25. Oktober 2022   Aktuell

Nordstream-Anschlag: Schweden entdeckte unbeschädigte Unterwasser-Drohne

Quelle: tkp

Brisante Neuigkeiten in der Causa um den Anschlag auf die Nordstream-Pipelines. „Intellinews“ berichtete am Freitag, dass die schwedische Polizei den rauchenden Revolver gefunden haben dürfte. Die Behörde, die zu den Explosionen ermittelt, hat demnach in der Nähe der vierten unbeschädigten Leitung eine mit Sprengstoff beladene, aber nicht entschärfte Unterwasserdrohne entdeckt.

Geheimhaltung?

So sei ein Kabel, das die Explosion der Drohne hätte steuern sollen, durchgetrennt gewesen. Mithilfe der schwedischen Armee, genauer durch das Kampfmittelbeseitigungskommando, wurde die nicht gesprengte Drohne geborgen.

Mit der Beschlagnahmung der Drohne liege das erste schlüssige Beweismittel dafür vor, wer den Bombenanschlag auf Nord Stream verübt hat. Sofort stufte Schweden die Drohne und die Untersuchungen des Materials aufgrund der „nationalen Sicherheit“ in der höchsten Geheimhaltungsstufe ein.

 

Mehrere Medienportale haben über den Fund berichtet. Der ursprüngliche Artikel von „IntelliNews“ ist allerdings wieder offline, jedoch weiterhin im Webarchiv zu aufzurufen. Im ursprünglichen Artikel wurde auch Jesper Stolpe, Sprecher der schwedischen Streitkräfte, zitiert. Er sagte, dass „zu diesem Zeitpunkt keine Gefahr für Handelsschiffe oder die Pipeline“ bestehe. „IntelliNews“ gilt als seriöse Nachrichtenquelle und wurde bereits von „Bloomberg“ und „The Economist“ zitiert. Die letzte Speicherung der Nachricht erfolgte 15 Stunden nach der Veröffentlichung des Artikels. Spekuliert wird über eine Nachrichtensperre zum Fund.

Welche Drohne?

Die „Hal Turner Radio Show“, die am Samstag darüber berichtet hat, schreibt, dass man „nicht den schwedischen Behörden“ unterliege. Außerdem könne man „gemäß der Pressefreiheit, die durch die US-Verfassung, Zusatzartikel 1 geschützt ist“ die Informationen veröffentlichen.

Dort heißt es auch, dass man  über weitere Informationen verfüge. Wohl betreffen sie das Drohnenmodell beziehungsweise die Art des Sprengstoffs. Man werde zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden, ob die Informationen veröffentlicht werden, „da die Bekanntgabe solcher Informationen höchstwahrscheinlich ein Casus Belli für den Beginn eines Krieges wäre.“ Das Modell der Drohne sei ein eindeutiger Beweis für den Täter, heißt es weiter. Allerdings gilt Hal Turner als stark umstrittener Radiomacher. Im August 2010 wurde Turner für zwei Jahre Gefängnis verurteilt, da er Richter bedroht hatte. Der Angabe, wonach Turner bereits über mehr Informationen verfüge, muss man also nicht unbedingt Glauben schenken.

Schon einige Tage davor wurden auch Bildaufnahmen öffentlich, die Unterwasserdrohnen rund um die gesprengten Pipelines zeigen.

Zuletzt analysierte diese Bilder der Wehrtechnik-Experte Thorsten Pörschmann in einem Videointerview mit Prof. Dr. Christian Rieck. Darin werden unter anderem folgende Fragen nachgegangen: Wessen Handschrift trägt die Sprengung? Wer kann das? Kommt Selbstzerstörung infrage? Ist der Schaden reparierbar? Wie schützt man seine Infrastruktur? Kann eine Pipeline zur Unterwasser-Kriegsführung eingesetzt werden? Wieso wurde eine Pipeline an zwei Stellen gesprengt?

Welcher Anschlag?

Die Schlussfolgerungen des Experten für Wehrtechnik: Die Sprengung könnte mit geringstem Einsatz so gemacht worden sein, dass praktisch niemand etwas davon bemerkt hätte. Allerdings ist die Aktion so umgesetzt worden, dass man Auffallen wollte. Bei den Bildern ist an einer Stelle ein ziemlich gerader Schnitt zu erkennen. Dieser stammt nicht von der Explosion, sondern von der Untersuchung durch die Schweden. Es wurde sichtlich ein Stück Rohr abgeschnitten und ins Labor zur Untersuchung gebracht. Es wurde auch offenbar der Meeresboden geräumt und sauber gemacht. Damit sind so ziemlich alle verwertbaren Spuren weg oder in schwedischer Hand.

Jetzt liegt aber auch eine unbeschädigte Drohne vor.

Die gemessenen Explosionen wurden von Sprengstoff mit einem Äquivalent von 500 Kilogramm TNT verursacht. Damit scheidet jegliche zivile Anwendung aus. Sprengkörper dieser Größe konnten nur mehr durch ein U-Boot angebracht werden, Kampftaucher wären dazu nicht in der Lage gewesen. Die Sprengwirkung entspricht etwa der von 2 typischen Unterwasserminen. Gelegt werden solche Minen am einfachsten durch U-Boote, und zwar durch deren Torpedorohre. Die U-Boote sind so leise, dass sie so etwas ziemlich sicher unbeobachtet machen können, so der Experte.

Eine Sprengung von innen schließt der Experte aus. Eine vorsorgliche Anbringung innen ist unmöglich, außen höchst unwahrscheinlich. Die Bilder sprechen auch ganz klar dagegen.

Ein typisch militärisches Vorgehen verlangt auch die gleichzeitige Anbringung von Sprengmitteln an zwei Stellen. Militärs wissen, dass immer etwas schief gehen kann, deshalb wird so ein Anschlag typischerweise an zwei Stellen vorgenommen. Der Experte rechnete im Interview sogar, dass man mit einer peniblen Suche wahrscheinlich nicht hochgegangene Minen oder Sprengkörper finden würde.

Das Video ist ein sehenswertes Lehrstück in Unterwasser-Sprengkunde und militärischem Vorgehen:

 

 

 

 

 

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