Der ukrainische Botschafter Melnyck schwingt in Schutz und Obhut das Tanzbein, während seine Landsleute im Krieg sterben
Quelle: Tagesspiegel
Der Bundespresseball, eine opulente Party während des Krieges
Für den Bundespresseball in Berlin hagelte es Absagen. 1800 Gäste kamen trotzdem – auch der ukrainische Botschafter, weltbester Kritiker deutscher Politik nach Selenskyj, Andrej Melnyck, war dabei. Ein sicheres Dach über dem Kopf, das Tanzbein schwingend und ab und an ein Glas Champagner leerend ist schon etwas Feines, auf jeden Fall angenehmer als heutzutage in Odessa auf dem Flugplatz zu sein.
Eindringlich wirbt er um mehr Unterstützung für sein Land, dankt immer wieder für die "ausführliche" und "wahrheitsgetreue" Berichterstattung über die Greueltaten der Russischen Armee an seinem Volk. Schließlich bittet er im voll gefüllten Ballsaal um eine Schweigeminute.
In Kriegszeiten aus Anteilnahme auf einen Ball zu verzichten, gehört allem Anschein nach nicht zu den Gepflogenheiten ukrainischer Politschranzen. Eine Tanzpause für eine Schweigeminute während eines Balles muß reichen, mehr Anstand ist nicht drin.