27. Juni 2019   Themen

Der Fachkräftemangel ist hausgemacht

Beitrag: Roswitha Engelke

Mangel an Arbeitsplätzen oder Mangel an Arbeitskräften ... mal das Eine mal das Andere, immer wie es passt und immer ist der Arbeitnehmer auf der Verliererseite.

Noch vor einem Jahrzehnt dabattierte man über eine Masse von Arbeitskräften, die man aus diversen Gründen nicht unterbringen konnte.

Nach einer (von vielen) neuen Studie kostet der Engpass bei Fachkräften bereits heute reichlich Wirtschaftswachstum. Untersuchungen legen nahe, dass in zehn Jahren mehr als drei Millionen Beschäftigte fehlen werden.

Seltsamerweise sind noch immer in der Bundesrepublik Millionen Bürger arbeitslos, Hunderttausende länger als ein Jahr. Bei vielen von ihnen löst die Klage der Unternehmen an Fachkräftemangel berechtigten Ärger aus.

Etwa, weil sie sich bei der Jobsuche wegen ihres Alters unerwünscht vorkommen. Oder weil sie als Mutter Beruf und Kinder vereinbaren möchten, ohne dass eines von beiden übermäßig leidet. Oder weil ihnen schlicht ein Ausbildungsplatz fehlte und damit auch die begehrten Qualifikationen fehlen.

Diese wenigen Beispiele zeigen bereits, wie sehr allen Beteiligten geholfen wäre, wenn in der Bundesrepublik grundsätzlich umgedacht würde.

Umdenken müssten  Firmen und die Unternehmen, die der Meinung sind Kind und Job ist nicht vereinbar!

Hier könnte bereits der Staat Gutes tun, indem er Zweitverdiener nicht mehr durch das Ehegattensplitting und den Wegfall der kostenlosen Krankenversicherung abstraft. Die Unternehmen müssten Müttern (und Vätern) den Alltag erleichtern, statt Kinder als Hindernis zu behandeln.

Umdenken sollten auch die Unternehmen die vom Jugendwahn befallen sind.

 

Wie sieht der aus? Ältere Mitarbeiter in Frührente entsorgen, um sich für deren höheres Gehalt doppelt so viele Berufseinsteiger zu holen. Arbeitsverträge zum üblichen Rentenalter kategorisch beenden, auch wenn manche Beschäftigte weitermachen wollen. Und: Bewerbungen von Kandidaten 50 plus sofort in den Papierkorb klicken. Ältere Menschen sind das größte Reservoir des Arbeitsmarkts, die sind schon da, und man braucht sie nicht qualifizieren. Würden Firmen das ernst nehmen, müssten sie weniger über Fachkräfte klagen.

Wer über einen Mangel an Fachkräften redet, kommt auch nicht an dem Skandal vorbei, dass beinahe jeder siebte junge Deutsche keine Berufsausbildung hat.

Das sind zwei Millionen Menschen, aus denen Fachkräfte werden könnten. Was hindert die Regierung eigentlich daran, dies zu einem Schwerpunkt ihrer Politik zu machen? Wie wäre es, wenn Groß-Unternehmer/Konzerne mit Sanktionen rechnen müssten, sobald sie keine Lehrstellen anbieten oder vorhandene abbauen?

Eine Ausbildung nach den eigenen Wünschen oder überhaupt eine zu finden, wird zur Schnipseljagd. Besonders große Unternehmen und Konzerne bilden wenig oder gar nicht mehr aus.

Seit Jahren bietet die öffentliche Hand immer weniger Ausbildungsplätze an, während kleine Betriebe sich mehr Auszubildende oft nicht leisten können. Besonders katastrophal ist die Situation in den neuen Bundesländern.

Dann ist das Mantra "Wettbewerbsfähigkeit"

Umdenken müssen auch die, die das Mantra Wettbewerbsfähigkeit auf den Lippen tragen und damit Massenentlassungen meinen oder ganze Abteilungen in ein Billiglohnland aussourcen.

Und auch der Bürger muß umenken. Arbeitslose Mitbürger sind in den seltensten Fällen selbst schuld an ihrer Arbeitslosigkeit!

Siehe Liste der Massenentlassungen in 2018/19

 

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