Wirtschaft
"Energie-Selbstmord Europas" – Rosneft-Chef Setschin über antirussische Sanktionen
18 Juni 2022 21:57 Uhr
Setschin erklärte weiter, dass die aktuelle Krise und "De-Globalisierung" unweigerlich zu Veränderungen im globalen Finanzsystem führen werden. Der Rosneft-Chef fügte hinzu, dass Europa durch die Verhängung antirussischer Sanktionen seine Eigenständigkeit und die Möglichkeit verloren habe, ein alternativer wettbewerbsfähiger Wirtschaftspol zu den Vereinigten Staaten zu werden.
Darüber hinaus betonte er, dass sich der Ölmarkt auf eine Neujustierung zubewege. Laut dem CEO von Rosneft wird es bei "unfreundlichen Ländern" Preiszuschläge geben, um die Kosten zu decken, die Russland aufgrund der Verletzung von Regeln und Verpflichtungen durch frühere Partner entstanden sind.
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Wirtschaftliche Fehler führen in Europa zu einer zunehmenden Ungleichheit, einem Anstieg des Radikalismus und schließlich zu einem "Elitenwechsel". Darauf deutete der russische Präsident Wladimir Putin am Freitag hin
Den Status des Außergewöhnlichen besitzt der Westen längst nicht mehr, es sei denn, er beruft sich dabei auf seine gegenwärtige außergewöhnliche Dummheit. (Kommentar: R. Engelke)
Putin prophezeit "Elitenwechsel" im Westen und das Ende der unipolaren Welt
Quelle: RTDeutsch
In seiner Rede auf der Plenarsitzung des Internationalen Wirtschaftsforums in Sankt Petersburg (SPIEF) vermutete der russische Präsident Wladimir Putin, dass alle derzeitigen Erzählungen im Westen über die sogenannte "Putinsche Inflation" für diejenigen gedacht seien, "die nicht lesen und nicht schreiben können".
Dieser Begriff wurde in erster Linie von dem US-Präsidenten Joe Biden und dem britischen Premierminister Boris Johnson verwendet. Damit ist jene Inflation gemeint, die sich aus den eigenen Schwierigkeiten bei der Energieversorgung, der Logistik und den Wechselkursen ergibt, welche durch die westlichen Sanktionen gegen Moskau verursacht werden. Dazu erklärte Putin:
"Unfähig oder nicht willens, andere Reserven zu nutzen, haben die Behörden der führenden westlichen Volkswirtschaften einfach die Druckerpresse angeworfen. Auf diese unkomplizierte Art und Weise begannen sie, zuvor nicht gesehene Haushaltsdefizite zu decken."
Souveränitätsverlust der EU
Der russische Präsident wies in seiner Rede außerdem darauf hin, dass die Europäische Union ihre politische Souveränität verloren hätte:
Die Europäische Union hat ihre politische Souveränität vollständig verloren, und ihre bürokratischen Eliten tanzen nach der Pfeife eines anderen und akzeptieren alles, was ihnen von oben befohlen wird, was ihrer eigenen Bevölkerung und ihrer eigenen Wirtschaft schadet."
Nach Ansicht Putins werde die Politik der EU-Behörden die Spaltung des Westens vertiefen, und zwar nicht nur in wirtschaftlichen Fragen, sondern auch in Bezug auf sein Wertesystem:"Eine solche Abkehr von der Realität, von den Anforderungen der Gesellschaft, wird unweigerlich zu einem Anstieg des Populismus und dem Wachstum radikaler Bewegungen, zu schwerwiegenden sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen, zu Degradierung und in naher Zukunft zu einem Wechsel der Eliten führen."
Ende der unipolaren Welt
Der russische Präsident wies darauf hin, dass sich weltweit Systeme und Machtzentren bilden, die immer mehr eine Konkurrenz für die unipolare, westliche Welt darstellen. Er stellte fest:
In den letzten Jahrzehnten haben sich auf dem Planeten neue mächtige Zentren gebildet, von denen jedes sein eigenes politisches System und seine eigenen sozialen Institutionen entwickelt, seine eigenen Modelle des Wirtschaftswachstums umsetzt und natürlich das Recht hat, diese zu schützen und die nationale Souveränität zu gewährleisten."
"Wir sprechen von objektiven Prozessen, von wirklich revolutionären, tektonischen Veränderungen in der Geopolitik, der Weltwirtschaft, im technologischen Bereich, im gesamten System der internationalen Beziehungen."
Schlüsselbegriffe für die Wirtschaft – wie der Ruf eines Unternehmens, die Unverletzlichkeit des Eigentums und das Vertrauen in die Weltwährungen – würden vom Westen aktiv untergraben, so Putin. Dies geschehe ganz bewusst aus Ehrgeiz, um überholte geopolitische Illusionen zu bewahren. Er fügte hinzu:
"Und es ist ein Irrtum zu glauben, dass man in Zeiten turbulenter Veränderungen einfach abwarten kann, dass sich alles wieder normalisiert und alles so wird wie früher. Das wird es nicht. Es scheint jedoch, dass die herrschenden Eliten einiger westlicher Länder derartigen Illusionen unterliegen, dass sie die offensichtlichen Dinge nicht sehen wollen und sich stur an den Schatten der Vergangenheit klammern."
"Status der Außergewöhnlichkeit" des Westens
Putin ging auch auf den postulierten "Status der Außergewöhnlichkeit" des Westens ein und betonte:
"Der Wandel ist der natürliche Lauf der Geschichte, denn die zivilisatorische Vielfalt des Planeten, der Reichtum der Kulturen, lassen sich nur schwer mit politischen, wirtschaftlichen und anderen Mustern kombinieren. Schablonen funktionieren hier nicht, also Schablonen, die unverhohlen und alternativlos von einem Zentrum vorgegeben werden. Der Fehler liegt in der Vorstellung, dass es nur eine, wenn auch starke Macht mit einem begrenzten Kreis von nahestehenden oder – wie man auch sagt – zugelassenen Staaten gibt."
"Unsere [westlichen] Kollegen leugnen nicht nur die Realität, sie versuchen, dem Lauf der Geschichte entgegenzuwirken, sie denken in Begriffen des letzten Jahrhunderts, sie sind gefangen in ihren eigenen Wahnvorstellungen über Länder außerhalb der sogenannten goldenen Milliarde, sie betrachten alles andere als Peripherie, als ihren Hinterhof, sie behandeln sie immer noch als Kolonien und die dort lebenden Völker als Menschen zweiter Klasse, weil sie sich selbst für außergewöhnlich halten."
Darüber hinaus würde der Westen allen anderen grob und unverschämt seine Ethik, seine Ansichten über Kultur und seine Vorstellung von Geschichte aufdrängen und zuweilen die Souveränität und Integrität von Staaten infrage stellen sowie deren Existenz bedrohen, so der russische Präsident. Er fügte hinzu:
"Alle Normen der Wirtschaft und der internationalen Beziehungen werden – wenn es notwendig wird – ausschließlich im Interesse desjenigen Staates ausgelegt."
"Eine Welt, die auf einem solchen Dogma beruht, ist definitiv instabil."
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Warum Serbiensbevölkerung und Regierung Sanktionen gegen Russland ablehnt
Quelle: NachDenkSeiten
Artikel: Bernd Duschner
Das Folgende ist ein in vieler Hinsicht aufschlussreicher Beitrag von Bernd Duschner. Er begleitet zusammen mit einer Hilfsorganisation seit Jahren das Geschehen im ehemaligen Jugoslawien, speziell in Serbien. Sein Beitrag macht einmal mehr sichtbar, wie wenig autonom die deutsche Politik ist. Sie ist ein Wurmfortsatz der USA – im Umgang mit Serbien wie mit Russland. Albrecht Müller.
Die Regierung in Belgrad ist die einzige europäische Regierung, die keine Sanktionen gegen Russland verhängt hat. Sie steht unter starkem Druck von Washington, Brüssel und Berlin. Ungeachtet dessen hat Serbiens Präsident Aleksander Vucic am 29. Mai 2022 mit Russlands Präsident Putin einen 3 Jahres-Vertrag über die Lieferung von russischem Gas vereinbart. Die Konditionen sind äußerst günstig für Serbien. Zufrieden konnte die Staatssekretärin im Energieministerium Jovanka Atanatovic verkünden, dass es bis zum Ende der kommenden Wintersaison keine Erhöhung der Gaspreise geben werde. (1)
USA und EU ist die eigenständige Politik des EU-Beitrittskandidaten Serbien ein Dorn im Auge. Als der russische Außenminister Lawrow am 6. Juni, wenige Tage vor dem Besuch von Bundeskanzler Scholz am 10. Juni nach Belgrad kommen wollte, wurden ihm von Bulgarien, Nordmazedonien und Montenegro das Überflugrecht verweigert. Dies sei eine „souveräne Entscheidung“ dieser Nato-Staaten gewesen, möchte der Sprecher des US-Außenministeriums Ned Price glauben lassen. (2) In Serbien hat diese plumpe Demütigung den USA und der EU bei der Regierung und Bevölkerung keine Sympathie eingebracht.
EU will Unterwerfung, keine eigenständigen Mitglieder
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Direktor des Dritten Europäischen Departements des russischen Außenministeriums: Russland vertreibe deutsche Unternehmen nicht und habe nicht vor, ihnen die Tür ins Gesicht zu schlagen
Quelle: Russische Botschaft
Oleg Tjapkin, Direktor des Dritten Europäischen Departements des russischen Außenministeriums
In seinem Interview mit Interfax sprach Oleg Tjapkin, Direktor des Dritten Europäischen Departements des russischen Außenministeriums, darüber, wie Moskau die derzeitige Situation in den Beziehungen zwischen Russland und Berlin einschätzt, darunter auch die Absicht Deutschlands, auf Energieimporte aus Russland zu verzichten. Er äußerte sich auch zu den Aussichten für eine Rückkehr deutscher Unternehmen auf den russischen Markt.
Luftraumsperrung über Russland kostet den Finnen monatlich etwa 1,5 Millionen Euro allein an Navigationsgebühren
Quelle: RTDeutsch
Luftraumsperrung durch Russland kostet Finnland 1,5 Millionen Euro pro Monat
Nach einem Bericht der Zeitung Iltalehti kommt der für die westlichen Airlines gesperrte Luftraum über Russland die finnische Luftfahrtbranche teuer zu stehen. Einerseits gibt es nun weniger Flüge über Finnland nach Asien, da zum Beispiel Flugzeuge aus Amsterdam und Kopenhagen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg und den Sanktionen gegen die russische Luftbranche andere Routen wählen. Dadurch kassiert Finnland weniger Flugnavigationsgebühren.
Andererseits müssen Flugzeuge der finnischen Fluggesellschaft Finnair auf dem Weg nach Asien einen großen Bogen um das Nachbarland schlagen. Die Flugzeiten haben sich teilweise um mehrere Stunden verlängert, da die Maschinen nun über den Kaukasus und den Nordpol fliegen müssen. Beispielsweise dauert jetzt ein Flug aus Helsinki nach Tokio 13 Stunden statt 9. Längere Flüge erfordern auch mehr Treibstoff.
Nach Angaben des Direktors für Flugnavigation beim staatlichen Unternehmen Fintraffic, Matts-Anders Nyberg, verliert das Land monatlich etwa 1,5 Millionen Euro allein an Navigationsgebühren.