Solidarität mit Griechenland: Europas LINKE feiern ihren Helden
Viele Vertreter linker Parteien in ganz Europa begrüßen den Ausgang des Referendums, in dem das griechische Volk mehrheitlich die Sparpläne der Gläubiger abgelehnt hatte. Doch wie soll es aus Sicht der europäischen Linken nun weitergehen? Der Überblick:
Spanien: Pablo Iglesias (Podemos)
Für Pablo Iglesias ist der Ausgang des Referendums ein Sieg der Demokratie: "In Griechenland hat heute die Demokratie gewonnen", twitterte der Chef der spanischen Protestpartei Podemos ("Wir können"). Der 36-jährige Politikdozent, der sich auf seinem Twitter-Profilbild Arm in Arm mit dem griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras zeigt, bezeichnet die Gläubiger als Tyrannen, die den Menschen in Griechenland und auch in Spanien "mit Drohungen Angst einzujagen versuchen". Bei den Regionalwahlen im Mai hatte Podemos bereits überraschende Erfolge unter anderem in den Metropolen Madrid und Barcelona errungen. Ende des Jahres findet in Spanien die Parlamentswahl statt, bei der sich Podemos Hoffnungen auf ähnliche Erfolge macht wie Syriza in Griechenland.
Portugal: António Costa (PS)
Vor wenigen Jahren war Portugal selbst noch Eurokrisenland, nun stellt sich der linke Oppositionsführer António Costa demonstrativ an die Seite der Syriza-Regierung in Athen: "Man muss die souveräne Entscheidung des griechischen Volkes respektieren", forderte der Chef der Sozialistischen Partei (PS). Es sei "absolut inakzeptabel", die Ablehnung der Sparvorschläge als Wunsch der Griechen zu interpretieren, der Eurozone nicht mehr angehören zu wollen.
Frankreich: Jean-Luc Mélenchon (Parti de Gauche)
Jean-Luc Mélenchon hat bereits Hunderte Anhänger zu einer Kundgebung auf der Pariser Place de la République versammelt. Der Führer der französischen Linkspartei lobt Tsipras dafür, "auf den Versuch eines Würgegriffs reagiert zu haben". Der wortgewaltige Populist im Interview mit dem Sender RTL: "Das ist der Sieg einer Methode und die Niederlage eines arglistigen und unheilvollen Projekts. Die Krise ist mit Absicht durch die Euro-Gruppe provoziert." Es habe einen Putschversuch gegeben, einen "finanziellen Staatsstreich" gegen Tsipras. Nun könne man anfangen "ernsthaft zu diskutieren", so Mélenchon. "Und das beginnt damit, dass man aufhört, die Leute für dumm zu verkaufen, dass man aufhört, eine Regierung zu zwingen etwas zu tun, für das sie nicht gewählt worden ist." Als Folge aus dem Referendum müsse Europa jetzt Athen einen Zahlungsaufschub gewähren - "oder aber die Regierungen der Euro-Gruppe müssen die gesamten griechischen Schulden bezahlen"
Italien: Beppe Grillo (Movimento 5 Stelle)
Der frühere Komiker und heutige Oppositionspolitiker Beppe Grillo freut sich über das Abstimmungsergebnis in Griechenland: "Das ist ein fantastisches Ergebnis für alle", sagt der Anführer der linkspopulistischen "5-Sterne-Bewegung" (Movimento 5 Stelle). Es gehe nicht um Finanzfragen oder die Wirtschaft, sondern um Geopolitik, so Grillo laut der Zeitung "La Repubblica": "Das ist Demokratie." Schon am Tag des Referendums hatte Grillo in seinem Blog geschrieben, dass das bisherige System der Krisenpolitik am Ende sei. Dessen Prinzip sei perfide: "Ich geb dir Geld, aber ich will es nicht zurück", so Grillo, "und ich nehme dir alles, was du hast." Das Fazit des Politikers: "Schauen wir mal, was nun passieren wird."
Deutschland: Gregor Gysi (Die Linke)
Die Linke in Deutschland fordert von Angela Merkel konkrete Schritte zur Beendigung der Krise in Griechenland: "Jetzt steht die Bundeskanzlerin in der Verantwortung, so schnell wie möglich einen Kompromiss zu finden", sagt der scheidende Linken-Fraktionschef Gregor Gysi. "Einen Grexit können wir uns nicht leisten." Die Strategie der Bundesregierung, die linke Regierung in Griechenland zu stürzen, sei nicht aufgegangen. Ein Kompromiss könne eine Zinssenkung für Kredite und eine befristete Stundung von Schulden sein. Deutschland habe seine Schulden nach dem Ersten Weltkrieg auch erst nach 92 Jahren zurückgezahlt - reduziert durch Schuldenschnitte. Gysi forderte zudem eine internationale Schuldenkonferenz, damit auch Länder wie Irland, Spanien und Portugal stärker berücksichtigt würden.