Gasstreit: Türkei droht Griechenland mit Krieg
Die Lage im Mittelmeer spitzt sich zu 30.08.2020, 14:45 Uhr | dpa
Die Türkei hat Griechenland für den Fall einer Ausdehnung seiner Territorialgewässer in der Ägäis offen mit einer militärischen Auseinandersetzung gedroht. "Wenn das kein Kriegsgrund ist, was denn sonst?", sagte Vizepräsident Fuat Oktay der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu zufolge.
Athen kritisierte die türkische Drohung scharf. Die Taktik der Türkei, ihren Nachbarn mit Krieg zu drohen, wenn dieser seine legalen Rechte in die Tat umzusetzen versuchten, sei "gegen die internationale politische Kultur", erklärte das Außenministerium in Athen.
Der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hatte am Mittwoch im Parlament ausgeführt, Griechenland dehne seine Hoheitszone im – Italien zugewandten – Ionischen Meer von 6 auf 12 Seemeilen aus.
In Seegebieten, wo andere Staaten mehr als 24 Seemeilen entfernt seien, könne dies möglicherweise ebenfalls geschehen. Über die Festlegung des Festlandsockels sowie der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) in der Ägäis und im östlichen Mittelmeer sei Athen zum Dialog mit der Türkei bereit.
Oktay teilte daraufhin mit, Ankara werde seine Rechte zur See ungeachtet aller Kosten verteidigen. Er verbat sich eine Einmischung der EU. Die Europäische Union sei kein internationales Gericht, das bestimme, was Recht und Unrecht sei.
Die EU-Außenminister hatten am Freitag Ankara ultimativ zum Dialog mit Griechenland aufgerufen. Andernfalls könne der EU-Sondergipfel am 24. September über weitere Strafmaßnahmen gegen die Türkei diskutieren.
Im östlichen Mittelmeer werden große Erdgasvorkommen vermutet, aufgrund dessen die Türkei den Untergrund in Seegebieten erkundet, welche von Zypern oder Griechenland beansprucht werden.
Demzufolge halten griechischen und türkischen Streitkräfte Manöver in der Region ab.
An den griechischen Manövern beteiligte sich insbesondere Frankreich, an türkischen Übungen die US-Marine.