01. Juni 2016   Aktuell

Völkermord an den Armeniern

Deutsches Parlament erkennt Völkermord an Armeniern an
 
Historiker aus aller Welt und diejenigen, die sich in der Armenierfrage auskennen, bezeichnen die Vorkommnisse in den Jahren 1915 bis 1916 gegen das armenische Volk als geplanten Völkermord.
Trotzdem wurde das in einigen Länderparlamenten sehr verspätet als Völkermord benannt und anerkannt.
Das deutsche Parlament zieht jetzt nach und wird am Donnerstag eine historische Entscheidung treffen. Es wird den Völkermord gegen das armenische Volk anerkennen.

 

Der Völkermord an den Armeniern war einer der ersten systematischen Genozide des 20. Jahrhunderts. Er geschah während des Ersten Weltkrieges unter Verantwortung der Jungtürken, dem sog. Komitee für Einheit und Fortschritt, gebildet durch die Regierung des Osmanischen Reiches.
Befehlshaber der Jungtürken waren Enver, Talat und Cemal Pasa. Bei den durch sie angeordneten
Massakern und Todesmärschen, die im Wesentlichen in den Jahren 1915 und 1916 stattfanden, kamen mehr als 1,5 Millionen Menschen zu Tode. Schätzungen nach starben während der Verfolgungen in den beiden vorangegangenen Jahrzehnten zwischen 80.000 und 300.000 Armenier zu Tode.
Die Ereignisse, die von den Armeniern selbst mit dem Begriff Aghet – „Katastrophe“ – bezeichnet werden, sind durch umfangreiches dokumentarisches Material aus unterschiedlichsten Quellen belegt.
Die Armenier fordern seit Jahrzehnten für ihr ungesühntes Unrecht ein angemessenes Gedenken, auch in der Türkei.
In der offiziellen Geschichtsschreibung und durch die Regierung der Türkei, die aus dem Osmanischen Reich hervorgegangen ist, wird hingegen bestritten, dass es in den letzten Jahren des Osmanischen Reiches einen Völkermord gegen die Armenier gegeben hat. Sie bezeichnen die Deportationen allenfalls als „kriegsbedingte" Geschehnisse. Es
seien Sicherheitsmaßnahmen gewesen, die notwendig geworden seien, weil die Armenier das Osmanische Reich verraten, seine Kriegsgegner unterstützt und ihrerseits Massaker an den Muslimen begangen hätten. Zu den Todesfällen sei es durch ungünstige Umstände und nur durch vereinzelte Übergriffe gekommen.
 
Hätte die osmanische Regierung in den Jahren 1915 bis 1916 den Völkermord an den Armeniern anerkannt und Schutzmaßnahmen getroffen, so wäre 1925 der Volkswiderstand nicht brutal niedergeschlagen, 1934 hätten in Trakya die Geschäfte der Juden nicht geplündert worden, 1938 kein Völkermord an den Kurden in Dersim begangen worden, am 6. September 1956 wären die Geschäfte der Griechen und Muslime nicht geplündert worden. Es wäre auch in der jüngsten Geschichte der Türkei nicht zu den Massakern an den Alleviten in Maras, Malatya, Corum und Sivas gekommen. Das Osmanische Reich und auch die Republik Türkei schützen keine Minderheiten.
Die heutige AKP-Regierung geht derzeit aktuell seit Monaten gegen Kurden in Diyarbakir und Cizre vor.
Der Streit um die Anerkennung des Genozids an den Armeniern als historische Tatsache belastet bis heute die Beziehungen der Türkei mit Armenien und anderen Staaten.

Wir  begrüßen, dass das deutsche Parlament am 2 Juni 2016 den Völkermord an dem armenischen Volk in den Jahren 1915 bis 1916 anerkennen möchte.
 
Veli  Yildirim, Mitglied im Landesvorstand Die LINKE. Niedersachsen- Hannover

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