04. April 2018   Aktuell

Diether Dehm: Ich hätte besser Strichmännchen sagen sollen ..."


VonPhilip Eppelsheim Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Woche

 

Herr Dehm, Sie haben Außenminister Heiko Maas als „Nato-Strichjungen“ bezeichnet. Wie stehen Sie zu dieser Äußerung?

Angesichts dessen, dass Heiko Maas jetzt auch von den britischen Wissenschaftlern dahingehend korrigiert worden ist, dass die sagen „Die Beweislage ist keinesfalls klar“, sind seine Vorverurteilung, Russland beziehungsweise Putin seien schuld an dem Mordanschlag, und die Diplomatenausweisung lebensgefährlich für den Frieden. Ich bin jemand, der auch als künstlerischer Autor satirisch tätig ist und war, und es ist in dieser brandgefährlichen Situation notwendig, zu alarmieren und wachzurütteln. Notfalls auch per Tabubruch.

 

Sie stehen also weiterhin zu Ihrer Wortwahl?

Über die Wortwahl lässt sich streiten. Und ich verstehe auch Kritik daran von Mitstreitern. Man kann das alles auch anders formulieren. Sicher, ich hätte besser Nato-Strichmännchen sagen sollen, damit sich niemand sonst diskriminiert fühlt. Aber eine politdiplomatische, unauffälligere Wortwahl versinkt meist im Mainstreambrei. Das halte ich für genauso unangemessen, wie ich es einst für falsch gehalten hatte, auf Straßenblockaden gegen Atomraketen zu verzichten oder auf anderen zivilen Ungehorsam. Es gibt ja auch sprachliche Formen von zivilem Ungehorsam.

Ihre eigene Parteiführung sieht das anders.

Bernd Riexinger hat gesagt, meine Wortwahl sei unter der Gürtellinie gewesen. Das ist sicherlich zutreffend. Das nenne ich eben sprachlich zivilen Ungehorsam. Es gibt durchaus schärfere Angriffe, die man sich in Parteien und Parlamenten antut. Denken Sie nur an Herbert Wehners „Hodentöter“.

Dieser Artikel stammt aus der Frankfurter Allgemeine Woche

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