Vor Ort
30 Jahre Wiedervereinigung - für viele 30 Jahre Hoffen und Harren ...
Beitrag: Roswitha Engelke
Festakte, politische Sonntags-Reden, Musik und Gaudi ... für eine Einheit bedarf es mehr. Einheit darf nicht nur ein Event sein, sondern etwas, was Menschen verinnerlichen können.
Eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsinstituts Ipsos ergab angeblich, dass viele Deutsche den Mauerfall nach 30 Jahren eher kritisch sehen oder sie können sich nicht zu einer positiven oder negativen Bewertung entscheiden.
1989 hatten DDR-Bürger den Traum im nunmehr vereinten Deutschland frei, gleichberechtigt und gut Leben zu können. Diese Vision ist für die meisten von ihnen eine Wunschvorstellung geblieben.
Vielen Bürgern (allerdings Ossis wie Wessis) drohen im vereinten Deutschland Arbeitslosigkeit und HARTZ IV, ein Bildungsnotstand sowie ein schäbiges Lohnniveau und die Aussicht auf eine Armutsrente ...
Mit Einführung der "Wirtschafts-, Währungs- und Sozialunion" in der DDR am 1. Juli 1990 wurde die Treuhand zur Eigentümerin von 8.000 Kombinaten und Betrieben und Arbeitgeberin von vier Millionen Ostdeutschen. Die sollten freilich gar nichts mehr abbekommen - zehn Tage vor der Währungsunion war das Treuhandgesetz noch einmal gründlich überarbeitet worden. Es hieß dann "Gesetz zur Privatisierung und Reorganisation des volkseigenen Vermögens."
Das einstige Volkseigentum ist zu 85 Prozent an Westdeutsche, zu 10 Prozent an internationale Investoren und nur zu knapp 5 Prozent an Ostdeutsche übertragen worden. Eine Umverteilung, wie man sie noch kaum jemals in der Weltgeschichte gesehen hat.
"Das Volk kann sich sein Eigentum in den Rauchfang schreiben", notierte der Schriftsteller Stefan Heym. - (Mdr Zeitreise)
Die Wiedervereinigung krempelte Deutschlands Darstellung nach außen völlig um.
Auch das Ostdeutsche Kuratorium von Verbänden (OKV) hat sich zum Jahrestag mit einer vernichtenden Stellungnahme über die traurige Realität in Ostdeutschland 30 Jahre nach dem Anschluss der DDR an die Bundesrepublik zu Wort gemeldet:
"Vor 30 Jahren trat die DDR der BRD bei. Viele DDR-Bürger hatten die Illusion, im nunmehr vereinten Deutschland ein friedliches, freies, gleichberechtigtes und wohlhabendes Leben führen zu können. Diese Illusion hat sich für die meisten Bürger nicht erfüllt. Sie sind gestrandet in einem Gesellschaftssystem der Raffgier und des Geldes.
Sie leben in einem Staat, der Kriege führt, beim Waffenexport führend ist, die EU im Interesse des Kapitals dominiert, weltweit durch Ausbeutung von Mensch und Natur Armut erzeugt, Migrationsströme fördert, Flüchtlinge ertrinken lässt oder in menschenunwürdigen Lagern ihrem Schicksal überlässt."
Aber als "besonders schockierend" empfindet das Kuratorium, dass "wir nun in einem Staat leben, in dem die Herrschenden Russland und seine führenden Repräsentanten auf das Übelste verleumden und politisch, militärisch und wirtschaftlich erpressen."
Das Kuratorium wird übrigens von WIKI als linksextremistisch eingeordnet ... ist es tatsächlich linksextrem die andere Seite der Medaille zu beschreiben?
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