25. Dezember 2020   Aktuell

Indigene und soziale Bewegungen Lateinamerikas trafen sich in Bolivien

 

treffen_der_voelker_des_abya_yala_zum_aufbau_eines_plurinationalen_amerika.jpeg

Das "Treffen der Völker des Abya Yala zum Aufbau eines Plurinationalen Amerika" in Bolivien
Das "Treffen der Völker des Abya Yala zum Aufbau eines Plurinationalen Amerika" in Bolivien

Cochabamba. Am 18. und 19. Dezember hat in San Benito nahe der Großstadt Cochabamba das "Treffen der Völker des Abya Yala zum Aufbau eines Plurinationalen Amerika" stattgefunden. Der frühere Präsident Evo Morales hatte Teilnehmer:innen aus zehn Ländern eingeladen. Das wichtigste Ergebnis der internationalen Zusammenkunft ist die Gründung des sogenannten Runasur, ein Zusammenschluss der originären und indigenen Völker der Region.

Runasur versteht sich als indigenes Pendant zum multilateralen Staatenbündnis Unasur (Union südamerikanischer Nationen), was ein Novum in der multilateralen Zusammenarbeit darstellt. Fernando Huanacuni, ehemaliger Außenminister unter der Regierung Morales und Mitglied des Organisationskomitees der Veranstaltung, sagte diesbezüglich: Das Zusammentreffen richte sich "nach den Kosmovisionen unserer Völker. Ziel ist es, die Grenzen und die Fragmentierung zwischen den Völkern zu überwinden, die von den Nationalstaaten aufgezwungen wurden."

Morales begründete die kurzfristige Einberufung des Großevents mit der Dringlichkeit, ein plurinationales Amerika voranzutreiben. "Die indigenen Völker der Welt sind im Stande, nicht nur über die Forderungen der indigenen Bewegung zu beraten, sondern darüber hinaus über die Verteidigung des Lebens, der demokratischen Revolutionen und der Mutter Erde", so der Ex-Präsident auf der Veranstaltung. Seit der Verfassung von 2009 zählt die Plurinationalität zum Selbstverständnis des bolivianischen Staates. Das bedeutet, dass die 36 indigenen und originären Nationen des Andenlandes anerkannt werden.

Auch der neue Präsident von Bolivien, Luis Arce, hob die Bedeutung des Treffens zum Ende eines für das Land bewegten Jahres hervor: "Allein die Debatte zwischen dem Uninationalen und dem Plurinationalen macht einen Unterschied in der Bekämpfung dieser und anderer Pandemien sowie sonstiger Elemente, denen sich unsere Gesellschaften gegenübersehen." Arce unterstrich die Bedeutung der traditionellen Medizin im Umgang mit COVID-19.

Bei dem Treffen waren Vertreter:innen aus Ecuador, Argentinien, Mexiko, Venezuela, Brasilien, Peru, Panama, Guatemala, Chile und Bolivien sowie hochrangige Mitglieder der neuen Regierung der Bewegung zum Sozialismus (MAS) und des Parlaments zugegen. Die Diskussionen gingen unter anderem um konkrete Maßnahmen sozialer Bewegungen zur Bekämpfung des Neokolonialismus in Lateinamerika und des innerstaatlichen Rassismus. Neben den öffentlichen Reden fanden Arbeitstreffen zu politischen, sozialen und ökonomischen Themen statt. Dabei ging es um die Selbstbestimmung der Völker, mehrsprachige Bildung, kommunitäre Medien, öffentliche und kostenlose Gesundheitsversorgung sowie traditionelle Behandlungsmethoden, solidarische und ökologische Ökonomie auf Basis des Guten Lebens, Geschlechtergerechtigkeit und den Schutz der Ressourcen des Kontinents.

In der Abschlusserklärung bekräftigten die teilnehmenden Organisationen die Respektierung der indigenen Rechtsprechung und die Verteidigung der Mutter Erde. Die Entscheidung, Wasser an der US-Börse zu handeln, lehnen sie ab. "Wasser an der Börse zu notieren, bedeutet gleichsam das Leben in Preisen auszudrücken. Wasser darf nicht gehandelt und privatisiert werden. Der Zugang zu Wasser ist ein Recht der Völker", so die Abschlusserklärung.

Zudem enthält sie eine dezidierte Ablehnung der Einmischung der USA in die internen Angelegenheiten Venezuelas und fordert ein Ende der Sanktionen und der US-Blockade gegen Kuba.

 

Suche

 
 
 

Rosa Luxemburg Stiftung

 

Besucherzähler

Heute6
Gestern15
Woche29
Monat180
Insgesamt88093
 

Anmeldung