Gegen das Vergessen: Auschwitz, das Kainsmal der deutschen Geschichte
Vortrag: Erinnerungskultur in Braunschweig
27. Januar 2022, 19:00 Uhr
Vortrag von Dr. Anja Hesse, Kulturdezernentin der Stadt Braunschweig.
Donnerstag 27.1.2022, Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.
Bitte beachten Sie die aktuellen Corona-Regelungen des Städtischen Museums.
(Eintritt frei)
Sonderkommando Auschwitz-Birkenau
Auschwitz ist das Synonym für den Massenmord der Nazis an Juden, Sinti und Roma und anders Denkenden. Auschwitz ist Ausdruck eines wahnsinnigen Hasses und das Kainsmal der deutschen Geschichte
Stand: 24.01.2022 10:40 Uhr
Am 27. Januar 1945 haben Soldaten der Roten Armee die Konzentrationslager von Auschwitz befreit. Mehr als eine Million Menschen hatten die Nazis dort ermordet. Der Tag der Befreiung ist mittlerweile bundesweiter Holocaust-Gedenktag.
Der ideologisch verbrämte Antisemitismus, abgeleitet aus den Rassentheorien des 19. Jahrhunderts, war ein grundlegendes Element nationalsozialistischer Weltanschauung. Beim reichsweit organisierten Boykott jüdischer Geschäfte entlud sich erstmals am 1. April 1933 der gesammelte Hass auf alles Jüdische. Die forcierte Auswanderung von Juden aus Deutschland war lange vorrangiges Ziel nationalsozialistischer Politik.
Im Juni 1933 wurde Theodor Eicke zum Kommandanten des Konzentrationslagers Dachau ernannt. Er entwickelte ein Organisationsschema sowie ein Reglement mit detaillierten Bestimmungen, wie sie später für alle Konzentrationslager gültig wurden. Auch die Einteilung der Konzentrationslager in zwei Bereiche, das von vielfältigen Sicherungsanlagen und Wachtürmen umgebene Häftlingslager einerseits und den sogenannten Kommandanturbereich mit Verwaltungsgebäuden und Kasernen für die SS andererseits, stammte von ihm.
Reichskanzler Adolf Hitler ließ 1935 auf dem "Reichsparteitag der Freiheit" eine gesetzliche Regelung zum Verhältnis von „Ariern" und „Nichtariern" ausarbeiten. Am 15. September wurden das „Reichsbürgergesetz" und das „Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre" verabschiedet. Beide „Nürnberger Gesetze" stempelten unter anderem jüdischen Mitbürger zu Menschen minderen Rechts. Ebenso wurden Sinti und Roma verfolgt.
SA-Umzug, wohl Mai 1933. Mit umgehängten Schildern: "Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei Juden!". Foto: ©LMZ-BW / LMZ097719.
Die Häftlinge
Die ersten Häftlinge waren politische Gegner des Regimes, Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter aber auch Mitglieder konservativer und liberaler Parteien. Auch die ersten jüdischen Häftlinge wurden auf Grund ihrer politischen Gegnerschaft in das Konzentrationslager Dachau eingeliefert. In den folgenden Jahren wurden immer neue Gruppen nach Dachau verschleppt: Juden, Homosexuelle, als „Zigeuner" stigmatisierte, Zeugen Jehovas, Geistliche u.a.
Allein als Folge des Novemberpogroms, der sogenannten Reichspogromnacht am 9. November 1938, wurden mehr als 10.000 Juden in das Konzentrationslager Dachau gebracht. Ebenso begingen die Nazis einen Völkermord an Sinti und Roma.
Verschärfte „Judenpolitik"
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 kam die jüdische Auswanderung faktisch zum Erliegen. Je weiter sich der nationalsozialistische Machtbereich im Verlauf des Kriegs ausdehnte, desto weniger wurden die Befürworter von „Aussiedlungsideen", wie es zum Beispiel der „Madagaskar-Plan" gewesen war. Mit dem Auftakt des Kriegs radikalisierte das NS-Regime seine „Judenpolitik". Über 2.000 Gesetze, Verordnungen und Bestimmungen sorgten dafür, dass deutsche Juden mit formaljuristischen Begründungen nach Gutdünken geknechtet werden durften.
Während des nationalsozialistischen Massenpogroms, der Reichspogromnacht am 8. auf den 9. November 1938, wurden jüdische Geschäfte und Wohnungen zerstört und geplündert. 250 Synagogen wurden in Brand gesteckt, 91 jüdische Bürger ermordet und mehr als 25.000 Juden in Konzentrationslager verschleppt.
Die Geschehnisse der Reichspogromnacht können Sie in diesem Dossier nachlesen.
Es war ein Kulminationspunkt des Terrors, zum ersten Mal offenbarte sich die brutale Gewalt gegen Juden, für jedermann sichtbar, in allen Städten. Mit den Pogromen begann die radikale Phase der antijüdischen Politik des NS-Regimes.
In einer Rede vor dem Reichstag in Berlin am 30. Januar 1939 drohte Reichskanzler Adolf Hitler offen mit Völkermord. „Wenn es dem internationalen Finanzjudentum in und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa."
Die Firma Topf & Söhne lieferte der SS die Öfen für den Völkermord.
Literaturhinweis
Die Nacht als die Synagogen brannten - Texte und Materialien zum 9. November 1938 (komplett online, kostenloser Download) |