04. Februar 2022   Themen

C&A-Chef sorgt in Deutschland für Arbeitsplätze in der Modebranche

Modeindustrie Trigema-Chef Grupp: „In Deutschland habe ich alles unter Kontrolle“

Interview von Anja Holtschneider31. Januar 2022

Trigema-Inhaber Wolfgang Grupp

Bild:  dpa

Der Modehändler C&A holt die Textilherstellung wieder nach Deutschland zurück. In der Branche stößt das auf Skepsis. Ein Gespräch mit Wolfgang Grupp über Vorzüge und Herausforderungen des Standorts Deutschland.

Nicht erst seit der Corona-Pandemie besinnen sich wieder mehr Unternehmer auf Deutschland. Der Moderiese C&A ist nun einer der ersten, der Teile der Produktion von Asien nach Deutschland zurückholt. Ein Gespräch mit Wolfgang Grupp, Chef des mittelständischen Textilherstellers Trigema, über C&As Einstieg in die Textilproduktion und darüber, welche Vorteile der Standort Deutschland im Vergleich zu Billiglohnländern hat.

(Lesen Sie auch: Warum C&A die Textilproduktion nach Deutschland holt)

WirtschaftsWoche: Herr Grupp, Ihr Unternehmen Trigema produziert seine Textilien schon immer in Deutschland. Was halten Sie davon, dass nun mit C&A ein großer Konkurrent ihrem Beispiel folgt?


Wolfgang Grupp: Ich sehe dem gelassen entgegen. Ich bin ein Textilhersteller und C&A ist ein Einzelhändler. Das ist eine völlig andere Sparte. Kleidung zu verkaufen ist wesentlich einfacher, als sie zu produzieren. Es wundert mich, dass C&A jetzt plötzlich meint, Textilien produzieren zu können. So einfach ist das nämlich nicht. Sie müssen Stoff kaufen, zuschneiden, nähen und so weiter. Das ist viel Aufwand und große Investitionen sind nötig. Ein Auto zu produzieren ist auch tausendmal schwieriger, als das Auto zu verkaufen.

C&A will in Deutschland eine nachhaltige Jeans produzieren und die Produktion teilweise automatisieren. Kann das gelingen?
Jeans werden aus einem wesentlich festeren Stoff hergestellt als beispielsweise T-Shirts. Da ist eine Automatisierung sicher leichter möglich als bei Strickwaren, die wir herstellen. Die nachhaltige Produktion ist machbar. Dass C&A in Deutschland produzieren will, ist sicher interessant. Ob sie es erfolgreich machen können, wird sich zeigen.

Welche Vorteile hat der Standort Deutschland bei der Textilproduktion gegenüber Asien?
Deutschland hat viele Vorteile. Man ist viel flexibler, wenn man in Deutschland produziert. Wir können innerhalb von 24 Stunden Kleidungsstücke in einer neuen Farbe produzieren. Ich kann den Kunden ihre Produkte innerhalb von zwei bis vier Wochen liefern. Wenn ich im Ausland produziere, brauche ich Monate, bis ich alles arrangiert habe. Wenn nun plötzlich ein neuer Bedarf entsteht wie bei Pandemiebeginn im März 2020 mit den Masken, können Sie schnell reagieren, wenn Sie die Produktion vor Ort haben. Wir haben beispielsweise innerhalb von zehn Tagen die ersten Masken geliefert. Das kann ich mit einer ausländischen Produktion nicht. Deshalb ist eine Herstellung vor Ort wichtig, damit man sich schnell den Bedürfnissen des Marktes anpassen kann.

Die Produktion in Deutschland hat aber nicht nur Vorteile. Sie ist zum Beispiel deutlich teurer als im Ausland.
Dafür hat man alles unter Kontrolle und kann alles bestimmen.

Dann muss aber auch alles von Anfang bis Ende hier produziert werden. Den Stoff weiter von anderen einkaufen und dann woanders nähen lassen, macht keinen Unterschied zu einer Produktion im Ausland. Wenn Sie den Stoff zudem woanders machen lassen, wissen Sie nicht genau, was damit passiert. Durch das Lieferkettengesetz sind sie verpflichtet, alles zu überwachen. Das ist bei einer ausgelagerten Produktion sehr mühselig. Deutschland hat also viele Vorteile, wir müssen sie nur nutzen. In der Vergangenheit haben viele Unternehmen die Produktion ausgelagert und damit die Vorteile abgegeben.

 

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Welche Hürden gibt es, wenn Unternehmen die Produktion wieder nach Deutschland zurückverlegen?
Produktion nach Deutschland zu verlegen, das kann man immer machen. Wir müssen dafür in Deutschland aber qualifizierte Produktionsarbeitsplätze haben. Also keine Billigware produzieren, sondern innovative Produkte. Keine Billig-Jeans, sondern eine innovative Jeans. Wir können nicht die anderen für uns die Arbeit machen lassen, sondern müssen selbst hochqualifizierte Arbeitsplätze schaffen.

Gibt es in Deutschland noch genügend Fachkräfte für diese Arbeitsplätze in der Textilproduktion?
Das Problem ist, dass in Deutschland viele Abitur machen und studieren. Wenn die Tochter einer Näherin Abitur macht, geht sie mir nicht mehr an die Nähmaschine. Auch wir bekommen nur schwierig Näherinnen und Näher. Deshalb werden Stellen in Deutschland auch mit ausländischen Fachkräften besetzt.

 

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