26. Januar 2018   Themen

Bildung? Planspiele der Bundeswehr zu den Themen "Syrienkrieg" und "Flüchtlingskrise" an unseren Schulen

Kommentar: Roswitha Engelke

Geht 's noch? Den Krieg in Syrien zu instrumentalisieren, um Jugendliche für den Dienst an der Waffe zu begeistern und, wie geht man aus militärischer Sicht mit Flüchtlingen um ...?  Das ist nicht nur geschmacklos ... das ist menschenverachtend ...

Von Volker Budinger

»Das Helmholtz-Gymnasium in Hilden soll sich der Bildung widmen, und nicht der Militarisierung der Schülerinnen und Schüler«, so empörte sich  Michaela Gincel-Reinhardt, Kreissprecherin der Partei Die Linke Mettmann, öffentlich über ein an der Schule geplantes Planspiel mit Jungoffizieren der Bundeswehr.

Schüler der Oberstufen-Jahrgangsstufe Q2 sollten im Zusatzkurs Sozialwissenschaften zu einem Teil in der Schule und zu einem anderen in der Hildener Waldkaserne an dem sogenannten Planspiel teilnehmen, das sich mit den Themen »Syrienkonflikt« und »Flüchtlingskrise« beschäftigten sollte.
»Auf Grund des medialen Interesses an der geplanten Veranstaltung hat die Bezirksregierung Düsseldorf in Abstimmung mit der Schule beschlossen, das Planspiel zunächst zu verschieben, um einen ungestörten Unterricht gewährleisten zu können«, erklärte nun Jessica Eisenmann, Pressesprecherin der Bezirksregierung.

Zuvor hatte es eine lebhafte Diskussion über das Thema unter anderem auf Facebook gegeben, Auch die Bundestagsabgeordnete der Linken Ulla Jelpke hatte sich dem Protest der Mettmanner Linken angeschlossen: »Jugendoffiziere sind keine unabhängigen Lehrkräfte, sondern Soldaten, deren Job es ist, jungen Leuten ein aufgehübschtes Bild von der Bundeswehr zu vermitteln«, erklärte sie.

Unterricht gehöre nicht in Kasernen und die Bundeswehr habe an Schulen nichts zu suchen, so der Protest der Politikerin. Empörend sei es auch, so die Mettmanner Linken, dass die Schüler gezwungen seien, an dem Planspiel teilzunehmen, da Anwesenheitspflicht bestünde. »Militärpropaganda« sei das, die die Schulleitung hätte absagen sollen, sagte Gincel-Reinhardt.

Die Schule wollte sich nicht zu dem Thema äußern und auch von Seiten der Stadt Hilden verwies man auf die Bezirksregierung. »Wir haben auf die inhaltliche Gestaltung des Unterichts keinen Einfluss«, erklärte eine Sprecherin der Stadt.

Seitens der Bezirksregierung hat man trotz der vorläufigen Absage aber kein Verständnis für den Protest. Die Themen »Friedens- und Sicherheitspolitik« seien rechtlich nach den Erlassvorgaben des NRW-Schulministeriums in einem ausgewogenen Maße im Unterricht zu behandeln. »Dazu gehört, dass auch den Organisationen der Friedensbewegung wie der Bundeswehr die Möglichkeit zur Darstellung ihrer Positionen im Unterricht - unter Einhaltung bestimmter Vorgaben - gegeben werden kann«, sagt die Sprecherin der Bezirksregierung.

Die Simulation POL&IS (Politik & internationale Sicherheit) sei ein von der Bundeswehr durchgeführtes interaktives Planspiel, das politische, ökonomische und ökologische Aspekte internationaler Politik berücksichtige. »Jugendoffiziere betreiben dabei keine Truppenwerbung, sondern sind Akteure der politischen Bildung, genauso wie politische Stiftungen oder Nicht-Regierungsorganisationen«, sagt Eisenmann. »Speziell diese Planspiel deckt einen wichtigen inhaltlichen Schwerpunkt des Lehrplans ab, die Vereinten Nationen und deren Wirken als Institution für den Weltfrieden, und ist daher eine vertiefende Ergänzung des Lehrstoffes der Oberstufe.« Das Planspiel werde an Schulen immer wieder eingesetzt, was nicht zu beanstanden sei.

Wann das Planspiel nun am Helmholtz-Gymnasium stattfinden wird, ist unterdessen unklar. »Ein Ersatztermin steht derzeit noch nicht fest«, sagte Eisenmann.

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