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Spiegel online: Pressefreiheit in den USA: Der nächste Sündenfall
Von Marc Pitzke, New York
Präsident Obama lässt NSA-Whistleblower Edward Snowden jagen, WikiLeaks-Informant Bradley Manning steht vor Gericht, ein Richter verurteilt einen "New York Times"-Reporter zu einer Zwangsaussage - ihm droht sogar Beugehaft. Ist die US-Presse noch vor dem Zugriff des Staates sicher?
James Risens letzter Artikel in der "New York Times" erschien am vorigen Mittwoch. Darin schrieb der Reporter über den wachsenden Unmut im US-Kongress über die NSA-Ausspähung von Amerikanern: "Abgeordnete beider Parteien forderten, die massive Sammlung privater Daten zurückzuschrauben."
Was Geheimdienstexperte Risen, einer der profiliertesten Investigativreporter der USA, nicht erwähnte: Er selbst steht unter staatlicher Beobachtung. Seine Telefongespräche wurden überwacht, seine E-Mails durchkämmt. Und jetzt sieht er sich zur Aussage gegen einen vertraulichen CIA-Informanten gezwungen - unter Androhung von Beugehaft. -
Der Whistleblower soll noch viel mehr brisantes Material haben, das den USA schaden könnte, kündigte der "Guardian"-Journalist Glenn Greenwald an. In den Mainstream-Medien der USA werden allerdings immer häufiger die Enthüller, nicht die Enthüllungen, zur Zielscheibe.