11. Dezember 2020   Aktuell

Luftfilter in Schulen zu teuer?

Beitrag: Roswitha Engelke, Monitor-Recherchen zeigen:

Um die  Ausbreitung von Corona-Viren in Klassenzimmern zu verhindern könnten mobile Luftfilteranlagen eine wichtige Rolle spielen. Obwohl eine Empfehlung des Robert-Koch-Institutes vorliegt, verschlingen nach Ansicht der niedersächsischen Landesregierung mobile Luftfilter Unsummen! Überschlägig gerechnet würde eine Ausrüstung aller Schule in Deutschland ca. 1 Milliarde Euro kosten. Nicht eben wenig, aber nebenher: Der deutsche Rüstungsetat steigt um 4 Milliarden Euro pro Jahr.

Das Ärzteblatt berichtet: Das Aufstellen von 4 kommerziell erhältlichen Luftreinigern hat in einer experimentellen Studie die Konzentration von Aerosolen in einem Klassenraum innerhalb einer halben Stunde um 90 % gesenkt. Laut der Studie in medRxiv (2020; DOI: 10.1101/2020.10.02.20205633) empfanden die Schüler und Lehrer die Lärmbelästigung der Geräte überwiegend als nicht störend.

Goethe-Institut: Prof. Curtius erklärt: „Auf Basis unserer Messdaten haben wir eine Modellrechnung angestellt, anhand der sich abschätzen lässt: Ein Luftreiniger reduziert die Menge an Aerosolen so stark, dass in einem geschlossenen Raum auch die Ansteckungsgefahr durch eine hoch infektiöse Person, einen Superspreader, sehr deutlich reduziert würde. Deshalb empfehlen wir den Schulen in diesem Winter den Einsatz von HEPA-Luftreinigern mit einem ausreichend hohen Luftdurchsatz.“

Publikation: Joachim Curtius, Manuel Granzin, Jann Schrod: Testing mobile air purifiers in a school classroom: Reducing the airborne transmission risk for SARS‐CoV‐2. Preprint: medRxiv 2020.10.02.20205633; doi: https://doi.org/10.1101/2020.10.02.20205633

In den Bundesländern Nord-Rhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz und Hessen sieht man das bereits anders. Dort werden demnächst Luftfilteranlagen für mehr gesundheitliche Sicherheit der SchülerInnen sorgen.

Die restlichen Bundesländer halten sich an den Ratschlag der Politik und des Umweltbundesumweltamtes: Lüften, lüften, lüften -

Für Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, geht diese Methode jedoch an der Konstruktion vieler Schulen vorbei. Problematisch sind für ihn  Gebäude, in denen trotz ausreichenden Lüftens die Feuchtigkeit regelmäßig zu hoch ist.

Er schätzt, dass dies in etwa 100.000 Klassenräumen der Fall ist. Diese Räume müßten eigentlich gesperrt werden. Das würde aber einen massiven Unterrichtsausfall und für einen Teil der Schüler einen sofortigen Wechsel in den Fernunterricht bedeuten. Oder, so Meidinger: "Wir brauchen zusätzliche Möglichkeiten, hier die Luft rein zu halten. Das sind eben dann Luftreinigungsfilter."

Doch bei technischen Lösungen wie mobilen Luftfilteranlagen winkt die Mehrheit der Landesregierungen bisher jedoch ab.

Aus einer aktuellen Umfrage des ARD-Magazins Monitor (s. oben) bei den Kultusministerien der Länder geht hervor, dass acht Bundesländer keine Anschaffung der Geräte planen und es ihren Schulträgern im Land auch nicht empfehlen wollen. Einige verweisen darauf, dass es "keine eindeutige wissenschaftliche Meinung" gäbe.

 

 

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