02. Juni 2018   Aktuell

Bossing: Psychoterror als Führungstil - wenn der Chef mobbt oder Mobbing zuläßt

Beitrag: Roswitha Engelke

Was stimmt in einem Betrieb nicht, wenn

  • Mitarbeiter zum Amtsarzt geschickt werden, damit man sie später ohne Skrupel entlassen kann und
  • das nicht der Einzelfall ist,
  • Mitarbeiter sich im Dienst verletzen, aber der Unfall nicht als Dienstunfall anerkannt wird,
  • die Arbeitsatmosphäre derart belastet ist, dass sich Mitarbeiter verschiedener Abteilungen mit erhobenen Fäusten gegenüberstehen
  • Mitarbeiter bevorzugt oder benachteiligt werden, ganz nach Laune oder Parteizugehörigkeit

Es gibt keinen perfekten Chef, denn auch der ist nur ein Mensch. Kleine Fehler und Macken sind akzeptabel, machen den Chef vielleicht sogar sympathisch. Was aber, wenn der Chef mobbt oder Mobbing zuläßt?

 

Der gelebte Psychoterror als Führungsstil macht für die Betroffenen den Arbeitsplatz zur Hölle. Wie also lässt sich Bossing frühzeitig erkennen, und was noch wichtiger ist: Was lässt sich dagegen tun, wenn der Chef/die Führungsebene mobbt ...

 Bossing auf der Arbeitsebene:

    • Der Chef ordnet sinnlose oder nicht zu bewältigende Tätigkeiten an.
    • Der Boss unterschlägt oder manipuliert Arbeitsergebnisse.
    • Der Chef äußert (öffentlich) unsachliche Kritik an den Arbeitsergebnissen.
    • Der Boss kontrolliert den Mitarbeiter bis ins kleinste Detail.
    • Dem Mitarbeiter werden gezielt Privilegien oder Informationen entzogen.
  • Bossing auf der persönlichen Ebene:
    • Der Mitarbeiter wird wiederholt aus dem Team ausgrenzt.
    • Der Mitarbeiter wird vom Chef verleumdet.
    • Der Boss macht negative Anspielungen bis hin zu Unterstellungen.
    • Der Chef verlässt den Raum, sobald der Mitarbeiter eintritt.
    • Der Boss macht den Mitarbeiter vor dem Team lächerlich oder schlecht.

Ziel des Bossings ist in der Regel, den betroffenen Mitarbeiter systematisch einzuschüchtern, kaltzustellen und zu vergraulen. Bossing ist also meist eine Zerbmürbungstaktik, die dazu dient, unkündbare Mitarbeiter oder Kollegen mit besonders starkem Kündigungsschutz aus dem Betrieb zu treiben, sodass diese selber kündigen oder zumindest einem Aufhebungsvertrag zustimmen.

Oft werden auf diese Weise vakant gewordene Arbeitsplätze mit Mitarbeitern gleicher Parteizugehörigkeit ersetzt. -

Bosse solcher Art finden sich in der freien Wirtschaft, aber auch im zunehmendem Maße im öffentlichen Dienst.

Weshalb wird gebosst?

Es gibt verschiedene Gründe:

  • Frustration
  • Langeweile
  • Druck
  • Konkurrenzangst
  • Missgrunst
  • Besitzstrandswahrung
  • Intoleranz

Beim Bossing muss man davon ausgehen, dass der Vorgesetzte ein Persönlichkeitsproblem hat. Ob gar neurotische Störungen von Führungskräften die Quelle der Problem sind, müsste einmal wissenschaftlich untersucht werden. Es mangelt vielleicht auch an Selbstbewusstsein. Die "bossenden" Chefs fühlten sich von starken Mitarbeitern bedroht. Auch Unsicherheit des Chefs kann zu Bossing führen. Wenn Bossing festgestellt wird, herrschte meist ein schlechtes Betriebsklima. Die eigenen Interessen der Führunskräfte stehen im Vordergrund. Im Betriebe sind die Machtstrukturen dann oft spitzenorientiert. Es wird keine menschenoriente Führung praktiziert und es mangelt an Teamkommunikation. Zahlreiche Bossing-Opfer sind kreativ und fleissig und werden ohne Selbstverschulden plötzlich zu Sündenböcken und Blitzableitern für die Frustration des Chefs.

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