O f f e n e r B r i e f an die Bundesregierung
Quelle: Marianne Grimmenstein
(bisher 2378 Unterzeichner)
Sehr geehrte Frau Bundeskanzlerin Merkel,
sehr geehrte Bundesministerinnen und Bundesminister,
bei dem seit 70 Jahren einmaligen Corona-Shutdown beziehen Sie sich als politische Entscheidungsträger zur Begründung Ihrer einschneidenden Maßnahmen permanent auf die Wissenschaft. Sie weisen auch stets darauf hin, dass es Ihre grundgesetzmäßige Pflicht sei, Menschenleben in höchstem Maß zu schützen. Es ist sehr erstaunlich, dass Sie sich plötzlich so fürsorglich um die Gesundheit der Bevölkerung kümmern und vom Vorrang der Wirtschaft abrupt abgehen. Bisher galt Wirtschaft immer vor Gesundheit.
Gleichzeitig sind Sie jedoch seit Jahren nicht bereit, dem Appell von zahlreichen Wissenschaftlern betreffend der enormen Klima- und Umweltzerstörungen (s. http://www3.weforum.org/docs/WEF_Global_Risks_Report_2019.pdf) zu folgen, obwohl hierdurch das Leben unserer ganzen Gesellschaft und somit auch das Überleben der gesamten Menschheit generell bedroht ist. In diesem Fall gilt Ihre grundgesetzmäßige Pflicht und Fürsorge, Menschenleben in höchstem Maß zu schützen, erstaunlicherweise plötzlich nicht mehr. Nach Ihrer Ansicht wären die notwendigen Maßnahmen für unsere Gesellschaft sogar unzumutbar.
In der gegenwärtigen Pandemie beweist unsere Gesellschaft aber gerade vorbildlich, dass sie durchaus fähig ist, radikale Umwälzungen mitzutragen, gerade wenn es um die Rettung von Menschenleben geht. Sie weigern sich trotz dieser Tatsache bis heute immer noch, die für uns lebensnotwendigen Maßnahmen zur Rettung unserer Ökosysteme zu ergreifen.
Wir haben jetzt schon durch die rasante Umweltzerstörung spürbar enorme Wasserprobleme. Wo bleiben die wirksamen Maßnahmen dagegen? NIRGENDS! Wassermangel bringt unsere Gesellschaft, die Natur, die Agrarwirtschaft sowie die gesamte Wirtschaft gegenwärtig - wie auch langfristig - in absolut existenzielle Gefahr. Auch hiergegen fordern wir unverzüglich rigorose Maßnahmen und nicht ausschließlich gegen die Pandemie.
Plötzlich erwägen Sie wegen der Pandemie sogar auch Verstaatlichungen von angeschlagenen Konzernen. Tatsächlich wäre es ratsam, besonders umweltschädliche Wirtschaftsbereiche kurzfristig zu verstaatlichen, um für die notwendige schnelle Transformation unserer Wirtschaft zu sorgen. Für den Schutz der Biodiversität müssen alle relevanten Wirtschaftsbereiche auf ihre Umweltverträglichkeit geprüft und regulatorisch angepackt werden.
Sie aber zeigen sogar fortgesetzte Ignoranz gegenüber den handfesten wissenschaftlichen Beweisen zur galoppierenden Vernichtung unserer Lebensgrundlagen und unterlassen vorsätzlich die überlebens-notwendigen Maßnahmen u. a. zur Erfüllung des Pariser Abkommens. Letztlich wird diese Unterlassung wesentlich mehr Menschenleben fordern als die gegenwärtige Pandemie – nämlich das Leben aller Menschen auf diesem Globus.
In diesem Jahr 2020 droht uns sogar die Dynamik von gleich drei Klimakollaps-Kipppunkten:
- 2020-Carbon-Crunch-Kipppunkt betrifft die Reduktion der Karbon-Emissionen bis 2030
- Verlust der Fähigkeit der Evapotranspiration (Verdunstung von Wasser aus Tier- und Pflanzenwelt sowie von Boden- und Wasseroberfläche) des Amazonas Regenwaldes durch Abholzung mit
- dem Verlust der Funktion des Regenwaldes als globale Karbonsenke
Es sind grundlegende einschneidende und sofortige Maßnahmen wie der Rücktritt vom EU-MERCOSUR-Abkommen zum Schutz des kurz vor dem Kollaps stehenden Amazonas Regenwaldes, die sofortige Beendigung jeglicher Subventionen von fossilen Brennstoffen und die Ökologisierung der Landwirtschaft erforderlich, um die drohenden Auswirkungen dieser irreversiblen Klimakollaps-Kipppunkte abzuwenden.
Unser Land hat, als eines der reichsten Länder der Welt, ausreichend Potenzial sowie wissenschaftliche Expertise zu bieten, um seinen Beitrag zu leisten, die drohende globale ökologische Katastrophe noch rechtzeitig mindestens zu bremsen. Auch zeigt unsere Gesellschaft gerade durch die Pandemie, dass sie fähig ist, eine grundlegende Transformation unserer Wirtschaft solidarisch mitzutragen. Trotz dieser günstigen Voraussetzungen fehlen uns immer noch die notwendigen gesetzlichen Rahmenbedingungen von Ihnen, obwohl Sie für die Erfüllung dieser Aufgabe gewählt worden sind und auch dafür einen Eid geleistet haben.
Sie sind offensichtlich in der Lage, drastische Maßnahmen zur Eindämmung eines Virus rasch zu beschließen und auch zügig durchzusetzen. Deshalb fordern wir Sie auf, mit allen Wissenschaftlern, die sich seit mehreren Jahrzehnten für die Rettung unserer Lebensgrundlagen einsetzen, unverzüglich genauso ernsthaft und kooperativ zusammenzuarbeiten, wie Sie es in der Pandemie mit den Virologen konsequent praktizieren. Es ist nicht nachvollziehbar, warum Sie nur den Virologen folgen, aber die sicheren Erkenntnisse anderer Naturwissenschaftler bezüglich der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen ignorieren.
Es ist auch nicht nachvollziehbar, dass die gesetzten Maßstäbe von den Professoren Christian Drosten und Lothar H. Wieler für das Überleben unserer Gesellschaft wichtiger sein sollen, als die geforderten Maßnahmen von den Professorinnen und Professoren Hans Joachim Schnellnhuber, Hartmut Graßl, Jürgen Heß, Hans Ulrich von Weizsäcker, Kurt Jürgen Hülsbergen, Friedhelm Taube, Harald Grethe, Claudia Kemfert, Volker Quaschning, Maja Göpel, Uwe Haberlandt usw. Wieso nutzen Sie nicht deren Expertise?
Wir fordern Sie auf, nach den Vorgaben der Wissenschaftler umgehend durch drastische regulatorische Maßnahmen die ökologische Transformation unserer gesamten Wirtschaft in eine nachhaltige, und Natur sowie Ressourcen schützende Kreislauf-Wirtschaft, wie es u. a. das Pariser Abkommen zum Überleben der Menschheit eindringlich fordert, einzuleiten und zügig umzusetzen.
Die naturwissenschaftlichen Fakten liegen auf dem Tisch. Obwohl Sie sich durch die Pandemie durchaus handlungsfähig erwiesen haben, scheint Ihnen das Überleben unserer Gesellschaft und der ganzen Menschheit keine ernsthafte Maßnahme wert zu sein. Wir werden es nicht länger zulassen, dass Sie unsere Zukunft durch Ihre massiv schädigende Umwelt-Politik aufs Spiel setzen und mit Ihrer offenbar vorsätzlichen Untätigkeit weiterhin das Überleben der Menschheit gefährden.
Mit freundlichen Grüßen |
Lüdenscheid, 27.4.202 |