08. März 2018   Themen

Integration in Gefahr

Quelle: Welt- Digitalzeitung

Rund 130.000 Jugendliche und Kinder lernen an weiterführenden Schulen zurzeit erst einmal die Sprache und sollen dann im Regelunterricht mithalten. Doch die Lehrer sind überfordert. Experten warnen vor einer „verlorenen Generation“.

Der Unterricht an deutschen Schulen droht für jugendliche Flüchtlinge in eine Sackgasse zu führen. Viele könnten in den nächsten Jahren einen Abschluss weit unter ihren Möglichkeiten machen oder die Schule sogar abbrechen. Das zeigt eine neue Studie des Forschungsbereichs beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR).

 

Für den SVR wertete der Sozialwissenschaftler Simon Morris-Lange die Unterrichtspraxis an 56 weiterführenden Schulen in Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Hessen und Nordrhein-Westfalen aus. Er wollte wissen, wie es Sekundarschulen bei der Integration der 130.000 jugendlichen Flüchtlingen, die seit 2015 auf deutsche Schulen gehen, ergangen ist. Morris-Lange analysierte die Lehrmethoden und ging der Frage nach, ob die jungen Flüchtlinge im Schulunterricht folgen können. Der Forscher kommt zu einem alarmierenden Ergebnis: Er sieht die „reale Gefahr einer misslungenen Bildungsintegration“.

Für seine nicht repräsentative Studie konzentrierte sich Morris-Lange vorwiegend auf Gesamtschulen in Brennpunkten mit einem überdurchschnittlich hohen Anteil von Schülern mit ausländischen Wurzeln und sozial benachteiligten Jugendlichen („segregierte Schulen“). Er wertete dazu Umfragen der gemeinnützigen Organisation Teach First Deutschland aus, die mit sogenannten Fellows Brennpunktschulen unterstützt. Die Akademiker ohne Lehrerstudium helfen im Unterricht und greifen Schülern unter die Arme. Für die Studie lieferten die Fellows Daten und Alltagsberichte zum Unterricht mit Flüchtlingen.

Viele haben traumatische Erfahrungen gemacht, sind ohne Familie nach Deutschland gekommen oder leben in großen Gruppen unter schwierigen Bedingungen zusammen. Oft haben sie keinen Schreibtisch und keinen Platz, um in Ruhe zu lernen. In kurzer Zeit müssen sie den Wissensstand ihrer deutschsprachigen Mitschüler erreichen. Vielen Schülern fehlen durch die Flucht eins oder mehrere Schuljahre, manche mussten in Deutschland lange auf einen Platz in der Schule warten, einige sechs Monate und länger.

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