22. November 2021   Aktuell

Wähler akzeptieren die Lügen "ihrer" Politiker, nach dem Motto "der Zweck heiligt die Mittel" ...

 

 Weltweit ist die Lüge die „Corporate Identity“ spezifischer
 Berufsausübungen, insbesondere in Politik, Banken,
 Religionsgemeinschaften und Werbeindustrie

 

Beitrag: Roswitha Engelke

Eine psychologische Studie von Forschern der Universität Illinois (Chicago) legt nahe, dass Menschen eine größere Nachsicht gegenüber Lügen von Politikern zeigen, wenn diese einem gemeinsamen Ziel dienen – eine bestimmte politische bzw. ihre eigene moralische Haltung stützen.

Der Zweck heiligt die Mittel - Erklärung für korruptes Handeln in der Politik

Lügen scheinen von den politischen Anhängern als akzeptable und vielleicht sogar notwendiges Mittel wahrgenommen zu werden, um ein höheres moralisches Ziel zu erreichen.

Die beunruhigende und aktuelle Konsequenz dieser Erkenntnisse ist, dass politische Persönlichkeiten durchaus korrupt handeln dürfen, ohne ihr Immage in den Augen ihrer Wählern zu beschädigen.

Mueller und Linda Skitka, UIC Professorin für Psychologie, untersuchten die Antworten auf eine Umfrage

in der die Teilnehmer einen politischen Monolog über die Bundesfinanzierung für Planned Parenthood (amerikanische Non-Profit-Organisation, die medizinische Dienste, vor allem in den Bereichen Sexualmedizin, Gynäkologie und Familienplanung anbietet) lasen, von der sie glaubten, dass sie zuvor über den öffentlichen Rundfunk ausgestrahlt wurde.

Die Befragten wurden nach dem Zufallsprinzip einer von zwei Gruppen zugewiesen, in denen sie nach dem Lesen des Monologs darüber informiert wurden, dass die Abhandlung entweder wahr oder falsch war.

Sie sollten erklären, inwieweit sie überzeugt waren, dass die Rede des Politikers gerechtfertigt war.

Gemeinsames moralisches Ziel

Obwohl Ehrlichkeit von allen Befragten positiv bewertet wurde, stellten die Forscher fest, dass Lügen, die einem gemeinsamen moralischen Ziel dienten, eher akzeptiert wurden. Die Befürwortung zur Unterstützung der gegensätzlichen Ansicht oder nicht gewünschte Ziele wurden eher verurteilt, unabhängig davon, ob die Aussage wahr oder falsch war.

Fazit: Die moralische Überzeugung für eine Sache – nicht die Wahrheit – kann die Wahrnehmung der Menschen von Personen beeinflussen, deren Verhalten moralische Normen verletzt.

Die Befunde deuten auch darauf hin, dass, obwohl es den Menschen nicht grade angenehm ist, verabscheuungswürdige Verbrechen anderer zu entschuldigen. Aber wenn diese einem gemeinsamen moralischen Ziel dienen, sind sie vergleichsweise tolerant gegenüber Normverletzungen wie den Lügen ‚ihrer‘ Politiker, da sie dem (eigenen) moralischen Mandat dienen.

Mit anderen Worten: Es ist OK, wenn der Politiker lügt, der meine Interessen vertritt, aber nicht, wenn der Politiker der Gegenpartei lügt, oder wenn die Lüge nicht in meinem Interesse ist.

 

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Illinois (Chicago); Social Psychological and Personality Science – DOI: https://doi.org/10.1177/1948550617720272; Aug. 2017

 

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