27. Februar 2024   Aktuell

Entrussifizierung der deutschen Sprache

Quelle: tkp Der Blog für Science & Politik

 
26. Februar 2024von 3,1 Minuten Lesezeit

Die Tagesschau meldete am 24.02.24, dass die Bundesregierung die offizielle Schreibweise der ukrainischen Hauptstadt von Kiew in Kyjiw geändert hat. In Zeiten des Gender-Schluckaufs und der Sprachpolizei, die die Benutzung von Worten wie Neger, Zigeuner, Indianer und Eskimos mit einem Shitstorm bestraft, ist das nur folgerichtig. Die Sprache soll die Gedanken steuern, und Sprachvorschriften sind Methoden der Gehirnwäsche.

Die offizielle Begründung ist, dass der Name an die Sprache des Volkes angepasst werden soll, also von Russisch in Ukrainisch geändert. Der Verfasser war 2018 für 4 Wochen in Kiew und er hat in Bussen und Bahnen oder anderswo zu ca. 80 % Russisch als Sprache des Volkes gehört. Und niemand hat die russische Sprache so verachtet, dass er mit dem Ausländer versucht hat, Ukrainisch zu sprechen. Nur offizielle Schilder waren in Ukrainisch. Das war mitunter verwirrend, z.B. als er lt. Wegbeschreibung an der U-Bahn-Station „Lesnaja“ (am Wald) aussteigen sollte, nicht wissen konnte, dass sie auf Ukrainisch „Lisowa“ heißt und er dann bis zur Endhaltestelle fuhr. Ukrainisch war zumindest damals nicht die Sprache des Volkes, sondern die einer nationalistischen Minderheit, die sich als Elite definiert hat.

 

Die Entrussifizierung der Sprache ist schon älter, es wurden sogar Menschen zwangsweise umbenannt. Aus Tatjana wurde Tetyana, aus Sergej Sirhij, etc. Man stelle sich vor, die Bundesrepublik Deutschland löst sich auf, jedes Bundesland wird selbständig. Hessen ändert die Amtssprache von Deutsch auf Hessisch. Bei der Hessifizierung wird ein „Georg Schuster“ dann in „Schorsch Schlappeflicker“ umbenannt. Wird die Bundesregierung auch hier der Ukraine folgen? Dann sollte sie bei der Ukrainisierung russischer Namen nicht vergessen, dass der Vorname „Tanja“ die Kurzform des russischen Namens Tatjana ist und nun wohl auch in „Tenya“ geändert werden muss. Nur am Rande sei erwähnt, dass die russische und die ukrainische Sprache das kyrillische Alphabet verwenden. Das „y“ in „Kyjiw“ seinen Ursprung wohl nicht in der Ukraine, sondern in den USA hat. So kennt z.B. das kyrillische Alphabet einen Buchstaben, der dem deutsche „ü“ entspricht. Der Name des Verfassers wurde einmal in einem russischen Dokument korrekt mit „Мюллер“ angegeben. Bei der Rückübersetzung wurde sein Name nun plötzlich in Myuller geändert. Die Begründung war, dass nach der amtlichen Transkription der kyrillische Buchstabe „ю“ (= ü) in „yu“ zu übertragen sei, schließlich kennen die USA kein „ü“. Die russische Variante des kyrillischen Alphabets kennt zwei Buchstaben „i“ (и + й) für eine lange und eine kurze Aussprache sowie das „y“ (ы). Ukrainisch hat vier „i“s, deren Unterschiede der Verfasser nicht wirklich kennt. Vorbehaltlich dieser Einschränkung erscheint aber trotzdem das „y“ in „Kyjiw“ (Київ) amerikanischen und nicht ukrainischen Ursprungs zu sein; in original-deutscher Transkription müsste es Kijiw heißen. Soweit ist es also mit der Sprache des Volkes!

Wird jetzt auch aus Prag Praha, aus Warschau Warzawa und aus Moskau Maskwa? Natürlich nicht, denn als Mittel der Gehirnwäsche soll schließlich nur in die Köpfen der Menschen eingetrichtert werden, dass die Russen immer nur Fremdherrscher und Unterdrücker waren, und dass es die 80 % der Menschen, die zumindest 2018 im jetzt umbenannten Kiew Russisch gesprochen haben, nie gegeben hat.

 

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