Frankreich: Tod eines arabischen Jugendlichen entfachte anhaltende Krawalle und Proteste
Nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen Jungen mit arabischen Wurzeln nehmen die Krawalle in Frankreich immer größere Ausmaße an und schwappen nun auch auf Belgien über. (RTDeutsch)
Beitrag: Roswitha Engelke
Im Großraum Paris und weiteren französischen Städten hat die Polizei in der Nacht zum Freitag mit einem massiven Aufgebot versucht, Krawalle verhindern.
In etlichen Städten kam es wieder zu Auseinandersetzungen, wie die Zeitung Le Parisien und der Sender BFMTV berichteten. Beamte seien mit neuen Vorfällen in Marseille, Lyon, Pau, Toulouse und Lille konfrontiert worden, teilte die nationale Polizei mit.
Auch in Straßburg gab es die ganze Nacht Unruhen, an Schlaf sei nicht zu denken gewesen, wie SWR3-Reporterin Christine Veenstra berichtet. Insgesamt seien über Nacht 667 Menschen festgenommen worden, sagte Innenminister Gérald Darmanin - ein großer Teil davon im Großraum Paris.
Busse und Bahnen in ganz Frankreich ab dem Abend stillgelegt
Wegen der gewaltsamen Ausschreitungen sollen in ganz Frankreich Busse und Straßenbahnen ab abends nicht mehr fahren. Innenminister Gérald Darmanin habe die Regionen angewiesen, ab 21 Uhr den Verkehr einzustellen, teilte das Innenministerium in Paris mit. Auch der Verkauf von Feuerwerkskörpern, Benzinkanistern sowie entzündlichen und chemischen Produkten solle systematisch unterbunden werden.
Was ist im Fall von Nahels Tod anders? Dass es ein Video gibt, das zeigt, wie die Polizei ihn grundlos erschießt
Am Freitag äußerte sich das UN-Menschenrechtsbüro in Genf zu den Vorfällen. Es rief die französische Polizei auf, sich mit Rassismus in den eigenen Reihen auseinanderzusetzen.
„Dies ist der Zeitpunkt für das Land, sich ernsthaft mit den tiefgreifenden Problemen von Rassismus und Diskriminierung in den Strafverfolgungsbehörden auseinanderzusetzen“, sagte eine Sprecherin in Genf.
Der UN-Ausschuss für die Beseitigung der Rassendiskriminierung habe im Dezember 2022 bereits festgestellt, dass Strafverfolgungsbehörden in Frankreich unverhältnismäßig oft gegen Angehörige afrikanischer oder arabischer Minderheiten vorgehen, sagte die Sprecherin des UN-Menschenrechtsbüros.
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