08. Oktober 2023   Themen

Mit "Neusprech" in die totalitäre Gesellschaft

Quelle: tkp der Blog für Science & Politik

Philosoph Michel Onfray: “Eine neue Art der Diktatur!”

Der französische Essayist und Philosoph Michel Onfray lieferte bereits 2019 in einem Buch als bekennender Atheist eine Diagnose der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung. Die westliche Welt, so ist er überzeugt, befindet sich auf dem Weg in eine neue totalitäre Gesellschaft.

In einem Interview mit Samuel Pruvot und Hugues Lefèvre am 16. 5. 2019 für „Famille Crétienne“, auszugsweise erschienen in „Vision 2000“ (Nr. 5/23), setzt sich Onfray über sein Buch „Théorie de la dictature“ (R. Laffont, 2019 – Deutsche Ausgabe: „Theorie der Diktatur“, Jungeuropa Verlag, Dresden 2021, ISBN 978-3-948145-08-8) auseinander und erläuterte seine Sichtweise. (...)

So läuft's!

(…) In seinem Buch über Diktaturen, sagt Onfray, habe er das Schema einer neuen Diktatur entwickelt, basierend auf genauen Gedankengängen zu Orwells „1984“. Er habe dazu ihre Exis-tenzformen in neuerer Zeit (man bedenke: 2019!) untersucht und erkannt: Diese Diktatur peilt ganz bestimmte Ziele an, nämlich: Freiheit zu zerstören, die Sprache verarmen zu lassen, die Wahrheit abzuschaffen, die Geschichte auszublenden, die Natur zu leugnen, Hass zu schüren und natürlich: totale Herrschaft anzustreben.

Auf die weitere Frage, wie das im Detail aussehe, lieferte Onfray eine großartige Aufzählung, was alles passieren muss, damit die genannten Ziele erreicht werden – aktuell quasi nun zum Abhaken, wie weit wir schon gekommen sind:

Um die Freiheit zu zerstören, muss man:
Fortgesetzte Überwachung sicherstellen, das Privatleben ruinieren und das Alleinsein (!) beseitigen (Menschen, die alleine sind, finden Zeit zum Nachdenken und Lesen), Freude an vorgeschriebenen Festtagen wecken, Einheitsmeinungen schaffen und „Gedankenkriminalität“ an-prangern.

Um die Sprache zu verarmen, muss man:


Eine neue Sprache („Neusprech“) einführen, Doppeldeutigkeiten verwenden (die Menschen ständig verwirren), unliebsame Worte abschaffen, das gesprochene Wort forcieren und eine Einheitssprache für alle schaffen, vor allem literarische Klassiker aus dem Verkehr ziehen.

Um die Wahrheit abzuschaffen, muss man:
Eine Ideologie lehren, die Medien instrumentalisieren, Fake News verbreiten und eine eigene Realität erzeugen.

Um die Geschichte auszublenden, muss man:
Die Vergangenheit auslöschen und Geschichte neu schreiben, Erinnerungen erfinden, Bücher verbrennen (besorgt heute die Zensur von Amazon und der sozialen Medien, teilweise sogar schon der Büchereien), eine Flut neuer passender Literatur erzeugen.

Um die Natur zu leugnen, muss man:
Den Lebenstrieb zerstören, sexuelle Frustration verbreiten (plus genügend problemlos konsumierbare Pornografie anbieten), das Leben unter Gesundheitsdiktate stellen und es künstlich erzeugen.

Um Hass zu verbreiten, muss man:
Einen Feind schaffen, Kriege schüren (auch oder insbesondere innerhalb der Familien!), kritisches Denken Psychiatrie-verdächtig machen, das "cogito ergo sum" per se abschaffen.

Um schließlich die Herrschaft anzustreben, muss man:
Die Kinder prägen (so früh wie möglich), die Opposition in einem Land steuern (und überwachen), mit den Eliten herrschen („Teile und herrsche!“), alle durch den „Fortschritt“ versklaven und zugleich die Macht verschleiern.

Somit: Ein kleines Handbuch zur Abschaffung jeglicher Freiheit und Lebenslust?

Wer wolle also behaupten, so Onfray, dass wir nicht schon längst dort angekommen sind.

Zu  betonen ist, das Interview fand Anfang 2019, vor dem „Coronaausbruch” statt! (...)

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