12. März 2018   Aktuell

Das Gespenst der Dreißigerjahre geht um

Quelle: Spiegel.online, Thomas Fricke

Drohender Handelskrieg, Populisten in Italien: Auf uns alle kommen schwierige Zeiten zu. Doch in Deutschland macht sich eine erschreckend selbstgerechte Art breit, alle Mitschuld an den Wirren der Welt abzustreiten.

 

Für eine geraume Weile sah es aus, als bliebe uns nach Brexit und Trump erspart, was in den Dreißigerjahren für die Welt allmählich zum Desaster wurde - jene Mixtur aus Populismus, autoritären Politausflügen, Handels- und richtigen Kriegen. Wo doch in Frankreich Emmanuel Macron gegen die Rechtsextreme Marine Le Pen gewonnen hat, in den Niederlanden die Rechtspopulisten den Regierungsantritt verpassten, und in Deutschland, na ja, trotz Einzug der AfD in den Bundestag irgendwie doch alles bei Merkel blieb. Und Donald Trump? Der entzückte deutsche Konzernchefs mit Steuergeschenken. Vielleicht doch ein Lieber, dieser US-Präsident? Gruß an Herrn Jo Kaeser von Siemens.

Erst eine Bankenkrise, dann Rezession und hohe Arbeitslosigkeit, gefolgt von heillosen Versuchen, die Staatsfinanzen via Steuererhöhung (für "Otto-Normalverbraucher") und Kürzungen (für die eh' schon zu reichen) zu sanieren.

Dazu ein Aufstieg populär-autoritärer Parteien mit zunehmendem Hang zum nationalen Alleingang. All das hat es vor gut acht Jahrzehnten gegeben. All das gibt es, mehr oder weniger, auch jetzt wieder. Wenn auch noch in gemäßigter Form. Noch.

Umso bemerkenswerter ist es, mit welchem Gleichmut in Deutschland gerade mit der Frage hantiert wird, wer für all das verantwortlich ist. Da ist der Italiener halt selbst schuld, typisch. Aber sind wir für das eine oder andere nicht auch mitverantwortlich? Nicht zur Selbstkasteiung. Sondern um daraus zu lernen - und die Katastrophe noch zu verhindern.

Die Italiener haben mehr reformiert als wir Deutsche

Es hat etwas Abwegiges, die politische Entwicklung in Italien auf nationalen Klamauk zu reduzieren. Rechte Populisten regieren auch in Österreich. In Frankreich fehlte nicht viel. Und in Deutschland sind sie je nach Umfrage mittlerweile so stark wie die SPD. Zumal es zu den dümmeren Klischees zählt, dass der Italiener per se nichts hinkriegt - also mit uns deutschen Flughafen- und Automobil- und Diesel-Bauern nicht mithalten kann.

Italiens Regierungen haben unter dem ehemaligen Ministerpräsidenten Mario Monti eine Rentenreform durchbekommen, für die wir wahrscheinlich drei Jahrhunderte Konsenssuche gebraucht hätten.

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