23. Mai 2018   Themen

Sozialneid? Neidgesellschaft?

Beitrag: Roswitha Engelke

Die Begriffe tauchen oft in populistischen Argumentationen mit dem Ziel auf, mehr oder weniger berechtigte Forderungen nach mehr sozialer Gerechtigkeit abwertend als schlichte Neidäußerungen abzutun. Die Anwendung dieser Begriffe verhindert eine produktive Diskussion über die Frage nach sozialer Gerechtigkeit und wird häufig gerade von Menshen angewandt, die für die soziale Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft mit verantwortlich sind. Das ist zynisch.

Wir müssen schnellstens mit Märchen und Legenden aufräumen: Zunächst mit der,

  • dass Multimillionäre kein Problem darstellen, weil sie ja die Wirtschaft ankurbeln,

Inzwischen weiß jeder, dass Milliardäre nur winzige Teile des ihnen zuwachsenden Geldes selbst verbrauchen können. Und ebenso wenig in die Realwirtschaft investieren können/wollen - wie das gesamtgesellschaftlich sinnvoll wäre.

Die Realwirtschaft wächst für große Investments viel zu langsam, und verdienen lassen sich da auch nur Peanuts. Folglich gibt es Abmachungen der Vermögenden mit den Banken, die das große Geld fast gänzlich in internationale, hoch spekulative Geldmärkte (bei Hedge-Fonds, in außerbörsliche Zertifikate- und Derivate-Märkte, Kreditausfallversicherungen etc.) einschleusen. Dort gelten Ackermannsche Ziele von bis zu 25% Rendite. Die aus diesen Geschäften resultierenden Gewinne teilen die Banken mit den Anlegern, eben besagten Milliardären und Multi-Millionären – deren Vermögen weiter, und zwar exponentiell, wachsen und im nationalen Rahmen immer schlechter angelegt werden können. Was die Privatisierung bislang staatlicher Institutionen und Dienstleistungen vorantreibt (PPPPublic Private Partnership) und den Kreislauf auf spekulativen Geldmärkten weiter anheizt.

Kleinen und mittleren Unternehmen hingegen wird der Zugang zu Krediten für den Aufbau und die Erweiterung ihrer Unternehmen seit Basel II zunehmend erschwert  Weil die Banken ihr Geld lieber dort anlegen, wo es höhere Renditen verspricht.

Bezeichnend ist, dass dem zunehmenden Reichtum einiger Weniger, die programmierte Armut Vieler gegenübersteht.

Bereits 2008 waren in Deutschland 16% der Menschen von Armut bedroht, wobei jeder dritte von ihnen nur alle zwei Tage eine vollwertige Mahlzeit zu sich nehmen konnte („Rheinische Post“, 12. Oktober 2011). Allein die über 7 Millionen Menschen, die heute im Hartz-IV-Status verharren oder auf ALG 2 aufgestockt werden müssen, laufen auf Renten zu, die weit unter dem Existenzminimum liegen dürften. (Quelle: Der Freitag

 

Die arbeitslos gemachte Mehrheit in unserer Gesellschaft weiß, dass sie ihr Alter in größter Armut zubringen darf, während  die, die ihre Löhne gedrückt und sie zu guter Letzt aus sogenannten Wettbewerbsgründen entlassen haben einem Lebensabend in größtem Reichtum entgegensehen und soll  noch nicht einmal Wut deswegen empfinden dürfen?

 

Sozialneid, Neidgesellschaft, wer hat  diese Begriffe geschaffen und vorallem warum? Strengenommen haben die, die für Arbeitslosigkeit und niedrigstes Lohnniveau verantwortlich sind diese Begriffe kreiert! Und warum? Damit sie sich in weiten Teilen der Bevölkerung festsetzen und die Erzeuger dann mit dem Finger auf die schäbigen neidischen Armen zeigen können?

 

 

 

 

 

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