04. Juni 2020   Themen

Hausgeburt oder Klinik?

Beitrag: Roswitha Engelke, Kreistagsabgeordnete der Linken Helmsstedt

Bedürfnisse des Neugeborenen und der Mutter

Die Bedeutung der Beziehung zwischen der Mutter zu ihrem Neugeborenen kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Wie Untersuchungen in den vergangenen 25 Jahren ergeben haben, ist der Kontakt, den eine Mutter und ihr Baby zueinander in den ersten Stunden nach der Geburt entwickeln in der Lage, prägende Muster zu bilden, die in späteren Stadien nur schwer nachzuholen sind.

Um einem Defizit vorzubeugen und Deprivations-Erscheinungen sowie psychischen Hospitalismus zu vermeiden, bieten fast alle Geburtskliniken standardmäßig rooming-in an.

Doch was passiert, wenn Komplikationen auftreten und ein Kinderkrankenhaus nicht zum Standard eines Klinkikums gehört? Mutter und Kind werden möglicherweise für einen längeren Zeitraum getrennt! Mama bleibt vor Ort, Kind im ortsfernen Kinderkrankenhaus ...

Bis vor kurzem noch gehörte ein Kinderkrankenhaus zur "Standardausrüstung" eines Städtischen- oder Kreis-Krankenhauses. In der heutigen Zeit der "Krankenhaus-Ketten" wie Fresenius, Helios, Asklepios-Klinkien etc., die nach der Strathegie der Gewinnmaximierung arbeiten, wurde alles was vor Ort als nicht rentabel eingestuft wurde, kurzerhand abgeschafft.

Wenn eine werdende Mutter mit Komplikationen bei der Geburt rechnen muß und sich auf keinen Fall von ihrem Neugeborenen trennen möchte,  empfiehlt es sich daher eine Geburtsklinik auszuwählen, die über eine Kinderklinik verfügt.

Wenn eine Hausgeburt gewünscht ist

Auch wenn Hausgeburten in Deutschland nach wie vor zur Ausnahme zählen, steigt die Zahl der Familien, die sich für eine Entbindung in den eigenen vier Wänden entscheiden, an.

Für viele Frauen trägt die intime heimische Atmosphäre und der Wunsch nach einer natürlichen Geburt möglichst ohne Eingriffe zur Entscheidung für die Hausgeburt bei. Auch hier gilt allerdings: Eine Hausgeburt ist nur bei einer komplikationslosen Schwangerschaft möglich.

Ob diese Art der Entbindung in Frage kommt, muß mit der Ärztin/dem Arzt oder der Hebamme bei der Vorsorgeuntersuchung besprochen werden.

Zu den Gründen, die gegen eine Hausgeburt sprechen, zählt eine Risikoschwangerschaft, etwa weil die Schwangere Diabetes oder Bluthochdruck hat oder eine Mehrlingsschwangerschaft vorliegt. Mehrlingsgeburten, auch wenn in den meisten Fällen alles gut abläuft - sind grundsätzlich erst einmal als Risiko-Schwangerschaft eingestuft.

Ärzte/Hebammen sind deshalb verpflichtet, bei einer Mehrlingsschwangerschaft die werdende Mutter auf eventuelle Risiken aufmerksam zu machen.

Es kommt leider auch vor, dass ...

einer Schwangeren mit Zwillingen eine Zusage für eine Hausgeburt gegeben wird und in der 35. Woche heißt es: "April ... April" - eine Hausgeburt mit Zwillingen ist mit zu großem Risiko für Mutter und Kinder behaftet, man sehe sich nicht in der Lage die Veranwortung dafür zu übernehmen."

Ein derartiges Verhalten entspricht nicht gerade der Ethik des Gesundheitswesens. Vorallem dann nicht, wenn z. B. die Hebamme auch noch über die Wahl der Geburts-Klinik bestimmt.

 

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