Kompromisslos ins Chaos: Die jüngste Volte der Christdemokraten im Ringen um einen Ausweg aus der Thüringer Krise zeigt, wie einfach es sein kann, die Demokratie zu beschädigen.
Nach der Absage der früheren thüringischen Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht einer Interimsrgierung vorzustehen, wirkt
Thüringens CDU-Fraktion wie ein Haufen beratungsresistenter Ichlinge, der nicht einsieht, warum er an der Lösung einer mittlerweile bedrohlichen Freistaatskrise konstruktiv mitwirken soll.
Die Abgeordneten machen den Eindruck, als ob sie sich lieber an den Sitzen im Erfurter Landtag festdübeln lassen würden, als auf ihre Diäten zu verzichten. Um es einen Ton drastischer zu sagen: Es geht ihnen darum, den eigenen Arsch zu retten. Das Schicksal des Landes geht ihnen am Arsch vorbei. Deshalb stemmen sie sich gegen zügige Neuwahlen und jedes Modell, das den Weg dahin ebnet.
Lieberknecht: Kooperation mit Linken "sauberste Lösung"
Sie sollten noch einmal in sich gehen. Und auf ihre frühere Ministerpräsidentin hören. Denn Christine Lieberknecht geht in ihrer Abrechnung mit den eigenen Parteikollegen sogar noch einen Schritt weiter – so weit, wie sie sich es früher nicht hätte "träumen lassen". Lieberknecht hält es für die "sauberste Lösung", dass CDU und Linke ihre gemeinsame Mehrheit nutzen - um der Stabilität des Landes in einer Krisensituation willen. Lieberknecht denkt dabei an die Wahl Bodo Ramelows, an Kooperation - egal, "ob das Projektregierung heißt, Koalition, Tolerierung oder wie auch immer".
Im Fußball würde man das Befreiungsschlag nennen. Schwer vorstellbar, dass der CDU das gelingen kann. Sie müsste sich dazu ja aus Engstirnigkeit und Schablonendenken befreien.