28. Mai 2024   Themen

Lauterbach-Interview zur Finanzierung der Pflege „Es gibt ein akutes Problem in der Pflegeversicherung“

Laut Lauterbach sollte es in 2023 einen statistisch geschätzten Zuwachs von 50.000 Pflegebedürftigen geben, tatsächlich waren es 360.000. Das mehr als SIEBENFACHE!
Ein Elefant steht im Raum. Denn keineswegs können es die "Impfungen" sein. Die Alten waren ja "vulnerabel" und die "Impfungen waren gut und sicher und vollkommen nebenwirkungsfrei" - hieß es immer gern vom Minister. Allerdings, wo bleibt sein Schwurbeln über "Long-Covid"? Das diente doch sonst immer bestens zur Wegerklärung von Impfschäden. Katastrophalerweise wird dieses Problem  ein weltweites sein.


 „Es gibt ein akutes Problem in der Pflegeversicherung“

Quelle: Radionetzwerk Deutschland (RND)

Karl Lauterbach (SPD) spricht bei einer Presse­konferenz in Berlin. Im RND-Interview spricht der Bundes­minister für Gesundheit über die Zukunft der Pflege­versicherung.

Bundes­gesundheits­minister Karl Lauterbach (SPD) spricht im RND-Interview über die geradezu explosionsartig gestiegene Zahl der Pflege­bedürftigen – und darüber, wie es dazu gekommen ist. Die Finanzierung des Systems werde immer schwieriger. Außerdem erklärt er, was hinter seiner neuen Wortschöpfung „stambulant“ steckt.

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Herr Lauterbach, über Ihre Krankenhaus­reform wird viel gesprochen, auch über die geplante Stärkung der Hausärzte. Doch auch in der Pflege­versicherung liegt vieles im Argen: Wegen des Fachkräfte­mangels wird die Suche nach einem Pflegedienst oder Heimplatz immer schwieriger. Zudem steigen die Kosten rasant. Was gedenken Sie zu tun?

 

Es gibt zunächst einmal ein akutes Problem in der Pflege­versicherung. In den letzten Jahren ist die Zahl der Pflege­bedürftigen geradezu explosionsartig gestiegen. Demografisch bedingt wäre 2023 nur mit einem Zuwachs von rund 50.000 Personen zu rechnen gewesen. Doch tatsächlich beträgt das Plus über 360.000. Eine so starke Zunahme in so kurzer Zeit muss uns zu denken geben. Woran das liegt, verstehen wir noch nicht genau.

Könnte das eine Art Nachhol­effekt nach der Corona-Pandemie sein, in der weniger Menschen einen Pflegegrad beantragt hatten, um sich bei der Begutachtung nicht anzustecken?

Das ist eine Hypothese, die wir nun prüfen. Ich glaube aber nicht, dass der Nachhol­effekt einen Aufwuchs in dieser Größen­ordnung erklärt. Ich gehe vielmehr davon aus, dass wir einen Sandwich­effekt erleben: Zu den sehr alten, pflegebedürftigen Menschen kommen die ersten Babyboomer, die nun ebenfalls pflegebedürftig werden. Es gibt also erstmals zwei Generationen, die gleichzeitig auf Pflege angewiesen sind: die Babyboomer und deren Eltern. 

Ich gehe vielmehr davon aus, dass wir einen Sandwich­effekt erleben: Zu den sehr alten, pflegebedürftigen Menschen kommen die ersten Babyboomer, die nun ebenfalls pflegebedürftig werden.

Karl Lauterbach

Aber die Babyboomer sind doch eigentlich noch zu jung, um pflegebedürftig zu sein. Die Wissenschaft sagt doch, wir altern gesünder?

Wir haben eine Reihe von Erkrankungen, die man früher nicht lange überlebt hätte. Nehmen Sie zum Beispiel Menschen mit schweren Behinderungen oder Unfallopfer mit massiven bleibenden Schäden. Durch die Erfolge der Medizin ist die Gruppe derjenigen größer geworden, die schon in jungen Jahren pflegebedürftig sind. Das stellt uns vor besondere Heraus­forderungen.

Was heißt dieser Anstieg für die ohnehin angespannten Finanzen? Die Kassen gehen davon aus, dass – entgegen Ihrer Ankündigung – im Wahljahr 2025 die Beiträge steigen müssen.

Es wird jedenfalls nicht einfach. Klar ist, dass wir mittel- und längerfristig eine solidere Form der Finanzierung der Pflege benötigen. Mit dem jetzigen Beitrags­system allein werden wir das Leistungs­niveau der Pflege nicht erhalten können. Es gilt zu verhindern, dass die Pflege durch Preis­steigerungen und höhere Löhne für die Pflegekräfte entwertet wird. Deshalb müssen die Leistungen dynamisiert, also regelmäßig erhöht werden.

Das wird teuer.

 
 

Richtig. Aber anders als für die Gesundheits­versorgung gibt Deutschland im internationalen Vergleich nicht übermäßig viel für die Pflege aus. Hier ist vieles schon jetzt auf Kante genäht. So darf es nicht bleiben.

Eine Arbeits­gruppe aus mehreren Ministerien soll ja bis Ende Mai Vorschläge für eine Finanzreform vorlegen. Wird das noch was?

Wir sind im Zeitplan und werden auf Arbeitsebene bis Ende Mai fertig. Ich will nicht vorweggreifen, aber so viel kann ich sagen: Es wird wohl kaum zu einer einheitlichen Empfehlung aller Beteiligten kommen. Dafür sind die Ansichten der verschiedenen Ministerien beziehungsweise der Koalitions­partner zu unterschiedlich. Aber es gab eine sehr gute gemeinsame Problem­analyse. Wir werden die unterschiedlichen Lösungs­möglichkeiten neutral und fair nebeneinander­stellen.

 

 

 

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