26. Januar 2021   Themen

Oxfam-Bericht: Corona verschärft soziale Ungleichheit

Stand: 25.01.2021 08:28 Uhr

Weltweit verschlimmert sich durch die Corona-Pandemie die soziale Ungleichheit, warnt Oxfam. Das Hilfswerk fordert deshalb, das Wirtschaftssystem zu ändern - das Gemeinwohl müsse in den Fokus.

Von Dietrich Karl Mäurer,

ARD-Studio Zürich

Erstmals seit über einem Jahrhundert droht die Kluft zwischen Arm und Reich in fast allen Ländern der Welt gleichzeitig anzusteigen und das ist eine Folge der Corona-Pandemie. So lässt sich der Oxfam-Bericht zusammenfassen, der in diesem Jahr den Titel trägt: "Das Ungleichheits-Virus."

Steffen Küßner, Sprecher von Oxfam Deutschland, erklärt an einem Beispiel, wie sich die Ungleichheit in Zeiten der Pandemie verschärft hat:

Die reichsten 1000 Menschen konnten ihre Pandemie-bedingten Verluste in nur neun Monaten wettmachen. Die ärmere Hälfte der Menschheit wird hingegen voraussichtlich über ein Jahrzehnt brauchen, um die wirtschaftlichen Folgen der Krise zu bewältigen.
 
Kluft zwischen Arm und Reich laut Oxfam weltweit am steigen
 
 

Kluft zwischen Arm und Reich laut Oxfam weltweit am steigen

Wolfgang Wanner, ARD Genf, tagesschau 16:00 Uhr, 25.1.2021

Hunderte Millionen haben Job verloren

 

In dem 83 Seiten starken Oxfam-Report ist auch zu lesen, dass die zehn reichsten Männer der Welt seit Februar 2019 ihr Vermögen trotz Pandemie um fast eine halbe Billion US-Dollar steigern konnten - auf über 1,1 Billionen. Von dem Gewinn könnte man Covid-Impfungen für die gesamte Menschheit bezahlen. Gleichzeitig haben hunderte Millionen Menschen ihr Einkommen oder ihre Arbeit verloren.

Grundlage für den Bericht sind Statistiken und eine Befragung von knapp 300 Ökonominnen und Ökonomen aus fast 80 Staaten. 87 Prozent von ihnen erwarteten, dass die Einkommensungleichheit in ihrem Land als Folge der Pandemie zunehmen oder stark zunehmen wird.

Dabei - so heißt es in dem Report - sind vielfach Frauen von den Folgen der Corona-Krise stärker betroffen als Männer. Denn sie arbeiten öfter im Gastgewerbe oder im Büromanagement und damit in Branchen mit besonders großen Einkommens- und Arbeitsplatzverlusten. 

Auch das Virus selbst trifft nicht überall alle gleich, weiß Oxfam-Sprecher Küßner:

In Brasilien und auch in den USA sterben schwarze Menschen 40, 50 Prozent häufiger an Covid-19 als weiße Menschen. Das alles sind schreiende Ungerechtigkeiten, mit denen wir uns unserer Meinung nach nicht abfinden dürfen.


Es sind harte Zeiten.

So viele Kontroversen und Debatten es gerade gibt, zumindest darin scheinen sich doch alle einig zu sein. Alle? Nicht ganz.

Für einige ist die Corona-Krise schon vorbei, zumindest wirtschaftlich: die Milliardäre dieser Welt. Sie haben ihre Verluste bereits mehr als wettgemacht. Die 10 reichsten von ihnen haben sogar trotz der Krise profitiert und satte Gewinne eingestrichen: Insgesamt sagenhafte 1,12 Billionen US-Dollar beträgt ihr Vermögen jetzt. Ein Anstieg um fast eine halbe Billion seit 2019 – das wäre mehr als genug, um die gesamte Weltbevölkerung gegen Covid-19 zu impfen. Die Ärmsten hingegen werden immer weiter abgehängt, wie unsere neue Studie „Das Ungleichheitsvirus“ zeigt. Die Pandemie führt uns ganz deutlich vor Augen: Es gibt einen Fehler im System. Wann, wenn nicht jetzt, ist die Zeit Dinge anders zu machen?


Ungleichheit ist kein Naturgesetz

Es reicht nicht, die Symptome zu bekämpfen, es braucht ein neues, gerechteres Wirtschaftssystem. Eine Wirtschaft, die für Mensch und Umwelt da ist – nicht andersherum. Deswegen haben wir uns bei Oxfam dazu entschieden, genau das zu einem unserer zentralen Themen zu machen. 2021 – Wahljahr in Deutschland – wollen wir politischen Wandel anstoßen.


Daher setzen wir uns für ein System ein, in dem…


die Wirtschaft im Dienst der Gesellschaft steht:
Unternehmen wirtschaften gemeinwohlorientiert, ihr Handeln dient allen. Gewinne werden gerecht verteilt, anstatt den Profit für einige wenige zu maximieren.

die Steuerpolitik gerecht ist:
Unternehmen und Superreiche werden angemessen an der Finanzierung unseres Gemeinwesens beteiligt. Bildung, Gesundheit und soziale Sicherung sind kein Luxus.

die Marktmacht von einzelnen Konzernen begrenzt ist:
Effektive Regulierungen beschränken die Macht der Riesenkonzerne. Alle Interessengruppen werden an wichtigen Unternehmensentscheidungen beteiligt.
 

 

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