Wenn der Schlachter kommt: Künast wetzt das Messer
Renate Künast: Tod der heiligen Kuh Anonymität im Internet
Die Debatte über ein Netz ohne Nutzerkennung müsse geführt werden, meinte auch die grüne Verbraucherschutzpolitikerin Renate Künast: "Wir können nicht die Anonymität hochhalten, wenn alle den ganzen Tag über im Internet nur noch rüde beschimpft werden", erklärte die Ex-Ministerin den Zuhörern, die vermutlich in ihrer Jugend noch größtenteils gegen die Volkszählung demonstriert hatten. ---
Welche Leichen hat Frau Künast im Keller, die man ihr anonym auf dem Teller servieren könnte?
Dazu ein anonymer Brief aus dem Internet
Sehr geehrte Frau Künast,
ich schreibe Ihnen in Bezug auf den Artikel Urheberkonferenz: "Heilige
Kuh der Anonymität gehört geschlachtet" der bei Heise.de erschienen
ist und über Ihre Meinung auf dieser Konferenz berichtet.
http://www.heise.de/newsticker/meldung/Urheberkonferenz-Heilige-Kuh-der-Anonymitaet-gehoert-geschlachtet-3029833.html
Sie sagten dort "Wir können nicht die Anonymität hochhalten, wenn alle den ganzen Tag über im Internet nur noch rüde beschimpft werden". Ja, in diesem Kontext, ist die Anonymität ein Problem.
Aber es ist genau die gleiche Anonymität, die Menschen in Ländern wie China vor politischer Verfolgung schützt.
Ohne diese Anonymität, können viele Whistleblower und Aktivisten ihrer wichtigen Arbeit nicht oder nur unter extrem schwierigen Bedingungen nachkommen.
Und bevor nun argumentiert wird, dass dies ja größtenteils andere Länder betreffe: Nein, das Internet ist ein internationales Medium.
Indem Sie die Anonymität im "deutschen" Netz bekämpfen, greifen Sie gleichzeitig auch die Anonymität dieser Aktivisten an, die bei Aufdeckung um ihr Leben fürchten müssen. Diese heilige Kuh Anonymität ist uns Nerds nicht deshalb heilig, weil sie uns vor den Forderungen von Verlagen schützt, dass ist quasi nur
ein Abfall-Produkt. (Mehr dazu später.)
Heilig ist uns diese Kuh vor allem deshalb, weil jemand der anonym sprechen kann, eher unangenehme Wahrheiten ausspricht. Ja, es gibt einige Mutige, die dabei auch ihr Gesicht zeigen. Aber genauso, gibt es unzählige Blogs und Chats, die nur deshalb existieren und am Leben bleiben, weil jemand sich dort mitteilen kann, ohne die Verfolgung fürchten zu müssen.
Was mich betrifft, so lese ich lieber unzählige Beleidigungen und sehe wie die GEMA und deren Verlage, die noch nicht zur Gänze im Internet-Zeitalter angekommen sind, unzählige Tränen vergießen, als
auch nur einen Whistleblower zu gefährden.
So und nun nochmal zum Urheberrecht.
In meinen Augen ist das Urheberrecht in Deutschland, welches teils noch 70 Jahre nach dem Tod des Autors besteht, zu einem Monster geworden, welches die Kunst und die freie Entwicklung der Gesellschaft behindert.
Ja, Urheber sollten für ihre Arbeit entlohnt werden. Aber warum kann man keinen USB-Stick kaufen, ohne Abgaben zu zahlen? Weil man rein theoretisch auf besagtem Stick eine mp3-Datei speichern kann!
Nur fürs Protokoll, um diese Argumentation diverser Rechteinhaber ad absurdum zu führen: Ich habe auch funktionsfähige Geschlechtsorgane, dass heißt aber noch lange nicht,dass ich jetzt schon Kindergeld für meine potenziellen Kinder bekomme.
Wenn ein Raubkopierer eine höhere Strafe zu erwarten hat als jemand der Kinder vergewaltigt, dann läuft da etwas falsch. Unsere Urheberrechte kommen noch aus der Zeit, als Bücher eine Sensation waren, als Informationen noch nicht in Sekundenbruchteilen die Welt umkreisten. Es wird langsam Zeit dieses wild gewordene Mammut zu zähmen. Natürlich, Ihre Freunde mit den
Geldkoffern der Verlage werden protestieren, aber die Urheber selbst, glauben Sie wirklich, dass die diesen Missstand gut finden?
Mit freundlichen Grüßen
SoEinTypImInternet