Protest hilft
Campact erfolgreich: Deutsche Bank erteilt Hafenerweiterung eine Absage
22. Mai 2014 von Chris Methmann
Über den Tag der Hauptversammlung hinweg steigt der Druck auf die Deutsche Bank nochmal kräftig. Mit Erfolg: Die Bank schließt am Nachmittag eine Beteiligung am umstrittenen Hafenprojekt Abbot Point eindeutig aus.
Bevor er richtig angefangen hat, ist bereits klar: Dieser Tag wird für die Deutsche Bank sehr unangenehm. Morgens um neun in Frankfurt: Hunderte Aktionäre der Deutschen Bank strömen aus der U-Bahn-Station Messe – und viele bleiben erstmal verdutzt stehen: Auf ihrem Weg in die Hauptversammlung der Deutschen Bank müssen sie sich ihren Weg durch ein Spalier aus Großplakaten bahnen – gehalten von Aktivist/innen von Campact und dem WWF. Die Plakate zeigen den Aktionären, vor welcher Wahl die Bank steht: die bunten Unterwasserwelt des einzigartigen Weltnaturerbes oder die schmutzigen Zukunft eines industrialisierten Riffs. Als Clownfische und Taucher verkleidete Aktivisten verteilen Flugblätter und Klatschpappen. Viele Aktionäre schauen sichtlich überrascht. “Was hat denn die Deutsche Bank mit dem Great Barrier Reef zu tun?”, fragt mich eine ältere, teuer gekleidete Frau. “Die Bank will mit einem Kohlehafen am Great Barrier Reef Geld verdienen – das Weltnaturerbe ist in Gefahr”, erkläre ich. Die Reaktion: Empörtes Kopfschütteln.
Kurze Zeit später sieht es bereits so aus, als ginge ein solches Kopfschütteln durch die ganze Republik. In den Medien sind die Aktivitäten am Riff ein großes Thema. Schon am Dienstag hat Campact mit australischen Partnern in der Financial Times mit einer ganzseitigen Anzeige für Aufsehen gesorgt. Heute berichtet das Handelsblatt, die wichtigste deutsche Wirtschaftszeitung, prominent über die Verstrickung der Deutschen Bank in den Kohlehafen Abbot Point. Viele Meldungen über die Hauptversammlung – in Funk, Fernsehen und Internet – erwähnen das Thema.
Die Welle der Aufregung schwappt schließlich auch in die Hauptversammlung. Mehrere Redner/innen stellen kritische Nachfragen zum Engagement am Great Barrier Reef und fordern die Bank zum Ausstieg auf – darunter der australische Aktivist Tony Brown, der exta für die Hauptversammlung um die halbe Welt geflogen ist. Am Nachmittag übergeben wir unsere inzwischen mehr als 200.000 Unterschriften an die Nachhaltigkeitschefin der Bank. Sie signalisiert: Die Bank ist alarmiert von dem Wirbel, den wir in kurzer Zeit erzeugt haben. Und fügt mit Bezug auf weitere Geschäfte am Reef hinzu: “Für uns ist das kein Thema.” Und tatsächlich: Die Australier, die in der Hauptversammlung sitzen, schicken wenig später eine SMS: Gerade habe der Chef der Bank, Jürgen Fitschen, auf die Vorwürfe reagiert und und erklärt: Die Deutsche Bank kann schon deswegen nicht in das Projekt einsteigen, weil die UNESCO Bedenken geäußert hat. Wir vermuten zunächst, dass sich die Bank wegducken und die Verantwortung an die UNESCO abschieben will. Doch kurze Zeit später sagt es der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Paul Achleitner, nochmal deutlicher: “Wir haben mit dem Projekt nichts zu tun und werden dort auch künftig nicht einsteigen.” Großer Jubel. Denn damit ist klar: Wir haben einen wichtigen Erfolg für die Rettung des Great Barrier Reefs errungen – und anderen Banken gezeigt, dass man sich am Kohlehafen Abbot Point nur eines verdienen kann: einen schlechten Ruf.
Mit diesem Rückenwind wird es für unsere australische Schwesterorganisation GetUp und ihre Bündnispartner nun leichter, den Hafenausbau auf dem Klageweg endgültig zu verhindern. Dass in Australien einer der weltgrößten Kohlehäfen entsteht und das Great Barrier Reef der Ausbeutung eines riesiges Kohlevorkommen ausgebeutet wird, ist mit dem heutigen Tag ein ganzes Stück unwahrscheinlicher geworden.
Veröffentlicht in: Great Barrier Reef