07. September 2013   Aktuell

Syrienkonflikt - Traditionen

Kommentar Roswitha Engelke, 07.09.2013

Alle europäischen Teilnehmer des G-20-Gipfels in St. Petersburg unterzeichneten schon am Freitag eine Erklärung, in der eine entschlossene internationale Reaktion im Syrien-Konflikt gefordert wird. Deutschland hat sich nach eintägiger Verzögerung angeschlossen.

In der Erklärung der EU-Außenminister heißt es, das Assad-Regime verfüge als einziges Land über die Bestandteile der Chemiewaffen und sei auch zu deren Einsatz in größeren Mengen in der Lage.

Das enspricht genau so nicht der Wahrheit

Bayer Leverkusen – Chemiewaffen aus Tradition

1957 haben sich die  Chemiker Ernst Schegk, Hanshelmut Schlör und Gerhard Schrader (Bayer AG) in der BRD und 1959 in den USA eine allgemeine Formel patentieren lassen, die zur Herstellung von Phosphorsäureester-Insektiziden dient.

In einer Schrift führt Schrader aus, wie man aus der allgemeinen Formel umstandslos Kampfstoffe gewinnt und räumt ein, dass es „innerhalb dieses Bayerpatentes eine Übereinstimmung von Formeln mit einigen US-amerikanischen Kampfstoffen gibt.“ Der Konzern bestritt, nach diesen Formeln selber Chemiewaffen hergestellt oder das Recht dazu dem USMilitär gegen Zahlung einer Lizenz Gebühr abgetreten zu haben. (Widerlegt im Originaltext v. G. Walraff.)

Gerhard Schrader ist auf dem Gebiet der Chemiewaffen ein altbekannter Experte. Im zweiten Weltkrieg hat er die Kampfstoffe Tabun und Sarin erfunden. Carl v. Krauch, Aufsichtsratschef der von Bayer mitgegründeten IG Farben rühmte die chemische Waffe vom Standpunkt ihrer Anwendung als eine typisch deutsche Waffe, da sie der besonderen naturwissenschaftlichen Begabung der Deutschen entspricht!

Nach dem Ende des Dritten Reiches unternahmen die Allierten nichts, um die Wissenschaftler mit den tödlichen Begabungen ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Im Gegenteil, die Militärs holte die gesamte Wissenschaftselite der Nazis auf Schloss Kransberg im Taunus  zusammen. Schrader und die übrigen Kollegen der Chemiewaffen-Fabrik der IG Farben, stellten dabei das größte Kontingent dar. Ihre Unterlagen wurden später auch von sowjetischen Wissenschaftlern ausgewertet. Die chemischen Nervenkampfstoffe stießen bei den Engländern und Amerikanern auf größtes Interesse. Schrader war den US-Experten sogar so wertvoll, dass sie ihn mit in die USA nahmen. In Diensten des „Chemical Corps“ ihrer Streitkräfte tat er dass, was er schon während der NSZeit am besten konnte, Formeln für Giftgas entwickeln.

Die Chemiewaffen Forschung bei Bayer begann allerdings nicht erst mit Schrader. Die lange Tradition setzte im Ersten Weltkrieg mit der Entwicklung von Chlorgas, Phosgen und Senfgas ein. Der damalige Bayerchef zeigte sich genauso entzückt über die Forschungen aus den Todes-Laboren wie später Carl v. Krauch. Zynisch bezeichnete er eine besonders giftige Mischung als „am köstlichsten, die Gegner merken und wissen nicht, wenn das Gelände damit bespritzt ist, bis die Folgen eintreten.“

Giftlieferung auch im Vietnamkrieg
Die Hunderttausende, die während des Vietnamkrieges in Kontakt mit den Millionen Litern versprühter Pestizide kamen, wussten nicht, in welcher Gefahr sie schwebten. Der damalige Bayerchef konnte stolz sein.

Eine traurige Berühmtheit erreichte AGENT Orange genutzt zur Entlaubung. Tausende Vietnamesen starben direkt, unzählige erlitten schwerste Gesundheitsstörungen. Das Gift wirkt fruchtschädigend, Familien leiden bis heute an den Auswirkungen. Die Dioxinbelastung von Enten übersteigt den Normalwert noch immer um den Faktor 3000.

Bayer produzierte in der fraglichen Zeit von Agent Orange jährlich 700 bis 800 Tonnen und verkaufte einen Teil der Produktion an die französische Firma Prodil.

Experten von Bayer und HOECHST, als medizinische Helfer getarnt, standen der US Army auch direkt vor Ort mit Rat und Tat zur Seite (Seymour M. Hersh schrieb darüber in seinem Buch „Chemical and Biological Warfare“ mit Berufung auf einen Artikel der „Eastern World“). Sie  arbeiteten fleißig, wie Deutsche nun mal sind, dem Planungsbüro für B u. C Waffen in Saigon zu.  Die Abstimmung übernahm die ehemalige IG-Farben Tochter General Aniline und Film Corporation.

(Quelle: Wallfraffs unerwünschte Recherchen, von Jan Perhke)

Eine weitere Tradition ist die Zuarbeit des BND für amerikanische Invasionen

Dazu Spiegel Online, v. 17.12.2008 - Irakkrieg  -

... Aussagen aus den USA bringen Frank-Walter Steinmeier in Bedrängnis: Ex-General Tommy Franks, 2003 Oberbefehlshaber der Invasion im Irak, bestätigte dem SPIEGEL, dass deutsche Spione wichtige Informationen für die Kriegführung lieferten.  ... Und es ist nicht nur Franks, der sich wie seine Kollegen gut an die Zuarbeit aus Deutschland erinnert. "Es wäre Geschichtsfälschung, wenn man abstreiten wollte, dass der BND uns bei militärischen Kampfoperationen während des Krieges half", sagt Marc Garlasco ...

Der Irak-Krieg, der BND und ein lügender Informant

Hans Leyendecker von der "Süddeutschen" über die causa "Curveball"

"Curveball" war ein BND-Informant, der den Irak-Krieg mit ausgelöst hat: Er hatte behauptet, in einem Bio-Labor Saddam Husseins zu arbeiten - was sich als falsch herausstellte. Hans Leyendecker resümiert: Die Amerikaner wollten auch auf Basis einer Lüge Krieg führen ...

RP ONLINEPolitik vom 08.09.2013.  - Syrien -

... Der Bundesnachrichtendienst (BND) hingegen hat nach dem Giftgas-Angriff am 21. August ein Gespräch zwischen einem Führer der Hisbollah-Miliz – die das Assad-Regime unterstützt – und der iranischen Botschaft abgehört. Darin sagt der Hisbollah-Funktionär, das syrische Regime habe den Befehl zum Giftgaseinsatz gegeben.

Im übrigen würde kein amerikanisches Schwurgericht Baschar al-Assad auf Grund dieser mangelhaften Beweislage schuldig sprechen. Der  amerikanische Präsident nimmt sich jedoch dieses Recht heraus.

Das Völkerrecht aufgrund von fadenscheinigen Aussagen zu brechen, ist eine amerikanische Tradition.

 

 

 

 

 

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