09. Oktober 2025   Aktuell

Generation Z in Paraguay protestiert gegen die Regierung

Beitrag: amerika21 

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Asunción. Die Proteste der sogenannten "Generation Z" haben Paraguay erreicht. In Asunción gingen am Sonntag, den 28. September, Hunderte junge Menschen für ein Ende der Korruption, der Straflosigkeit der Regierung sowie des übermäßigen Gebrauchs von Polizeigewalt auf die Straße. Dass sich teils sehr junge Leute außerhalb der traditionellen Parteistrukturen organisieren, ist derzeit in Peru zu beobachten, aber auch bei den landesweiten Generalstreiks in Ecuador, bei denen es schon zu einem ersten Mord durch die Streitkräfte kam. Beim Protest in der paraguayischen Hauptstadt Asunción wurden 29 Personen mit einem Durchschnittsalter von 22 Jahren festgenommen. Inzwischen sind zwar alle wieder auf freiem Fuß, aber es gab Klagen über Willkür und Folter durch die Polizei.

 

Der Protestmarsch begann am Nachmittag im Zentrum der Hauptstadt. Der Protest zeigte bewusst eine jugendliche Ästhetik: Plakate mit Fußballbezug, paraguayische Flaggen und Bilder aus dem Comic One Piece, die schon früher bei Demonstrationen junger Lateinamerikaner:innen als Symbol verwendet wurden. Die Demonstrierenden trugen Plakate mit Anspielungen auf den Skandal der "Umschläge der Macht", bei dem es um Vorwürfe zur Geldübergabe in der Präsidenten-Residenz geht, und versuchten, zum Nationalkongress zu gelangen.

Die Strecke wurde von einem Aufgebot an Polizeikräften blockiert, das mit Wasserwerfern und Reiterstaffel angetreten war. Die Demonstrierenden beschlossen, der Polizeiabsperrung auszuweichen, und bewegten sich Richtung Hauptquartier der Nationalpolizei. Sie blieben jedoch von den Sicherheitskräften umzingelt, die wiederum ein Weiterkommen verhinderten. Gegen Abend gelang es einigen Gruppen, zur Plaza de Armas zu gelangen und sich dem Cabildo, dem Gebäude des ehemaligen Rathauses, zu nähern. Dort kam es zu Zusammenstößen mit der Polizei, die den Protestmarsch ständig bedrängte.

Die Jugendlichen prangerten an, dass die Polizei mit "übermäßiger Gewalt" vorgegangen sei und willkürlich friedlich demonstrierenden Personen verhaftet habe. Die Festgenommenen wurden zu Einrichtungen wie der Eliteeinheit der Nationalpolizei (Fope) gebracht und der Staatsanwaltschaft übergeben.

Laut Polizeiberichten wurden im Laufe des Protestmarsches etwa sieben Personen verhaftet, die Veranstalter:innen sprachen jedoch von 28 festgenommenen jungen Leuten. Bei einer Mahnwache vor der Spezialgruppe der Nationalpolizei forderten Familienangehörige und Abgeordnete ihre sofortige Freilassung und beklagten, dass es für viele Festnahmen keine offizielle Begründung gäbe und dass mehrere Jugendliche aufgrund des Vorgehens der Polizei Prellungen und Verletzungen im Gesicht aufwiesen.

Nach Aussage der Abgeordneten Johana Ortega waren die Verhafteten im Durchschnitt 22 Jahre alte Schüler:innen und Studierende. Sie kritisierte außerdem, dass die Rechtmäßigkeit der Verhaftungen grob in Frage stehe, weil die gesetzliche Haftdauer von sechs Stunden ohne formelle Anklage in vielen Fällen überschritten worden sei. Carlos Benítez, Oberbefehlshaber der Polizei, erklärte, dass sich 29 Personen in Haft befänden und dass diese wegen "Störung der öffentlichen Ordnung" und Angriffen auf Polizeibeamt:innen angeklagt seien. Nach offizieller Bilanz gebe es zehn Verletzte, darunter acht Polizist:innen.

Trotz des Polizeieinsatzes schaffte es der Protestaufruf, die allgemeine Unzufriedenheit mit der politischen Klasse sichtbar zu machen; er stellte außerdem die Reaktion des Staates auf die Probe. Dieses neue Kapitel der Mobilisierung entsteht in einem Kontext des wachsenden Drucks auf die Regierung von Präsident Santiago Peña, die sich Korruptionsvorwürfen und Kritik von Seiten verschiedener Oppositionsparteien und sozialer Bewegungen sowie Teilen der Bevölkerung gegenübersieht. Im März 2025 hatten Organisationen der Landbevölkerung und von Oppositionellen bereits Protesttage gegen die Straflosigkeit, die staatlichen "Klüngeleien" und die Manipulation der Justiz angekündigt. anred/poonal

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