Aktuelle Politik Helmstedt

Nie wieder Faschismus

Vor 75 Jahren: Untergang der "Cap Arcona": Briten-Irrtum und NS-Kalkül

Eine der größten Schiffskatastrophen der Geschichte 7000 Tote:

Britische Bomber versenken das deutsche Passagierschiff "Cap Arcona" und den Frachter "Thielbek" vor Neustadt in Holstein.

 

von Imke Andersen und Britta Probol, NDR.de
Die "Cap Arcona" liegt 1938 im Hamburger Hafen vor Anker. © dpa-Bildarchiv
Die "Cap Arcona", hier 1938 im Hamburger Hafen, war eines der elegantesten Passagierschiffe der Vorkriegszeit.

Eine der größten Schiffskatastrophen der Geschichte ereignet sich in den letzten Kriegstagen des Zweiten Weltkrieges in der Lübecker Bucht. Mehr als 7.000 Menschen kommen dabei am 3. Mai 1945 ums Leben. Sie sind Opfer eines folgenschweren Irrtums: Britische Bomber versenken das deutsche Passagierschiff "Cap Arcona" und den Frachter "Thielbek" vor Neustadt in Holstein. Die drei Kilometer vor der Küste liegenden Schiffe waren eher zufällig ins Fadenkreuz geraten. An Bord sind allerdings nicht wie angenommen deutsche Truppenverbände, sondern hauptsächlich evakuierte Häftlinge aus dem Hamburger KZ Neuengamme. Doch auch die SS hatte offenbar in Erwägung gezogen, die Häftlinge niemals an ihrem Ziel ankommen zu lassen.

KZ-Evakuierung vor der Ankunft der Briten

Portrait von Heinrich Himmler, Mann mit Nickelbrille und kleinem Oberlippenbärtchen.
SS-Reichsführer Heinrich Himmler hatte den Befehl erteilt, KZ-Häftlinge nicht in die Hände der Alliierten fallen zu lassen.

Frühling 1945: Kein KZ-Häftling dürfe den Alliierten in die Hände fallen, hat SS-Chef Heinrich Himmler befohlen. Die Briten rücken bereits auf Hamburg vor. Um die Verbrechen des Nazi-Regimes zu vertuschen, beginnen am 19. April im KZ Neuengamme hastige Räumungsarbeiten. Die alliierten Verbände sollen das Lager spurlos leergefegt vorfinden. Gemeinsam beschließen der Hamburger Gauleiter Karl Kaufmann - zugleich Reichskommissar für Seeschifffahrt - und Hamburgs SS-Führer Graf Bassewitz-Beer, die KZ-Häftlinge auf zwei in der Lübecker Bucht ankernde Schiffe zu bringen. Dass die Schiffe von der britischen Luftwaffe möglicherweise für Truppentransporter gehalten werden, gehört zum perfiden Kalkül.

Kriegsende: Die Tragödie der "Cap Arcona"

NDR 90,3 - Hamburger Hafenkonzert - 03.05.2020 06:00 Uhr Autor/in: Dietrich Lehmann

In den letzten Kriegstagen trieb die SS etwa 9.000 Häftlinge und KZ-Insassen auf Schiffe, darunter die "Cap Arcona". Nur wenige überlebten. Dietrich Lehmann berichtet.

 
 

Luxusliner wird zum schwimmenden KZ

Zu Fuß und in Güterzügen werden rund 10.000 Häftlinge in den letzten April-Tagen nach Lübeck getrieben. Dort müssen sie im Vorwerker Industriehafen auf die "Athen" und andere beschlagnahmte Zubringerschiffe umsteigen, die sie zur "Cap Arcona" transportieren.

Der 330 Meter lange Luxusliner, 1927 bei Blohm & Voss in Hamburg gebaut, liegt seit dem 14. April mit einem Maschinenschaden manövrierunfähig vor Neustadt. Bevor er Ende August 1939 der Kriegsmarine unterstellt wird, war er eines der mondänsten Passagierschiffe seiner Zeit. Noch 1942 drehte die UFA an Bord den Film "Der Untergang der Titanic". Im Krieg diente die "Cap Arcona" lange Zeit als schwimmende Kaserne, lag gemeinsam mit der "Wilhelm Gustloff" in Gotenhafen vor Anker und evakuierte zuletzt Zivilisten und Soldaten aus Ostpreußen. Nach dem Turbinenschaden wird sie von der Marine an die Reederei Hamburg-Süd zurückgegeben. Damit gelangt sie in den Machtbereich Karl Kaufmanns.

Mit dem Beginn der KZ-Räumung informiert die SS die Kapitäne der "Cap Arcona" und des Frachters "Thielbek", Bertram und Jacobsen, dass ihre Schiffe für eine Sonderoperation benötigt werden. Beide weigern sich entschieden, ihre Schiffe als schwimmende Konzentrationslager zur Verfügung zu stellen, beugen sich aber schließlich dem Druck und Gewaltandrohungen.

Gegen das Vergessen: Petition - der 8. Mai muß endlich ein Feiertag werden

Zur Petition

 

offener Brief an Kanzlerin Merkel

Esther Bejarano:

Der 8. Mai muss ein Feiertag werden! Ein Tag, an dem die Befreiung der Menschheit vom NS-Regime gefeiert werden kann.

Das ist überfällig seit sieben Jahrzehnten. Und hilft vielleicht, endlich zu begreifen, dass der 8. Mai 1945 der Tag der Befreiung war, der Niederschlagung des NS-Regimes.

Dies schrieb ich in einem offenen Brief am 26. Januar 2020 „an die Regierenden und alle Menschen, die aus der Geschichte lernen wollen“.

Die militärische Zerschlagung des Faschismus durch die Alliierten, Partisan*innen und Widerstandskämpfer*innen als Befreiung zu begreifen, bedeutet die richtigen Schlüsse zu ziehen und auch so zu handeln. Es ist nicht hinnehmbar, dass 75 Jahre danach extreme Rechte in allen deutschen Parlamenten sitzen und in immer rascherer Folge Mord auf Mord folgt.

Die Lehren des 8. Mai umzusetzen, bedeutet für uns:

  • AfD, NPD und ihre Verbündeten aufzuhalten,                       
  • das Treiben gewalttätiger und mordender Neonazis zu unterbinden, ihre Netzwerke in Polizei, Bundeswehr aufzudecken und aufzulösen,     
  • einzugreifen, wenn Jüdinnen und Juden, Muslime, Roma und Sinti und andere, die nicht in das Weltbild von Nazis passen, beleidigt und angegriffen werden,     
  • Geflüchtete in Deutschland aufzunehmen,  
  • die Logik des Militärischen zu durchbrechen und Waffenexporte zu verhindern und
  • die Diffamierung und Behinderung demokratischer und antifaschistischer Gruppen und Organisationen durch Geheimdienste und Finanzämter zu beenden.

Sonntagsreden, die Betroffenheit zeigen, reichen nicht. Es muss gestritten werden für die neue Welt des Friedens und der Freiheit, die die befreiten Häftlinge im Schwur von Buchenwald als Auftrag hinterlassen haben. Ein offizieller bundesweiter Feiertag wäre dafür die regelmäßige Verpflichtung. – Nicht nur, aber eben auch an jedem 8. Mai.

Deshalb: Achter Mai – arbeitsfrei! Zeit für Antifaschismus!

Esther Bejarano und die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes -Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA)

Weiß, männlich, haßerfüllt - Amerikas rechte Szene

Washington - Wohl nie zuvor waren Gruppierungen der extremen Rechten in den USA prominenter als in der Ära Donald Trumps.

Die Zusammenstöße bei einer Rassisten-Demonstration in Charlottesville offenbarten ihren Fanatismus, ihre Militanz und ihren hohen Organisationsgrad.

Amerikanische «White Power»-Gruppierungen durchdringen und berühren sich, bilden aber keinen insgesamt geschlossenen Block einer «Weißen Macht». Die rechte Szene ist zerfasert, ideologiegetränkt, unübersichtlich und gefährlich. Ein Blick auf den rechten Rand.

Weiße Suprematisten sind überzeugt, dass es so etwas wie eine weiße Rasse gibt. Sie verwenden diesen Begriff synonym für Menschengruppen bestimmter Hautfarbe, Abstammung oder Zugehörigkeit. Suprematisten wie die «Aryan Nations» glauben fanatisch an die biologische Überlegenheit von Menschen europäischen Ursprungs. In multiethnischen Ländern wie den USA sind sie von einer natürlichen Hierarchie überzeugt, an deren Spitze die Weißen stehen.

 

In Charlottesville waren auch Suprematisten der Gruppierung «Vanguard America» (Avantgarde, Vorreiter) vertreten, sie trugen schwarze Schilde mit weißem Kreuz.

Amerikanische Nationalisten denken ähnlich und stehen den Suprematisten nahe, unterscheiden sich aber in einer wichtigen ideologischen Komponente. Sie lehnen die Idee einer multiethnischen Gesellschaft ab, ihr Ziel ist ein rein weißer Staat.

Gerade in Deutschland ist es irritierend zu sehen, wie Neonazis in den USA Hakenkreuzfahnen offen durch die Straßen tragen, oder dass «Sieg-Heil»-Rufe und braune Nazi-Uniformen nicht verboten sind. Gedeckt wird das von der in der US-Verfassung festgeschriebenen Meinungsfreiheit, sie ist den Amerikanern ein besonders hohes Gut.

Amerikanische Neonazis haben Ideologie und Symbolik der Nationalsozialisten übernommen. Adolf Hitler ist ihnen Visionär, Vorbild und Held. Sie hetzen gegen Juden, Nicht-Weiße, Homosexuelle oder Behinderte. Ende der 60er Jahre wurde eine amerikanische Nazi-Partei gegründet, sie hatte aber keinen rechten Erfolg.

«Heute agieren Hass-Webseiten wie "Stormfront" als ein dezentralisierter Hub für neonazistische Ideen und Debatten», schreibt «The Atlantic». Das National Socialist Movement NSM ist eine der größten Neonazivereinigungen der USA.

In Charlottesville marodierten auch Anhänger des Ku Klux Klan. In einer Art dritter Auflage entstand der KKK in den 60er Jahren aufs Neue als Reaktion auf die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner. Auf das Konto des Klans gehen zahlreiche Gräueltaten und Morde. Ein bekannter Führer war David Duke. Im Wahlkampf 2016 widerstrebte es Donald Trump, sich klar von dem rechtsradikalen Hetzer zu distanzieren. Der KKK wird auf 5000 bis 8000 Mitglieder geschätzt.

 

Den Begriff «Alt-Right» prägte Richard Spencer 2008. Er verbrämt als so etwas wie «Alternative Rechte» das neonazistische, rechtsradikale und rassistische Gedankengut der Bewegung - so redete Spencer einer «friedlichen ethnischen Säuberung» der USA das Wort. Die «Alt Right» ist eng verzahnt mit Suprematisten und Nationalisten, agiert aber oft verdeckter. Der Autor und Aktivist Milo Yiannopoulos ist eine prominente Figur.

Die Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center SPLC verweist auf zahlreiche junge und gut etablierte Mitglieder der Bewegung. Sie versuche erfolgreich, offen im rechtskonservativen Spektrum zu fischen.

Die «Alt Right»-Szene ist in sich zerfasert. Allerdings eint sie ihre Frontstellung gegenüber Muslimen, Einwanderung, Feminismus, Gleichstellung und pluralen Gesellschaften. Sehr viele Anhänger sind Antisemiten. Sie sehen sich auf einem Feldzug gegen Linke, einige auch gegen die liberale Demokratie als solche. Begeistert unterstützten sie die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten.

Im «New Yorker» führte Evan Osnos den Beweis, wie offen und wie früh Donald Trump Rechte in seine nationale Koalition einreihte.

Als Chef von Breitbart News bezeichnete Steven Bannon seine Publikation als «Sprachrohr der "Alt-Right"». Heute wirkt Bannon als politischer Chefstratege im Weißen Haus.

Den «alten Süden» tragen die Neo-Konföderierten im fanatisierten Herzen, unter der Flagge der Konföderierten wollen sie zurück zu Geist und Leben der Südstaaten vor dem amerikanischen Bürgerkrieg. Sie sehen sich als Opfer des Nordens, der die Sklaverei abschaffte. Sie sind antidemokratisch, schwulenfeindlich und rassistisch. Ihr historischer Bezug unterscheidet sie ideologisch von anderen Rechtsextremen, wenn es auch Schnittmengen mit Suprematisten gibt.

In Charlottesvile steuerte ein Mann ein Auto in eine Menschenmenge. Verdächtigt wird James Fields, 20 Jahre alt. Die Seite «Buzzfeed» berichtete danach zuerst von Fields Facebookseite. Dort veröffentlichte er früher Propagandabilder, die einen weiten Bogen durch die amerikanische Rechte schlagen und sich wie ein Kondensat ausmachen. So zeigte Field Bilder der «Alt-Right» und ihrer Prominenter, von Neonazis in Uniform, auch von Hitler als Kind. Daneben zeigt eine Zeichnung Donald Trump. Er sitzt auf einem Thron, und er trägt eine goldende Krone.

 

The Atlantic: Why Trump wouldn't call out Neonazism

The Far Right in America

Southern Poverty Law Center zur "Alt Right"

Anti Defamation League zu Vanguard-Nationalisten

Buzzfeed "What we know about James Field"

The New Yorker: Evan Osnos über Donald Trump und die Rechte

 
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Pressemitteilung der Vereinigung d. Verfolgten des Naziregimes

Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten

Landesvereinigung Niedersachsen e. V.

Mitglied in der Fédération Internationale des Résistants - Association antifasciste

International Federation of Resistance Fighters- Association of Anti-fascist

Internationale Föderation der Widerstandskämpfer - Bund der Antifaschisten

Pressemitteilung Nr.1/2020 Hannover, 31. März 2020

Betr.: AfD-Landtagsfraktion segelt unter falscher Flagge. VVN-BdA warnt vor Tricksereien der AfD.

Alle sind aufgerufen: Bleibt wachsam! Dass der "Niedersachsen-Abend" der AfD am 15. April endgültig abgesagt ist, steht für die VVN-BdA noch nicht fest. "Wir wissen, dass die Rechtspopulisten mit Björn Höcke als ihrer Galionsfigur auch nach der Corona-Krise diese Großveranstaltung in Niedersachsen planen“, sagt Andreas Nolte von der VVN-BdA Niedersachsen.

Der Landessprecher weist darauf hin, dass bereits bei der Anmeldung der Veranstaltung „unter falscher Flagge gesegelt“ wurde, als ein AfD-Funktionär versuchte, den vor Kurzem abgesagten Termin als private Veranstaltung zu kaschieren. Auch durch die Aufmerksamkeit von Antifaschistinnen und Antifaschisten wurde jedoch schnell bekannt, dass sich dahinter tatsächlich eine Veranstaltung mit Höcke als Fraktionsvorsitzendem der AfD im Thüringer Landtag verbarg, um sich in der „Alten Zeche“ in Barsinghausen für den "Coup" der AfD beim Hintertreiben des Parlamentarismus in Thüringen bejubeln zu lassen.

Nolte stellt dazu weiter fest: „Die AfD versuchte nicht zum ersten Mal verdeckt und unter falschem Namen eine Großveranstaltung in Niedersachsen durchzuführen. Dass sie es heimlich versuchen muss, entlarvt sie schon. Hier beginnt ihre politische Verlogenheit, die mit vordergründig 'gerechten', aber in Wirklichkeit populistischen, ausgrenzenden und rassistischen Forderungen endet, um leicht Stimmen von Wählerinnen und Wählern einzusammeln und diese Gesellschaft zu spalten. Zugleich offenbart sie mit ihrer Heimlichtuerei ihre Angst vor der demokratischen Öffentlichkeit.“

Da dieser 15. April als 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen ein ganz besonderes Datum ist, vermutet die VVN-BdA, dass die AfD diesen Termin extra für ihre Hetzveranstaltung ausgesucht hat. „Wir müssen davon ausgehen, dass die AfD Niedersachsen ihre Propagandaveranstaltung mit Höcke ganz bewusst für diesen Befreiungstag geplant hatte, um die Opfer und den Gedenktag zu verhöhnen,“ befürchtet Mechthild Hartung, ebenfalls Landessprecherin der VVN-BdA.

"Wir rufen alle demokratischen Kräfte dazu auf: Bleibt wachsam! Sorgt gemeinsam überall im Land dafür, dass RechtspopulistInnen und FaschistInnen dauerhaft keine Möglichkeit haben, Hetzveranstaltungen, wie die mit Höcke geplante, zu veranstalten“, appellieren die beiden LandessprecherInnen der VVN-BdA an die Öffentlichkeit.

 

Defender - Deutschland marschiert, zwar nicht mehr voran, aber im Gleichschritt mit, das ist schlimm genug...

Beitrag: Roswitha Engelke

Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee der Sowjetunion das nationalsozialistische Vernichtungslager Auschwitz und 2020 ziehen deutsche Soldaten an die Grenzen Russlands, um ihre Vernichtungswaffen zu präsentieren ...