14. Mai 2018   Aktuell

Wenn Mutti früh zur Arbeit geht ...

07.05.2018

"Wenn Mutti früh zur Arbeit geht"
Veranstaltung des Vereins Grenzenlos

Der Verein Grenzenlos und die Stadt Helmstedt laden in Kooperation mit der Friedrich-Naumann-Stiftung und der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Helmstedt zu einer Filmvorführung am Montag, 4. Juni, 18 Uhr, mit anschließender Diskussion in den Ratssaal der Stadt ein. Präsentiert wird der Dokumentarfilm „Wenn Mutti früh zur Arbeit geht“ von der Autorin und Regisseurin Freya Klier. Der Eintritt zu der öffentlichen Veranstaltung ist frei.

Gab es die Gleichberechtigung der Frau wie sie vom DDR-Parteiapparat  propagiert wurde wirklich? Wie lebten die Frauen in der DDR und im Gegensatz dazu in der Bundesrepublik? Wie wurde die Gleichberechtigung im Westen gesehen?

Beitrag: Roswitha Engelke
Quelle:Zeitklick

Berufstätigkeit der Frau in der DDR (weltanschauliche und wirtschaftliche Gründe)

Die Gleichstellung der Frau wurde in der DDR mehrfach begründet. So gehört die Emanzipation zu

den ältesten Forderungen der Arbeiterbewegung. Sie gehört somit zur Weltanschauung (Ideologie) eines sozialistischen Staates.

Aber auch aus wirtschaftlichen Gründen war es notwendig, dass Frauen berufstätig waren. In den 1950er Jahren musste das Land nach dem Krieg wieder aufgebaut werden, zudem flohen viele Menschen in den Westen - da wurde jede Hand gebraucht. Später sorgte die marode Volkswirtschaft der DDR dafür: Um die Produktion zu steigern, war die Berufstätigkeit von Frauen notwendig.

Der Anteil der berufstätigen Frauen war in der DDR einer der höchsten in der Welt. 1986 waren 91,3 Prozent der Frauen berufstätig (Bundesrepublik ca. 50 Prozent). Allerdings blieben die meisten Führungspositionen in der Wirtschaft dennoch in Männerhand und auch im Politbüro der SED saß jemals nur eine Frau als Kandidatin. Neben Margarete Müller gehörten Margot Honecker und Inge Lange zu den wenigen Politikerinnen in den obersten Machtzentralen. Immerhin war aber der Anteil der Frauen z. B. unter den Richtern, Ärzten oder Abgeordneten höher als zur gleichen Zeit in Westdeutschland.

Kinder und Beruf

Um auch Müttern die weitere Berufstätigkeit zu ermöglichen, wurde für eine ausreichende Anzahl an Krippen- und Kindergartenplätzen gesorgt. Während der Schwangerschaft und 18 Monate nach der Geburt wurde das volle Gehalt weiter gezahlt.

Für Mütter mit drei Kindern wurde 1972 die 40-Stunden-Woche eingeführt, 1976 galt das auch für Mütter mit zwei Kindern. Nach der Geburt des zweiten Kindes konnten sich Mütter nun ein Jahr freistellen lassen - bei voller Bezahlung. Ab 1986 galt das auch schon beim ersten Kind.

Die Geburtenbeihilfe wurde von 500 auf 1000 Mark erhöht, junge Ehepaare erhielten einen zinslosen Kredit und der Ausbau von Kindergärten wurde weiter gefördert.

Geheiratet wurde früher als in der BRD, denn bei der Wohnungsvergabe bevorzugte man junge Ehepaare. Allerdings lag auch die Scheidungsrate höher, nicht zuletzt, weil Frauen durch ihre Berufstätigkeit finanziell unabhängiger waren als ihre Geschlechtsgenossinnen im Westen.

Auch im Westen ging Mutti früh zur Arbeit, denn das Auto und das Siedlungshaus wollten abbezahlt werden. Und Urlaub sollte auch noch drinliegen. Wer keine Oma hatte, war oft angeschmiert. Kindergartenplätze waren rar und teuer.

In den USA schrieb Betty Friedan 1963 ihren Bestseller "Der Weiblichkeitswahn", in dem sie mit der typischen Frauenrolle abrechnete. In Frankreich verfasste Simone de Beauvoir schon 1949 "Das andere Geschlecht", das unzählige Frauen in aller Welt zu ihrer "Bibel" machten.

Die Philosophin und Schriftstellerin erklärte in diesem Buch: "Man wird nicht als Frau geboren, man wird dazu gemacht". Und meinte damit: Frauen sind nicht von Natur aus unterwürfig, unselbstständig und hilflos. Sie werden nur von klein auf dazu erzogen. Aber sie können auch anders. Das machte den jungen Frauen in den späten 1960er Jahren Mut.

Ein Tomatenwurf war 1968 das Startsignal für eine zweite Welle der Frauenbewegung im Westen. Mit spektakulären Aktionsformen prägten die meist jungen Frauen für viele Jahre das Bild eines neuen Feminismus.

Die Studentinnen, die im SDS, dem Sozialistischen Deutschen Studentenbund aktiv waren, stellten fest: Die marxistische Theorie, die sie so begeistert verschlangen, stammte fast ausschließlich von Männern – und Frauen kamen darin nicht vor.

Sie ärgerten sich darüber, dass ihre Genossen zwar alle Völker dieser Erde befreien wollten, nur nicht ihre eigenen Gefährtinnen.

Denn auch die 68er Revolutionäre wünschten sich Frauen, die ihnen die Wäsche wuschen, die Flugblätter tippten und dabei möglichst attraktiv aussahen.

Im September 1968 tagte in Frankfurt der Bundeskongress des SDS. Und wieder einmal wollten die Genossen nicht hören, was die Frauen zu sagen hatten. Da holte die Berliner Delegierte Sigrid Rüger drei Tomaten aus ihrer Tasche und warf sie in Richtung Podium. Zwei davon trafen – und klatschten einem der "Obergenossen" ins Gesicht.Die Erfolge

Die neue Frauenbewegung hat viel erreicht. Frauen haben mehr Selbstbewusstsein und bessere berufliche Chancen als vor 40 Jahren. Sie sind rechtlich endlich in allen Bereichen den Männern gleichgestellt. Ein uneheliches Kind ist keine Schande mehr. Scheidungen stürzen Frauen nicht mehr in Existenznot. Das war mal.

Ein oder mehrere Kinder zu bekommen, kann heute schon bedeuten, in relative Armut zu geraten. Prekäre Löhne, zu hohe Fixkosten ... HARTZ IV ... das Damoklesschwert über Viele ...

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