19. Januar 2020   Themen

Waldwirtschaft: Unbedarftheit und gewinnorientierter Tunnelblick

Beitrag: Roswitha Engelke

Quellen: Die Waldretter - Kampf gegen Ignoranz sowie die AG Wälder der Region Braunschweig

Das 27minütige arte-Video ist bis zum 15. April verfügbar

 

In den Eichen- und Buchenwäldern unserer Region finden seit  Jahrzehnten Nutzungsweisen mit destabilisierender Wirkung statt:
  • Holzeinschläge höchster Intensität und Menge,
  • das Zerfahren von Waldwegen und Rückegassen bei nasser Witterung,
  • weitgehende Entnahmen von Altholz und selbst Totholz,
  • das Umsägen von Habitatbäumen.
 
Bei der zunehmend marktorientierten Vollbaumnutzung wird die gesamte oberirdische Biomasse der Bäume aus dem Wald entfernt. Es werden selbst noch die Baumkronen, die früher im Wald verblieben, zu Holzhackschnitzeln für private und industrielle Heizöfen verarbeitet! Das ist weder eine effektive noch eine naturbezogene Waldwirtschaft, das ist Diletantismus!

Es ist durchaus machbar und auch sinnvoll, einen Wirtschaftswald so zu gestalten, dass er dem Naturwald möglichst ähnlich ist, denn die Natur weiß selbst, was für sie am besten ist! Diesen Grundsatz verfolgen zum Beispiel die Förster im Lübecker Stadtforst (Siehe Video).
 
Gemeinsam mit der Universität Kiel beobachten und untersuchen die Lübecker Förster wie sich ein Wald entwickelt, wenn der Mensch nicht eingreift. Das Ziel: Auch den Wirtschaftswald so zu gestalten, dass er dem Naturwald möglichst ähnlich ist. Ein Prinzip, das Erfolge zeigt. Während viele Wälder in Deutschland massiv unter den Klimaextremen leiden und riesige Areale vom Borkenkäfer befallen sind, sieht es im Lübecker Stadtwald verhältnismäßig gut aus.

Ein Vorbild für andere Waldbesitzer?

Mitnichten! Kurzsichtig erklären Forstbeamte anderer Regionen, die Lübecker Strategie ginge nur dank des fruchtbaren Bödens im Lübecker Stadtforst auf und sei daher nicht auf Wälder anderer Gebiete/ Bundesländer übertragbar. Ferner sind sie davon überzeugt, dass der Lübecker Stadtwald nicht genug Profit einbringt.

Sie richten einen festverwurzelten Tunnelblick auf den Markt, d. h. auf eigene absatzpolitische Maßnahmen ohne die ökologischen Bedürfnisse der "Ware" Baum zu berücksichtigen. Dieses marktorientierte Vorgehen fügt der gesamten Natur des Waldes und damit unserer Umwelt massiven Schaden zu und ist letzten Endes unterm Strich unwirtschaftlich.

Naturnaher Wald ist die Zukunft, er wirft Geld ab und übersteht jede Krise.

 

 

 

 

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