Verrat? An welchen Feind?
Süddeutsche Zeitung
Amnesty kritisiert "unmenschliche Behandlung"
24.01.2011, 11:52 2011-01-24 11:52:02
Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat der US-Regierung "unmenschliche Behandlung" des mutmaßlichen Wikileaks-Informanten Bradley Manning vorgeworfen. Obwohl er nicht verurteilt sei, werde der 23 Jahre alte US-Obergefreite inhumanen Haftbedingungen ausgesetzt, sagte die Direktorin des Amerika-Programms von Amnesty, Susan Lee, in London.
In den vergangenen Wochen hatte es von mehreren Seiten Proteste gegen die Haftbedingungen des Soldaten gegeben, unter anderem unterzeichneten mehr als 30.000 Menschen eine Online-Petition für eine humanere Behandlung Mannings. Nach Angaben von Amnesty International sowie von Mannings Anwalt bekommt der Häftling keine normalen Kissen oder Decken, wird alle fünf Minuten im Schlaf gestört und künstlich wach gehalten. Zuletzt seien ihm bis auf die Unterwäsche zeitweise auch alle Kleider abgenommen worden.Die Haftbedingungen verletzten die Verpflichtungen der USA, Häftlinge menschlich zu behandeln, sagte Lee. "Wir sind besorgt, dass die Bedingungen unnötig hart sind und auf unmenschliche Behandlung durch die US-Regierung hinauslaufen." Manning sei bisher keines Vergehens für schuldig befunden worden. "Aber die Militärbehörden scheinen alle ihnen zur Verfügung stehenden Mittel zu nutzen, um ihn zu bestrafen, solange er in Haft ist. Das untergräbt die Unschuldsvermutung, zu der sich die USA bekannt haben."
Das US-Verteidigungsministerium wirft dem jungen Mann Verrat vor. Offiziell erhoben die Militärs bislang Anklage wegen eines Videos, mit dem Wikileaks weltweit Aufsehen erregt hatte, weil es einen brutalen, tödlichen Hubschrauberangriff auf Zivilisten zeigte. Ferner wirft man ihm vor, während seiner Zeit im Irak zigtausende vertraulichen Dokumenten an die Internetplattform Wikileaks weitergegeben haben, zu denen der Geheimdienst-Analyst Zugang hatte.
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