19. Juli 2016   Aktuell

Pogromstimmung in der Türkei

Beitrag: R. Engelke

Verratener Putsch oder Inszenierung? Erdogan spricht von einem Geschenk Gottes

Es stellt sich die Frage, wie konnten oppositionelle Generäle einen Putsch derart stümperhaft angehen? Wie lässt sich die perfekt organisierte Reaktion der Staatsführung erklären? Lagen die Listen der bisher verhafteten bereits seit langem vor? Einschätzungen von Korrespondent Deniz Yücel aus Istanbul. (Quelle: DIE WELT)

Seit dem Wochenende wurden 8000 "Putschisten" festgenommen darunter Richter (auch zwei Verfassungsrichter), Staatsanwälte und Polizisten. 9000 Beamte wurden bisher entlassen, Soldaten festgesetzt.

Pogromstimmung

In den Straßen feiern die Menschen ihren Präsidenten und fordern lautstark die Todesstrafe. Dazu Erdogan, die Türkei sei "ein demokratischer Staat, der durch Rechtsstaatlichkeit" geführt werde. Aber: Die "Wünsche des Volkes darf man nicht abtun".

 

Seit seinem ersten Interview nach dem Putschversuch am Freitag lässt Erdogan keinen Zweifel an seinen Ambitionen, seine Gegner schnellstmöglich zur Strecke zu bringen. (Quelle: BR24)

Viele Experten glauben, dass Erdogan jetzt jenen Umbau des Staates vorantreiben wird, den er schon seit Längerem plant - und für den ihm bislang demokratische Hürden und die türkische Verfassung im Weg standen. "Das wird Erdogans Durchmarsch zur Diktatur und ihn zum Alleinherrscher machen", glaubt Dr. Burak Çopur von der Universität Duisburg-Essen. "Dieser Putschversuch stärkt nur einen: Staatspräsident Erdogan", betont der Türkeiexperte. Seine Prognose für die Zukunft des Landes fällt sehr düster aus. Erdogan werde sich jetzt "als Demokratie-Held auf den Plätzen feiern" und den "großen Demokraten geben, der er nicht ist". Er werde "die Situation ausnutzen, um das Präsidialsystem vom Parlament oder vom Volk beschließen zu lassen. Notfalls mit Neuwahlen", glaubt Çopur.

 

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