27. Dezember 2014   Themen

Cui bono - Sanktionen gegen Russland

Kommentar: Roswitha Engelke

Die deutsche Wirtschaft ist in hohem Maße exportorientiert und damit auch exportabhängig.

Fast jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt vom Export ab. Gleichzeitig ist Deutschland als rohstoffarmes Land auch auf Importe angewiesen – vor allem im Energiebereich. Man möchte im Angesicht der Wirtschaftssanktionen gegen Russland glauben, dass die derzeitige Bundesregierung unter Kanzlerin Angela Merkel zielgerichtete handfeste Wirtschaftssabotage betreibt. Einen Vernichtungskrieg gegen unsere Arbeitsplätze mit dramatischen Folgen für das gesamte Europa.

Exportorientierung im Mittelstand

Die Zahl der Exportunternehmen - insbesondere der kleinen Unternehmen, die erstmals auf ausländischen Märkten aktiv wurden - ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Der Mittelstand ist somit nicht nur das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, sondern auch eine wichtige Stütze der deutschen Exportwirtschaft.

Durch die Sanktionen fällt Russland als Exportmarkt quasi komplett aus, so das Urteil der Ökonomen. Für viele kleine und mittelständische deutsche Firmen ist das kaum zu verkraften. Ein schwerer Rückschlag ist es auch für ein komplettes Bundesland, nämlich Sachsen.

Für die Industrie in Sachsen ist der Verlust des Russland-Geschäfts ein schwerer Schlag, Die Exporteure dort sind traditionell stark nach Russland orientiert. Diesen Unternehmen bricht gerade alles weg.

Was steckt hinter den Sanktionen und den zukünftigen Waffenlieferungen der USA an die Gegner Russlands?

2011: Russland modernisiert sich.

Finanzieren kann Russland die Modernisierung mit der Ausfuhr von Gas und Öl, die fast 70 Prozent der russischen Exporte ausmacht. Der Anteil von Maschinen, Ausrüstungen und Transportmitteln an den Ausfuhren beträgt dagegen nur rund vier Prozent.

Diese Zahlen zeigen, wie ambitioniert Putins zweites Ziel ist: Russland aus der Abhängigkeit von Rohstoffexporten zu befreien und eine wettbewerbsfähige Industrie aufzubauen. Vor allem in der Luftfahrt, der Telekommunikation und Informationstechnik will Russland gewichtiger Produktions- und Forschungsstandort werden. Nur so kann die Wirtschaft wieder stärker wachsen.

2011 legte das Bruttoinlandsprodukt 4,1 Prozent zu, für 2012 prognostiziert der IWF nur noch ein Plus von 3,3 Prozent. Erste Erfolge sind in Russland aber bereits sichtbar: So ist 2011 dank neuer Werke die Elektronikproduktion deutlich gestiegen. Der Ausbau der  4G-Mobilfunknetze gibt der Telekombranche Schub.

Fiat gründet mit der russischen Sberbank ein Gemeinschaftswerk für die Jeep-Produktion. Und der Leverkusener Chemiekonzern Lanxess will ab 2013 südlich von Moskau Produkte für die Auto- und Reifenindustrie Russlands produzieren.

2011 zog Russland 14 Milliarden Euro ausländische Direktinvestitionen an. In Deutschland waren es 22 Milliarden Euro.

Die deutsche Wirtschaft spielt bei der Modernisierung Russlands eine Schlüsselrolle: Nach Angaben des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft ist die Zahl der in Russland tätigen deutschen Unternehmen auf mehr als 6300 wieder gestiegen. Nach einer Umfrage des Ost-Ausschusses und der Deutsch-Russischen Außenhandelskammer planen 49 Prozent der befragten Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten Investitionen in Russland. 64 Prozent wollen ihr Personal dort aufstocken und mehr als 880 Millionen Euro investieren.

Ob Russland seine Wachstumsziele erreiche, hänge aber auch davon ab, dass die Euro-Zone ihre Krise löse, sagte Putin. Die wahren Gründe der Finanzkrise, nämlich eine Überproduktion in Teilen der Wirtschaft, eine Blasenbildung und der zu leichtfertige Umgang mit derivativen Finanzprodukten, seien bislang nicht angegangen worden.

Für Russland sei Stabilität in Europa enorm wichtig, da die Wirtschaft zu einem großen Teil in die Euro-Zone exportiere. (Handelsblatt)

Quellen: IfM Bonn

            DIE WELT

            Handelsblatt

 

 

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