12. Juli 2020   Themen

In Sachen fragwürdiger Umgang mit Wissenschaft kann uns nichts mehr überraschen, denn haben wir haben ja Julia Klöckner

Beitrag: Foodwatch, Martin Rücker

Wer die Wissenschaft gepachtet hat

„Mir ist wichtig, dass wir unsere politischen Entscheidungen auf Grundlage von Fakten, Wissenschaft und Forschungsergebnissen fällen“, erklärt die Bundesernährungsministerin. Allein, die Realität sieht anders aus: Frau Klöckners Ministerium ließ sogar eine wissenschaftliche Studie umschreiben, deren Ergebnis offenbar nicht ins politische Konzept passte.

Bitte helfen Sie uns dabei, solche Praktiken aufzudecken, öffentlich zu machen – und ihnen ein Ende zu setzen.

Wir bei foodwatch sind davon überzeugt: Wissenschaftliche Ergebnisse dürfen nicht von wirtschaftlichen oder politischen Interessen beeinflusst werden. Doch leider sind wir davon weit entfernt. Die manipulierte Studie zur Nährwertkennzeichnung ist nur eines von vielen Beispielen für einen höchst fragwürdigen Umgang mit Wissenschaft:

Beispiel Tierhaltung: Dass Praktiken wie Kastenstände, jene engen Käfige für Muttersauen, oder die grausame betäubungslose Ferkelkastration Tierquälerei sind, ist in der veterinärmedizinischen Forschung lange bekannt. Doch die wissenschaftlichen Erkenntnisse werden ignoriert – weil es den wirtschaftlichen Interessen einer auf Billig-Exporte getrimmten Fleischindustrie zuwider läuft.

 


Beispiel Pestizide: Voraussetzung für jede Zulassung von Pestiziden ist eine umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung der Risiken – eigentlich. Tatsächlich werden immer wieder Zulassungen ohne die gebotene Risikoprüfung verlängert. Entweder, weil die Behörden es zeitlich nicht geschafft haben. Oder weil die Daten fehlen, um mögliche Risiken für Mensch und Umwelt überhaupt seriös bewerten zu können. Wie bei Kupfer, das auch im Ökolandbau eingesetzt werden darf, obwohl die EU-Risikobehörde mangels Datengrundlage keine abschließende Risikobewertung vornehmen konnte – und das trotzdem immer wieder neu zugelassen wurde.


Beispiel Schulmilch: Jahrelang wurde Kindern stark gezuckerte Milch verabreicht, gefördert mit Steuergeldern in Millionenhöhe, die direkt an die Molkereiunternehmen flossen. Begründet auch auf Basis pseudo-wissenschaftlicher Auftragsstudien, die – kein Witz! – belegen sollten, dass der süße Kakao zum Frühstück „weniger Karies als Wasser“ verursacht und zudem die Intelligenz der Schülerinnen und Schüler steigere.

Wir wollen Transparenz über wissenschaftliche Studien und dass die Ergebnisse nicht nur dann zählen, wenn sie ins politische Kalkül passen.

Der zweifelhafte Umgang mit Wissenschaft ist in der Politik nicht nur weit verbreitet ist, er hat auch ganz konkrete Folgen. Es werden die „Erkenntnisse“ genutzt, die ins Konzept passen, und seien sie auch noch so absurd.

Wir meinen: Wissenschaftliche Erkenntnisse dürfen nicht nur dann berücksichtigt werden, wenn sie Politikern und Wirtschaft in den Kram passen – und wer wirklich auf die Wissenschaft setzt, lässt sich nicht von Lobbyisten beraten!

 

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