Russen und Deutsche: Eine bewegte Beziehung
Das deutsch-russische Verhältnis ist derzeit alles andere als spannungsfrei. Doch über 1000 Jahre gemeinsame Geschichte zeigen: Man war sich nicht immer Feind, sondern auch guter Freund.
Europa und speziell Deutschland ist historisch viel tiefer mit Russland verbunden als mit den USA. Über Jahrhunderte war Nowgorod im Norwesten Russlands der wichtigste russische Handelspartner der Hanse. Der Peterhof (lat. curia sancti Petri) in Nowgorod war eines von vier Kontoren der Hanse im Spätmittelalter.
Die Gründung der Akademie der Wissenschaften in St. Petersburg z. B. ist direkt auf ein Treffen Zar Peters des Großen mit dem deutschen Universalgelehrten Leibniz zurückzuführen. Es findet sich noch mehr an, wenn man die Geschichtsbücher durchblättert.
Die Medienpropaganda allerdings läßt kein gutes Haar an Russland und seinem Präsidenten. Das Russland bashing geht unverdrossen weiter und ist mittlerweile ekelhaft.
Wenn deutsche Medien schreiben, dass es russische Raketen waren, die den UN-Hilfskonvoi zertrümmerten und 20 Zivilisten töteten, so ist dies bis heute eine Behauptung geblieben, die nicht bewiesen wurde, aber immer gern gegen Russland eingesetzt wird, wenn eine Verschärfung der Sanktionen gefordert wird.
Der nationalistische Poroschenko wird von deutschen Medien hochstilisiert zum demokratischen Staatsmann obwohl Gegenteiliges bekannt ist.
Die rheinische Post schreibt, Europa darf sich nicht von Putin auf der Nase herumtanzen lassen, läßt dabei jedoch außer acht, das bisher Europa/Deutschland im Windschatten der NATO auf der geduldigen Nase Russlands tanzte, z. B. NatoÜbungen in Lettland an der russischen Grenze mit deutschen Soldaten.
Ob das Berliner Treffen eine Entspannung mit oder in der Ukraine bringt, ist fraglich. Ukraine Meldungen zu Folge hat der ukrainische Präsident Petro Poroschenko angekündigt, für jeden toten ukrainischen Soldaten "Dutzende und Hunderte" Aufständische zu töten.
Das spricht nicht gerade für eine friedliche Lösung. Ferner hat Poroschenko kurz vor dem heutigen Treffen den Erlass zur Verlängerung und Erweiterung der Sanktionsliste gegenüber Russland unterzeichnet heißt es laut einer Meldung auf seiner offiziellen Webseite. Die Liste wurde bereits am 31. August vom Ministerkabinett der Ukraine zusammengestellt, es kamen 259 natürliche und 46 juristische Personen zu den bisher Betroffenen dazu. (Quelle: der freitag)
Dass Merkel und Hollande mit Putin über die eskalierende Gewalt in Syrien sprechen wollen ist seltsam. Die Gewalt in Syrien eskalierte vor dem Eingreifen Putins. Vielleicht erinnern sich Hollande und Merkel daran und nehmen zur Abwechslung einmal Obama ins Gebet. Fünf Jahre Bürgerkrieg mindestens 250.000 Tote, mehr als elf Millionen, die ihre Heimat verloren haben - der Westen hat es nicht verhindert. Mit einer Mischung aus Desinteresse, Kalkül und Unfähigkeit haben wir zugesehen, wie Syrien zum Schlachthaus wurde. Das Recht zum Moralisieren haben wir verwirkt. (Spiegel.online)
Die Vereinigten Staaten haben gerade mal wieder die bilateralen Gespräche mit Russland über den Waffenstillstand im syrischen Bürgerkrieg abgebrochen. Diese provokative Entscheidung ist nur der jüngste Hinweis darauf, dass die USA ihre Militäroperationen zum Sturz der syrischen Regierung deutlich eskalieren wollen und dafür Russland die Schuld geben.
Der böse Russe, die guten Europäer/Amerikaner. So einfach ist das nicht.