30. September 2015   Themen

Wir sind in Afghanistan gescheitert

Guten Tag, Genossinnen und Genossen!

Experten sind Leute, die genau erklären können, warum es nicht so
gekommen ist, wie sie selber es voraus gesagt haben. Dazu gehört auch
seit vorgestern unsere Kriegsministerin Ursula von der Leyen, die
angesichts der Eskalation der Kämpfe und der Eroberung von Kundus durch
die Taliban erklärte, dass der Abzug der Bundeswehr vor 2 Jahren zu früh
kam und man die verbliebenen Bundeswehr-Soldaten (Ausbilder, Berater)
länger als 2016 im Land lassen solle.

Man hatte Afghanistan doch verlassen, da sich die "Sicherheitslage" Ende
2014 so sehr verbessert hätte, dass man der afghanischen Armee zutrauen
kann, selbst für Stabilität im Land zu sorgen. Und nach dem Motto: Außer
Spesen nichts gewesen übergab man der Armee die ehemaligen deutschen
Stützpunkte und einen Großteil der Waffen. Wenn man davon absieht, dass
die Spesen ca. 11 Milliarden Euro betragen, die man aufgewendet hat, um
das Land zu zerstören, sind da aber die 55 toten Soldaten. Die man in
den Tod geschickt hat, um einer Politik Geltung zu verschaffen, die sich
auf einer Lüge gründete. Dazu kommen die 480 Kriegsversehrten, die als
Krüppel ohne Beine, Arme oder Augenlicht überlebten bei der
"Verteidigung Deutschlands" am Hindukusch. Vergessen wir auch nicht die
4.500 traumatisierten Soldaten, die als psychische "Krüppel" am Leben
scheitern, deren Familien zerbrechen. Dabei hatte der Überfall auf
Afghanistan zuerst nur die Gefangennahme von Osama bin Laden zum Ziel.
Doch 150.000 Soldaten aus 48 verschiedenen Ländern konnten ihn nicht
ergreifen. Kaum zu glauben, dass dann dafür nur 45 Mann einer
Sondereinheit der US-Armee ausreichten, die ihn in Pakistan und nicht in
Afghanistan am 2.5.2011 liquidierten.

 Die Weigerung der Taliban, bin Laden an die USA auszuliefern, wurde zum
Anlass, das Regime der Taliban unter Mullah Oman zu stürzen und eine
"Demokratie" in Afghanistan zu etablieren. Diese "Demokratie" führte
allerdings zum Tod von ca. 850.000.000 toten Zivilisten und verwandelte
das Land in einen Trümmerhaufen. Die Arroganz, man könne ein Land, dass
seit Jahrhunderten von Stammesfürsten, Clan-Chefs und Königen autoritär
geführt wurde, eine westliche Demokratie aufzwingen, hat einen
irreparablen Schaden im Land angerichtet. Und die Gräuel und
Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung haben den Taliban einen
fruchtbaren Boden bereitet. Ihr neuer Anführer Mullah Akhtar Mansoor,
der mit logistischer Hilfe des pakistanischen Geheimdienstes ISI seine
15.000 Kämpfer vereint und organisiert, hat nach dem Grundsatz: Den
westlichen Armeen gehören die Uhren, uns gehört die Zeit gewartet, bis
die "Allianz der Willigen" von alleine geht.

Dabei hätte ein Blick auf Vietnam erkennen lassen, wie das Ende der
Besatzung aussieht. Die US-Armee, die Ende 1973 ihr Gesicht wahren
wollte, was sie schon lange vorher -wie z.B. beim Massaker in My Lai-
verloren hatte, als man erkannte, dass der Krieg gegen die Menschen in
Vietnam, Laos und Kambodscha militärisch nicht zu gewinnen war, hat den
Krieg "vietnamisiert". Man hat der Armee Südvietnams die Waffen
übergeben und hat sich "einen schlanken Fuß" gemacht, was am Ende in
einer panischen Flucht endete. Das Ende war der Sieg des Vietkong!

Die Teilnahme Deutschlands am Krieg in Afghanistan entlarvt nicht nur
SPD und die Grünen, die ja schon militärisch im Kosovo und Jugoslawien
mitgemacht haben, als Versager einer echten Friedenspolitik -mit Blick
auf unsere Vergangenheit-, sondern macht für uns als Linkspartei die
Forderung zum Austritt aus der Nato zu einer Grundforderung, ohne deren
Erfüllung es keine Zusammenarbeit mit diesen Parteien geben kann und darf.

Ein Ende der Gewalt in Afghanistan gibt es nur mit den Taliban, die über
kurz oder lang wieder die Macht übernehmen. Um das zerstörte Land
aufzubauen, ist Vertrauen und wahre Hilfe nötig. 90 % der Bevölkerung
sind Paschtunen, wie ihre Brüder, die Taliban. Wenn wir sie aus
Überheblichkeit wieder sich selbst überlassen, wird das eine ewig
blutende Wunde bleiben. Helfen wir, anstatt weiter als Büttel der Nato
den Krieg befeuern. Und dazu müssen wir Politiker wie von der Leyen
stoppen, falls sie nicht eine Doktorarbeit zu Fall bringt. Wie ihr
Kollege Karl Theodor von und zu und dann auf und davon Guttenberg.

Noch wird Afghanistan von einem korrupten US-Marionetten-Regime geführt.
Nach dessen Untergang sollten wir mithelfen, damit das Land nicht ins
Mittelalter zurück fällt. Das geht aber nur, wenn wir die Taliban nicht
bekriegen, sondern die Möglichkeiten schaffen, der Menschlichkeit eine
Chance zu geben. Denn je länger der Krieg dauert, desto größer wird ihr
Verlangen nach Rache. Zeigen wir ihnen, dass die Mehrheit der Deutschen
den Krieg nicht wollte, sondern selbstgefällige und
profilierungssüchtige Parteiführer.

Dieses wunderschöne Land muss wieder Heimat werden und nicht ein ewiger
Kriegsherd.

In diesem Sinne mit roten Grüßen

Augustin







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