18. Juli 2019   Themen

Förderung von Eliteprojekten mit militär- und rüstungstechnisch nutzbaren Potenzial?

Beitrag: Roswitha Engelke

Kommentar:

1. Einige wenige ‚exzellente‘ Universitäten bekommen damit massive finanzielle Unterstützung, während der Rest sich weiterhin mit riesigen finanziellen Problemen herumzuschlagen hat.

2. Die Exzellenzstrategie fördert ein 2-Klassen-System, in dem ein Großteil der Hochschulen durch Sparzwang beschränkt wird. Gerade aber die Breite der Forschungslandschaft ist eine Stärke, die man auf diese Weise (bewusst?) aushebelt.

3. Auffällig an der Strategie ist meiner Meinung nach, dass Forschungsprojekte, die militärisch verwendbar sind, bei dieser "Auslese" immer öfter bevorzugt werden.

4. Die Studierenden Vertretung (ASTA) lehnt die Exzellenzstrategie ab.

 

Wird die TU-Braunschweig Exzellenz-Universität?

Am 19. Juli 2019 wird die Förderentscheidung der Exzellenzkommission bekannt gegeben. Der Kommission gehören das Gutachtergremium und die Wissenschaftsministerinnen und -minister der Länder und des Bundes an.

Bund und Länder unterstützen mit der sogenannten Exzellenzstrategie universitäre Spitzenforschung  in international wettbewerbsfähigen Forschungsfeldern. Für die TU Braunschweig würde dies bedeuten: rund 75 Millionen Euro Fördergeld über 7 Jahre zusätzlich.

In der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder 2018 war die TU Braunschweig mit zwei Anträgen bereits  erfolgreich.

Die beiden Cluster Luftfahrt und Metrologie mit den Forschungsprojekten „QuantumFrontiers“ und „SE²A“ (werden ab 2019 für sieben Jahre gefördert.„QuantumFrontiers“ ist ein Verbundprojekt, das sich im interdisziplinären Forschungsfeld zwischen  Quantentechnologien und der Metrologie bewegt. „QuantumFrontiers“ befasst sich mit Licht und Materie an der Quantengrenze und wird Maßstäbe bezüglich der Präzision zukünftiger Experimente setzen. Immer präzisere Experimente stoßen Tore auf zu neuer Erkenntnis. Konkrete Beispiele sind die Erforschung von Gravitationswellen, die Manipulation einzelner Atome mit Licht oder die nanoskalige Integration photonischer und elektronischer Funktionen in Halbleiter-Chips für neue Sensoren.


Das Projekt SE²A wurde in enger Zusammenarbeit mit der Leibniz Universität Hannover und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelt.

Beide Projekte haben militär- und rüstungstechnisch nutzbares Potenzial. 

 

Das niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur veröffentlichte am 03. Februar 2014 als Ergebnis einer Abfrage vom Dezember 2013 eine Liste von 148 Forschungsprojekten, die seit dem Jahr 2000 an niedersächsischen Hochschulen in Auftrag gegeben wurden und potentiell militärischen Interessen dienen können.

Allein 36 dieser Projekte davon wurden an der TU Braunschweig erforscht, zwei davon unterliegen der Vertraulichkeit – hier sind weder konkrete Themen bekannt, oder in welchem Fach die Projekte laufen, noch, wer diese Aufträge erteilt hat und finanziert.

2011 setzte sich die Studierendenschaft der TU Braunschweig mit dieser Thematik  in der bundesweiten Initiative „Hochschulen für den Frieden“ auseinander, organisierte etwa im Sommersemester 2011 gemeinsam mit anderen Initiativen in Braunschweig den internationalen Kongress „Nein zur Militarisierung von Forschung und Lehre – Ja zur Zivilklausel“.

Die Zivilklausel ist eine Selbstverpflichtung von wissenschaftlichen Einrichtungen wie Universitäten, ausschließlich für zivile Zwecke zu forschen.


Mittlerweile sind in der TU-Braunschweig trotz Bundeswehr-Forschungsprojekten keine Aktivitäten mehr für eine Zivilklausel zu verzeichnen, im Gegenteil, der Rüstungskonzern Rheinmetall wirbt sogar in TU-Mensen.

Der AStA  fordert, dass in den TU-Mensen künftig keine Werbung für den Rüstungskonzern Rheinmetall mehr zu sehen ist. Der Waffenproduzent versuche seit einiger Zeit mit seiner Tochterfirma Pierburg, die Studenten anzulocken. Die harmlos aussehende Werbung unterschlage die Realität.

In einem Schreiben fordert der AStA die für das Schalten dieser Werbeanzeigen verantwortliche Firma New City Media dazu auf, mit sofortiger Wirkung die entsprechende Werbung zu verbannen.

"Die Universität ist unserer Ansicht nach ein Ort der Wissenschaft, die sich im Sinne des Gemeinwohls in den Dienst der Gesellschaft stellt", heißt es. Rheinmetall dagegen agiere menschenverachtend und liefere tödliches Material in die ganze Welt.

 



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