Deutsche Glasfaser: "Teppichhändler-Geschäft" an der Haustür?
Eigener Beitrag, Roswitha Engelke, 29.09.2021, 13:55 Uhr, aktuallisiert am 05.10.2021
Will die Deutsche Glasfaser der Telekom das Wasser abgraben? Die Deutsche Glasfaser wechselte, soweit mir bekannt, zweimal den Besitzer.
2015
Breitbandspezialist Deutsche Glasfaser im Besitz des niederländischen Unternehmens Reggeborgh und des US-Investors KKR, die das Geschäft der Unternehmensgruppe Deutsche Glasfaser neu ordnen und gemeinsam ausbauen wollten. (Quelle: heise online)
2020
Der Breitbandspezialist Deutsche Glasfaser wechselt den Besitzer: Der Kabelnetzbetreiber wird vom US-Finanzinvestor KKR an den schwedischen Investor EQT und den kanadischen Pensionsfonds Omers verkauft.
Seit einigen Wochen werden alle Haushalte im Landkreis Helmstedt mit Werbung der Deutschen Glasfaser versorgt. Ihr Slogan "Durchstarten mit lichtschneller Glasfaser" hebt auf junge vernetzte Familen ab. Es gilt, in Deutschland einen Glasfaseranschluss in jedes Haus zu bringen. (Quelle: Das Magazin von Deutsche Glasfaser) Soweit so gut.
Gestern sprachen in Emmerstedt Terminmacher in jedem Haushalt vor. Es wurde unter anderem erklärt, dass es bei einer Umstellung auf Glasfaser-Kabel nicht nur um die Schnelligkeit ginge sondern auch um umfangreichere Sicherheit und vieles andere mehr.
So gibt es nun mehr nicht nur ein Flatrate Angebot, sondern drei.
Das Basicangebot von 300 Mbit/s downloads, 150 Mbit/s im upload, 5 Email-Adressen und jeweils 500 MB E-Mail postfach ist um 4 Cent gegenüber dem jetzigen Grundpreis der TeleKom GmbH gestiegen, also unwesentlich.
(Ich lass das mittlere Angebot mal weg. Es ist eh' unter dem kommenden Link in der PDF nachzulesen.)
Das 3. Angebot, 600 MBit/s downloads, 300 Mbit/s im upload wird mit einem Grundpreis von 79,70 Euro angeboten und geht ins Geld.
Für das Surfen im Internet werben Anbieter immer mit steigenden Größen. Aber wie viel ist eigentlich genug und ab wann zahlt man als User einfach nur drauf? Für das optimale Surfvergnügen von mehreren Personen ist eine Leitung von mindestens 50 Mbit/s nötig, ideal sind 200 Mbit/s.
Die bisherige Geschwindigkeit von 100 Mbit/s laut altem TeleKom-Vertrag ist also gar nicht so übel.
Zurück zum Terminmachen. Es hieß jemand käme mit einem Vertrag vorbei und mit viel Aufklärung. Der kam dann auch vor einer 1/4 Stunde. Da wir heute noch einen wichtigen Termin wahrnehmen müssen, wollten wir die Sache abkürzen. Wir baten, uns ein Vertragsexemplar da zu lassen.Wir würden es prüfen und der Deutschen Glasfaser, gegebenenfalls unterschrieben, zusenden.
Davon wollte der Herr vor der Haustür nichts wissen und verzog sich entsprechend schnell.
Wieso möchte die Deutsche Glasfaser nicht, dass langjährige KundInnen der Telekom Deutschland GmbH einen neuen Vertrag von einem neuen Anbieter allein, in aller Ruhe durcharbeiten, ohne die Werbetrommel eines Mitarbeiters im Ohr zu haben?
Im Wesentlichen geht es wohl darum, dass teuerste Angebot schmackhaft zu machen und vergessen zu lassen, dass mit neuen Anbietern neue Vertragsbedingungen akzeptiert werden müssen.
Vielleicht hat man einfach nicht die "richtigen" Personen für eine derartig diffizile Angelegenheit auf Tour geschickt.
Vor allem wenn diese die Frau des Hauses anweisen, doch bitte den Ehemann zu holen, da man mit diesem verhandeln will. Für einige Herren der Schöpfung sind Frauen tatsächlich immer noch geistig tiefstehende Wesen, die im günstigsten Fall einen Kohleherd bedienen können.
05.10.2021 Neuigkeiten:
Da wir zu keiner Einigung mit dem Kundenberater des Unternehmens kamen, bzw. dieser uns kein Vertragsformular zur näheren Einsicht/Entscheidungsfindung überlassen wollte und sich wortlos verabschiedete, rief heute noch einmal jemand an. Wir brachten in Erfahrung, dass kurzzeitig die Grundgebühren 25 Euro betragen würden. Nach Ablauf eines Jahres würden diese auf 49,00 Euro angehoben werden. Der Anschluß ist kostenfrei.
Gefühlsmäßig ist mir der Eindruck geblieben, dass irgendwo ein Pferdefuß verborgen ist, denn ein Vertragsformular konnten wir bisher nicht einsehen und an "gutherzige" Geschenke in Bezug auf ein Milliardengeschäft kann ich nicht so ganz glauben. Sollten EQT/Omers den Markt bestimmen werden die Grundgebühren sicher nicht günstiger ...