Handelt der Helmstedter Bürgermeister beim Lappwaldsee gegen die Interessen der Stadt?
Beitrag: Ulrich Engelke, Dipl. Ing. Umwelttechnik
Ratsherr im Rat der Stadt Helmstedt
Es sieht bescheiden aus, geht es darum, den Lappwaldsee tatsächlich zu einem touristischen Topziel zu machen, denn der See ist momentan mit einem pH-Wert von rund 3 extrem sauer. Neutral wäre ein Wert um sieben.
Aktuell behauptet der Herr Bürgermeister Schobert in seiner Vorlage V141/2018 vom 14.08.2018, der pH-Wert läge im April 2018 bei 3,2 und er stiege langsam an. Jedoch findet sich die praktisch identische Aussage mit dem exakt gleichen Wert des pH-Wertes von 3,2 (3,18) bereits im Sachstandsbericht B027/17 vom 27.04.2017 (Messwert vom 27.08.2016).
Also ist seit über zwanzig Monate keine Veränderung des pH-Wertes festzustellen.
Mit diesem “Anstieg“ hätten wir dann in 2032 bei Vollfüllung immer noch einen Wert von 3,2. Sieht man sich dazu die beiden unten abgedruckten Vorlagen an, lassen sich im Übrigen frappierende Übereinstimmungen der Texte feststellen. Die alte Vorlage wurde dem Eindruck nach im Wesentlichen einfach nur abgeschrieben. Der Widerspruch der gleichen Werte zur gleichen Aussage “steigt langsam an“ ist dem Herrn Bürgermeister Schobert anscheinend nicht aufgefallen oder er hofft darauf, dass sich niemand an den gleichen, älteren, Wert erinnert.
Aber warum das alles? Warum will der Bürgermeister die Fantasie-Geschichte aufrechterhalten, der Lappwaldsee käme von selbst in das chemische Gleichgewicht?
Über die Gründe ließe sich trefflich spekulieren.
Allerdings wird die chemische Neutralisation des Lappwaldsees etliche Millionen Euro kosten. Und nach dem bisherigen Datenstand fluktuiert der pH-Wert seit 2004 bis Anfang 2018 (Daten des bundeseigenen zuständigen Unternehmens LMBV) im Bereich zwischen 2,7 bis 3,0. Die chemische Neutralisation wird also notwendig werden.
Was läuft beim Lappwaldsee schief? Und welche Rolle spielt der Herr Bürgermeister Schobert dabei?
Ein Schmankerl noch am Rande. In der Tagesordnung zur Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 28.08.2018 ist als verlinkte Anlage nicht der Antrag “Entwicklung der Wasserqualität des Lappwaldsees sicherstellen“ zu finden, sondern nur die unten abgedruckte verharmlosende Vorlage des Bürgermeisters. Das ist ein Verstoß gegen die Geschäftsordnung des Rates der Stadt Helmstedt und eine Despektierlichkeit gegenüber einem gewählten Volksvertreter. Damit verletzt der Bürgermeister seine Amtspflicht, denn er ist zur Neutralität verpflichtet. Er handelt außerdem gegen die Interessen der Stadt und dies gerade bei einem bedeutsamen Zukunftsprojekt, mit dem so viele Hoffnungen verbunden sind.
Der Rat der Stadt Helmstedt wird seinen Bürgermeister zum Handeln zwingen müssen. Aus eigenem Antrieb wird dieser offensichtlich nichts zur Entwicklung des Lappwaldsees zu einem Badegewässer und damit zur möglichen touristischen Nutzung beitragen. Er behindert aktuell den Antrag im Ausschuss und redet die Verhältnisse gegen alle Realität schön. Das ist die Lage
V141/2018 Vorlage der Verwaltung vom 14.08.2018 zur Sitzung des Bau- und Umweltausschusses am 28.08.2018
Entwicklung der Wasserqualität des Lappwaldsees; Antrag von Ratsmitglied Herrn Engelke
Es wird auf die V101/2018 Antrag von Herr Engelke vom 30.04.2018 zur Entwicklung der Wasserqualität des Lappwaldsees verwiesen.
Nach erfolgter Abstimmung mit der Helmstedter Revier GmbH wird hierzu wie folgt Stellung genommen:
Die Wasserqualität des Lappwaldsees entspricht der eines jungen Tagebaugewässers. Der ph-Wert steigt stetig an. Aktuell hat der See einen ph-Wert von 3.2 (Stand: April 2018). Die Helmstedter Revier GmbH führt zweimal im Jahr eine Messung durch. Die Analysenwerte sind mit den Behörden abgestimmt und entsprechen dem genehmigten Monitoring.
Das limnologische Gutachten aus dem Jahr 2013 wird zur Zeit überarbeitet und voraussichtlich Mitte 2019 fertig gestellt sein. Ein limnologisches Gutachten errechnet aus vorhandenen und angenommenen Daten (zukünftigen Zuflüssen oder Einträgen) eine Gewässerentwicklung und gibt damit eine Prognose/Hochrechnung über die Entwicklung der Wasserqualität ab. Es werden hierfür insgesamt 4 Beprobungen am Lappwaldsee (zu jeder Jahreszeit) durchgeführt (die erste, Sommer, ist erfolgt).
Sachstandsbericht B027/17 vom 27.04.2017, Auszug
Fragen zur Wasserqualität
1. Wie ist die Wasserqualität?
Die Wasserqualität entspricht der eines jungen Tagebaugewässers. Der pH-Wert steigt langsam an.
2. Wann war das letzte limnologische Gutachten (Vollanalyse) und wie oft wird eines erstellt?
Die Analysenwerte sind mit den Behörden abgestimmt und entsprechen dem genehmigten Monitoring.
Das vorhandene Gutachten stammt aus dem Jahr 2013.
Ein limnologisches Gutachten errechnet aus vorhandenen und angenommenen Daten (zukünftigen Zuflüssen oder Einträgen) eine Gewässerentwicklung und gibt damit eine Prognose/Hochrechnung über die Entwicklung der Wasserqualität ab. Darum ist es sinnvoll dieses Gutachten je nach Bedarf zu überarbeiten, wenn wesentlich geänderte Eingangsdaten zu berücksichtigen sind und dadurch die Prognose sich ändert. Seit 2013 beobachten und untersuchen wir sowohl die Grundwasserentwicklung als auch das künstlich zugeführte Wasser und die Wasserqualität im See regelmäßig und werten diese aus. Das findet nach einem behördlich abgestimmten Monitoringkonzept statt und die Daten werden an die Aufsichtsbehörde übermittelt.
3. Wie ist der momentane pH-Wert des Wassers im Lappwaldsee und welche Entwicklung des pH-Werts wird angenommen?
In 2016 wurde ein Anstieg auf bisher etwas über 3 gemessen:
(27.08.2016: 3,18) dieser steigt stetig an.
Entwicklung siehe 2 und 5 zu limnologischen Gutachten.
