden zufügen, sondern er würde sich finanziell auch gar nicht rechnen. Denn das prognostizierte Verkehrsaufkommen steht in keinem Verhältnis zu den Kosten, die schon jetzt auf insgesamt 16 Milliarden Euro geschätzt werden“, macht Karin Neumann eine weitere Dimension des geplanten Großbauprojektes deutlich.

Auch der Europäische Rechnungshof stellt die Wirtschaftlichkeit infrage und hat dazu erst kürzlich einen Bericht veröffentlicht, der Schwachstellen in den Kosten-Nutzen-Analysen der festen Fehmarnbeltquerung aufzeigt.

Die Verkehrsprognosen seien demzufolge zu optimistisch gewesen und das Projekt sei daher wirtschaftlich nicht tragfähig. „Obwohl immer deutlicher wird, dass das Großbauprojekt eine absolute Fehlplanung ist und sowohl ökologisch als auch ökonomisch eine Katastrophe wäre, schweigt die Politik in Kiel und Berlin. Das akzeptieren wir nicht. Wir werden keine Ruhe geben, bis eine objektive Neuprüfung des Projektes erfolgt“, so Karin Neumann.

Liebe Grüße!

Das BELTRETTER Team

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